Ausbildung PA/EPA als "älteres Semester"

MedTechMan

BRONZE - Mitglied
Guten Tag,

im Hinblick einer beruflichen Neuorientierung liebäugle ich mit der Ausbildung zum PA/EPA. Diesen Schritt hatte ich bereits einmal nach meiner Promotion gehen wollen - habe mich seinerzeit dann aber für die "Industriekarriere" entschieden. Das Interesse für die Kombination aus Technologie + Jura ist stets unterschwellig vorhanden geblieben. Ich bin promovierter Elektrotechniker, Pat-Ing.-Zertifikat vor Jahren in Hagen absolviert und sehr Technologie-interessiert (mit einem Fable für KI).

Wie ist der Beginn einer Kandidatenausbildung mit Ende 40 einzuschätzen, besonders im Hinblick auf
  • Chancen für eine Ausbildungsstelle
  • Chancen/ Risiken bzgl. Ausbildung (sofern es hier abseits der üblichen Themen welche gibt)
  • Wertschätzung durch/ Umgang mit Kollegen
  • spätere "Karrieremöglichkeiten" ?
Herzlichen Dank für Beiträge!
MedTechMan
 

DMX

SILBER - Mitglied
Ich kann lediglich anekdotisch zum dritten Punkt als einer der "Kollegen" sprechen: ich kenne jemanden, der mit 51 die Ausbildung zum Patentanwalt abgeschlossen hat. Davor war er jahrelang, auch leitend, als Entwickler tätig. Sein Alter hat seiner Ausbildung und dem Umgang mit den Kollegen keinesfalls geschadet. Er meint zwar, dass sein Hirn nicht mehr so schnell ticke wie früher und er deshalb länger zum Lernen bräuchte. Dies kann ich aber nicht bestätigen, sondern ganz im Gegenteil - ich fand oft, dass er aufgrund seiner Erfahrung einige Zusammenhänge viel schneller erfasst hat als die meisten, und die Prüfungen hat er mit vergleichbarem Lernaufwand und vergleichbaren Noten abgeschlossen wie die anderen ~zeitgleichen Kandidaten derselben Kanzlei, die allesamt zum Abschluss zwischen 30 und 38 waren. Inzwischen ist er ganz normal im Patentanwaltsberuf angekommen und ich denke nicht, dass er da irgendwelche Nachteile hätte, zumindest hat er nichts dergleichen berichtet.

Was die "Karrieremöglichkeiten" angeht - ich vermute in kleineren Kanzleien wird es schwierig, ab ~Mitte 50 noch verpartnert zu werden. Aber das braucht es ja auch nicht. Mit Ende 40 einzusteigen, bis 52-53 die Ausbildung zu absolvieren, danach bleiben realistisch ca. 15 Jahre bis zur Rente. In der Zeitspanne kann man auch als "einfacher" Associate durchaus gut verdienen, höchstwahrscheinlich besser als in der "Industriekarriere". Es geht in unserem Beruf ja nicht um irgendwelche Jobtitel, in den meisten Fällen gibt es eh nur nur "Partner" und "Nichtpartner", selten mit irgendwelchen (wenigen) Zwischenstufen. Auch ohne "formellen" Aufstieg kann man sich spezialisieren, Kontakte knüpfen, einen Ruf aufbauen, als Freiberufler auch Mandanten anwerben. Da hätte ich keine Bedenken.
 

Pat-Ente

*** KT-HERO ***
Ich schließe mich DMX an. Insbesondere die praktische Erfahrung was die Technik und auch die Abläufe in Unternehmen betrifft kann je nach Kanzlei sehr wertgeschätzt werden.

Aber ich empfehle, auch über einen "Seitenwechsel" beim bisherigen Arbeitgeber nachzudenken, sofern es da eine nennenswerte Patentabteilung gibt. Gerade in diesem Fall kann man seine Erfahrung im Unternehmen oft äußerst gut einbringen.
 

Dapf15

BRONZE - Mitglied
Ich sehe da überhaupt keine Probleme: In den Hagen-Durchgängen sind regelmäßig ü50-Kollegen und -Kolleginnen dabei. Die kommen zwar meist schon aus einer Industriepatentabteilung oder waren als Patentingenieure in einer Kanzlei, so dass sie ohne Amtsjahr den Weg zur PA-Prüfung gehen, aber das spielt keine große Rolle.
Lebens- und vor allem Praxiserfahrung gleichen eventuelle Nachteile der Lerngeschwindigkeit (die ich nicht wirklich sehe) aus. Und nicht zu vergessen: In der Kanzleipraxis haben es ältere Kollegen vor allem im Kontakt mit den Mandanten hinsichtlich der Akzeptanz oft leichter, vor allem wenn es fachlich ans Eingemachte geht...
 
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