Arbeitszeiten und Gehalt

Hallo liebe Leute,

Ich habe mal eine Frage an die fertigen Patentanwälte oder Kandidaten mit weitem Blick in die Branche. Und zwar...

Ich bin aktuell Mechatronik-Student und habe vor einigen Wochen ein Karriere-/Kennenlernevent einer Patentanwaltskanzlei in Baden-Württemberg besucht. Dort wurde mir der Beruf vorgestellt und ich muss zugeben, dass ich Recht begeistert war von der Tätigkeit. (Bisher natürlich noch recht oberflächlich begeistert, ist ja klar)

Geschluckt habe ich aber bei zwei Punkten. Im Positiven Sinne beim Gehalt, was als Partner der Kanzlei, selbstverständlich mit EPA-Weiterbildung, mit 200k beschrieben wurde. Im Negativen Sinne aber bei der Arbeitszeit, die mit ca. 60h die Woche angegeben wurde. Da bleibt natürlich nur wenig Zeit für Hobbys...

Deswegen nun die Frage an euch; welches Gehalt verdient ihr mit wie vielen Stunden in der Woche? Kann man auch mit max. 50h die Woche erfolgreicher Patentanwalt sein? Stimmt für euch die "Work-Life-Balance"? (Ich weiß, Buzzword...)

Ich glaube dem PA bei der Veranstaltung diese Zahlen aufs Wort, aber es muss ja nicht die Berufsrealität von allen PAs abbilden... Daher die Frage nach anderen Erfahrungswerten, gerne auch von euren Kollegen, wenn ihr da eine Übersicht habt :)
Vielen Dank für eure Hilfe!


PS: Im Internet habe ich auch ein Video gesehen wo von 65-80k die Rede ist. Das wäre mir für die zusätzliche Ausbildung dann zu wenig. Da würde ich direkt als Ingenieur anfangen. 200K "braucht" auf der anderen Seite aber auch niemand... Ab da geht es eher um das persönliche Erfolgs-Gefühl.
 

Dokument42

BRONZE - Mitglied
Hallo WerdeIchK4ndidat?,

du schätzt es schon ganz richtig ein. Es gibt von allem etwas. Normalerweise gilt (auch, wenn es hier sicherlich auch Ausnahmen geben wird), dass du als Patentanwalt/Assessor/Europ. Pat. Attorney im Unternehmen deutlich angenehmere Arbeitsszeiten hast. Bei mir im Unternehmen arbeitet nicht mal mein Chef 60 h die Woche. Im Schnitt sind es vlt. 41-42 h je nach Charakter und Motivation. Dafür sind die Gehälter allerdings auch Lichtjahre von 200 k entfernt. Über 80 k würdest du aber auch bei uns kommen (sobald fertig mit der Ausbildung). Beides sollte aber nicht alleinige Motivation sein, um sich für oder gegen den Beruf zu entscheiden. Die Arbeit unterscheidet sich in der Regel fundamental von der Arbeit als Ingenieur oder wiss. Mitarbeiter. Welche Art der Arbeit einem besser gefällt, ist Typ-Sache.

Viele Grüße
Dokument42
 
Hallo WerdeIchK4ndidat?,

du schätzt es schon ganz richtig ein. Es gibt von allem etwas. Normalerweise gilt (auch, wenn es hier sicherlich auch Ausnahmen geben wird), dass du als Patentanwalt/Assessor/Europ. Pat. Attorney im Unternehmen deutlich angenehmere Arbeitsszeiten hast. Bei mir im Unternehmen arbeitet nicht mal mein Chef 60 h die Woche. Im Schnitt sind es vlt. 41-42 h je nach Charakter und Motivation. Dafür sind die Gehälter allerdings auch Lichtjahre von 200 k entfernt. Über 80 k würdest du aber auch bei uns kommen (sobald fertig mit der Ausbildung). Beides sollte aber nicht alleinige Motivation sein, um sich für oder gegen den Beruf zu entscheiden. Die Arbeit unterscheidet sich in der Regel fundamental von der Arbeit als Ingenieur oder wiss. Mitarbeiter. Welche Art der Arbeit einem besser gefällt, ist Typ-Sache.

Viele Grüße
Dokument42
Mit 80k sind die 3-4 Jahre Ausbildung doch aber quasi garnicht zusätzlich vergütet?! Als Ingenieur mit Direkteinstieg nach dem Master habe ich doch nach 3-4 Jahren Berufserfahrung schon mehr als 80k Gehalt. Zumindest in Baden-Württemberg... Oder ist das in deiner Region ein klarer Gehaltssprung gegenüber einem klassischen Ingenieur?

Kennt ihr auch Partner in einer Kanzlei, die "normale" Arbeitszeiten haben? dann natürlich auch mit weniger Gehalt...
 

Userin

Vielschreiber
Ja solche Partner kenne ich. Die findet man nur wahrscheinlich eher nicht in großen Kanzleien. Für mich sind die auch ein Vorbild, weil ich das Gefühl habe, dass die gut Arbeit, Hobbys und Familie und einen Hut bekommen.

Ich denke, wenn man es geschickt anstellt, kann man in dem Job schon eine ganz gute Work-Life Balance finden. Als großen Vorteil des Jobs sehe ich auf jeden Fall, dass sich die eigenen Leistung sehr gut anhand des Umsatzes messen lässt. Es kommt also nicht auf lange Büro Tage an, sondern auf die Effizienz.
 

silvio_h

GOLD - Mitglied
Mit 80k sind die 3-4 Jahre Ausbildung doch aber quasi garnicht zusätzlich vergütet?! Als Ingenieur mit Direkteinstieg nach dem Master habe ich doch nach 3-4 Jahren Berufserfahrung schon mehr als 80k Gehalt. Zumindest in Baden-Württemberg... Oder ist das in deiner Region ein klarer Gehaltssprung gegenüber einem klassischen Ingenieur?

Kennt ihr auch Partner in einer Kanzlei, die "normale" Arbeitszeiten haben? dann natürlich auch mit weniger Gehalt...

Zur Vergütung: Das halte ich für einen Ingenieur mit so kurzer Berufserfahrung (3-4 Jahre) ohne Führungsverantwortung schon für sehr viel. Ich weiß nicht, ob das bei Daimler möglich ist, aber dann sind die wohl auch die einzigen.

Generell: In einem Unternehmen kannst du als Patentanwalt oder IP Manager schon mehr verlangen als Entwicklungsingenieure. Wie viel konkret, hängt halt vom Gehaltsgefüge im Unternehmen ab. Kommt noch Führungsverantwortung dazu, kann natürlich auch der Ingenieur z.B. als Abteilungsleiter 6-stellig verdienen.
 

Dokument42

BRONZE - Mitglied
Mit 80k sind die 3-4 Jahre Ausbildung doch aber quasi garnicht zusätzlich vergütet?! Als Ingenieur mit Direkteinstieg nach dem Master habe ich doch nach 3-4 Jahren Berufserfahrung schon mehr als 80k Gehalt. Zumindest in Baden-Württemberg... Oder ist das in deiner Region ein klarer Gehaltssprung gegenüber einem klassischen Ingenieur?

Kennt ihr auch Partner in einer Kanzlei, die "normale" Arbeitszeiten haben? dann natürlich auch mit weniger Gehalt...
Ich schließe mich da silivio_h an. Ich weiß nicht mit welchen Ingenieuren du dich vergleichst, aber bei uns im Unternehmen sind die Gehälter für Projektingenieure, Entwicklungsingenieure und sogar Projektleiter deutlich unter 80k. Wir gehören jedoch auch nicht zur Spitze des Eisbergs, was Gehälter angeht. Wie bereits ausgeführt, gibt es bei VW, Bayer, Daimler etc. als Ingenieur sicherlich mehr. Dort verdienst du dann aber auch als Patentanwalt über 100k. Wie bei jedem anderen Beruf kommt es sehr auf dich, deine Fähigkeiten, die Region etc. an.
 
Danke für die Berichte zum Gehalt als Patentanwalt und auch die Einordnung zu den 80k, die ich genannt habe. Sicherlich waren die eher hoch angelegt, auch wenn Baden-Württemberg als zusätzlicher Faktor dazukommt.
Insbesondere der Beitrag von Userin hat mir etwas Hoffnung gegeben. Ich muss mich im Master dann wohl nach möglichen Werkstudentenstellen umschauen und etwas schnuppern... :)
 

Progressive

SILBER - Mitglied
Mal ein paar Daten aus der Industrie: Ich verdiene als Entwicklungsingenieur etwa 90 k (ohne Boni) und bin in einem Konzern mit etwa 22000 MA. Meinen Master habe ich vor 10 Jahren gemacht, anschließend eine Promotion und bin jetzt insg. 5 Jahre von der Uni weg. Zwischenzeitlich wollte ich auch Patentanwalt werden, bin aber an eine absolut toxische Kanzlei bzw. Chef geraten. Also die Arbeit selbst war toll, das Arbeitsumfeld einfach nur schlimm.

Wir haben im Betrieb jedenfalls auch einen Patentanwalt, der steht auf derselben Stufe mit meinem Chef (eine Stufe über mir). Ich weiß allerdings nicht, wieviel das ist. Meine Stufe ist die letzte transparente, über mir fangen die Führungskräfte an. Die Positionen sind alle einheitlich je nach Level vergütet. Ich schätze mal, er wird so 10-20 k mehr verdienen und hat einen Dienstwagen.

Letztlich muss ich sagen: Ich wäre zwar sehr gerne Patentanwalt geworden aber meine work-life balance ist mittlerweile, v.a. gemessen am Stress, wesentlich besser. Glaube aber, als PA in der Industrie ist es auch schon ok.. mein Chef hat jedenfalls wesentlich mehr an der Backe, als unser PA, der mit ihm auf derselben Gehaltsstufe steht.
 

kandidat:in24

Schreiber
Meinen bisherigen Erfahrungen nach gibt es bezüglich Gehalt große Unterschiede je nach Region und Kanzlei. Ich kann Dir jedenfalls sagen, dass einige meiner jungen Kollegen mit über 100k nach dem Amtsjahr bei Kanzleien (in München) als angestellte Anwälte eingestiegen sind.

Natürlich gibt es hin und wieder Spitzen bei den Arbeitszeiten. Meiner Einschätzung nach sind jedoch auch Gehälter im unteren sechstelligen Bereich mit vertretbaren Arbeitszeiten erreichbar. Das liegt ab einem gewissen Punkt an der eigenen Effizienz; und auch daran, dass man Kanzleien mit Dumping-Preisen tunlichst vermeiden sollte.

Bei den Partner:innen einer Kanzlei sieht die Welt natürlich ganz anders aus, 50 bis 60 h Arbeitszeit die Woche ist da eher die Realität. Dabei finde ich 200k als "Partner-Einkommen" jedoch eher niedrig gegriffen (wie gesagt, abhängig von Standort und Kanzlei). Einige moderne Patentanwaltskanzleien bieten vielleicht aber auch schon Teilzeit-Partnerschaftsmodelle an, oder planen, solche zu einzuführen. Bei den Rechtsanwälten ist das bereits häufiger zu finden.
 
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