An Patentanwälte in Life Sciences / Biotech

BigDan

Schreiber
Moin!
Ich habe vor kurzem im Bereich Humanbiologie / Genetik promoviert, und überlege ob ich jetzt eine Ausbildung zum Patentanwalt absolviere. Ich finde die Tätigkeit hört sich sehr spannend, habe allerdings noch ein paar Fragen diesbezüglich:

1) Zum einen habe ich in älteren Posts gelesen dass das Feld Biotech/Biologie eher weniger gefragt ist. Trifft das heutzutage genau so zu? Die meisten stellen die man findet sind ja tatsächlich für Physik/Maschinenbau ausgeschrieben.
2) Dann wäre die Frage was genau die schwerpunkte von "Life Sciences / Biotech" überhaupt sind. Ich frage das, weil mein Studium schon sehr auf Humanbiologie / Humanmedizin ausgelegt war (vom B.Sc. bis Ph.D.). Außerdem war ich im B.Sc. und M.Sc. zwar noch (sehr) viel im Labor, wärend der Promotion aber nur noch zu einem kleineren Teil, der Hauptteil war Bioinformatik. Wäre das ein Nachteil? Ich habe auch gelesen dass Chemie ein wichtiger Bestandteil ist (das hatte ich in B.Sc. / M.Sc. zwar auch viel, aber zuletzt doch weniger...).

Vielen Dank schon mal im Voraus, freue mich sehr über einen aktuellen Einblick.

LG Daniel
 

cotardious

BRONZE - Mitglied
Hallo Daniel,
bin selbst Biochemiker und habe im Bereich Neuroregeneration promoviert. War also in einer ähnlichen Situation.

Zu 1) Der überwiegende Teil der Stellenausschreibungen betrifft immer noch Physik/E-Technik/Maschbau. Trotzdem habe ich (und auch andere) es geschafft einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Sofern du räumlich flexibel bist, würdest du deine Chancen auf eine Stelle erhöhen, wenn du in München und/oder Düsseldorf suchst.

Zu 2) Meine während der Ausbildung und des Studiums liebgewonnene Antwort lautet: Es kommt drauf an. Ich habe zum Beispiel nun viel mit Lebensmitteltechnologie zu tun, womit ich vorher überhaupt keine Berührungspunkte hatte. Es sind aber auch immer wieder gentechnologische und pharmazeutische Bereiche präsent.
Dass du viel Bioinformatik gemacht hast, würde ich nicht als Nachteil ansehen. Du kannst es in einer potentiellen Bewerbung ja auch als positiv hervorheben, dass du weitere Fachgebiete kennst. Gerade beim KI-Boom momentan könnte es auch durchaus positiv sein.

Wenn du weitere Fragen hast, gerne auch per PM.

LG cotardious
 

Asdevi

*** KT-HERO ***
Ich bin ebenfalls Biochemiker, mit Promotion im Bereich therapeutische Antikörper.

Deine Qualifikationen liegen durchaus im Kernbereich dessen, was ein "Life Science"-Patentanwalt macht. Humanmedizin (sprich Medikamente) sind ein durchaus wichtiges Gebiet. Es gibt auch Bereiche mit starkem bioinformatischem Einschlag, z.B. NextGen Sequencing und Spatial Analysis.

Allerdings sind die Jobs weniger, wie Cortadorius schon schrieb, weil die Player auf dem Markt weniger sind. Den mittelständischen Maschinenbauer gibt es (noch - bald in Deutschland eher weniger). Mittelständische Pharmakonzerne gibt es nicht. Man arbeitet also entweder für die ganz Großen, oder die ganz kleinen Startups, die eine gute Idee haben und hoffen, dafür von den Großen für viel Geld geschluckt zu werden.

Wenn es dich wirklich interessiert, kann ich nur sagen, Augen offenhalten. Wenn eine Stelle im Biotech-Bereich ausgeschrieben ist, sind deine Qualifikationen sehr passend.
 

BigDan

Schreiber
Vielen Dank für die detailreichen Antworten, die haben mir schon mal sehr weitergeholfen. Das hört sich alles sehr spannend an!
 

AnnaHeide

BRONZE - Mitglied
Ich bin ebenfalls Biochemiker, mit Promotion im Bereich therapeutische Antikörper.

Deine Qualifikationen liegen durchaus im Kernbereich dessen, was ein "Life Science"-Patentanwalt macht. Humanmedizin (sprich Medikamente) sind ein durchaus wichtiges Gebiet. Es gibt auch Bereiche mit starkem bioinformatischem Einschlag, z.B. NextGen Sequencing und Spatial Analysis.

Allerdings sind die Jobs weniger, wie Cortadorius schon schrieb, weil die Player auf dem Markt weniger sind. Den mittelständischen Maschinenbauer gibt es (noch - bald in Deutschland eher weniger). Mittelständische Pharmakonzerne gibt es nicht. Man arbeitet also entweder für die ganz Großen, oder die ganz kleinen Startups, die eine gute Idee haben und hoffen, dafür von den Großen für viel Geld geschluckt zu werden.

Wenn es dich wirklich interessiert, kann ich nur sagen, Augen offenhalten. Wenn eine Stelle im Biotech-Bereich ausgeschrieben ist, sind deine Qualifikationen sehr passend.
Ich würde das meiste bestätigen bis auf ganz groß oder startups.
Dazwischen gibt es eine sehr spannende Welt ;-) die sehr vielseitig
 

BigDan

Schreiber
Vielen Dank nochmals für die Antworten. Mir stellt sich noch die Frage in wie weit ich die Voraussetzungen für das praktisch technische Jahr erfüllt habe. Zählt hierzu nur Arbeit die rein im Labor stattgefunden hat? Ich habe nämlich wie gesagt primär bioinformatisch gearbeitet. Während des Masters hatte ich lange HiWi Jobs, aber diese waren nur um die 10 stunden die Woche (anscheinend brauch man mind. 15 damit es zählt).
 

Maxxter

Schreiber
Über das praktisch technische Jahr würde ich mir keine Sorgen machen. Erstens ist das mit der Promotion eh erfüllt, egal ob im Labor oder vor dem PC und zweitens kann es auch gut sein, dass man Dir anbietet, erstmal nur die europäische Ausbildung zu machen, weil das DPMA im Biotech-Bereich so gut wie keine Rolle spielt. So war das bei mir zumindest, unterscheidet sich aber sicher von Kanzlei zu Kanzlei.

Was Deine Bioinformatik-Qualifikation angeht, ist das grundsätzlich ein großer Pluspunkt. Was für Patente Du genau bearbeiten wirst, hängt natürlich davon ab, was für Mandanten die jeweiligen Partner an Land ziehen. Meiner Erfahrung nach sind die Themen aber in der Regel quer Beet, man muss sich also sowieso in fast alles neu einarbeiten. Bioinformatik ist aber stark im kommen und gerade die älteren Kollegen tun sich da sehr schwer, inhaltlich durchzusteigen. Daher würde ich sagen, dass Du mit Deiner Promotion besser aufgestellt bist als der durchschnittliche Biochemiker.
 
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