Ausbildungskanzlei: Litigation oder Prosecution

Eissturm

Schreiber
Hallo allerseits,

Aktuell befinde ich mich auf der Suche nach einer geeigneten Ausbildungskanzlei, dabei sind mir auch Kanzleien aufgefallen, welche sich auf Litigation spezialisiert haben. Aus diesem Grund wollte ich mich erkundigen, wie sich die Arbeit und auch die Ausbildung je nach Schwerpunkt unterscheidet. Ist einer dieser beiden Schwerpunkte eurer Meinung nach geeigneter für die Ausbildung als der andere? Oder gibt es bedeutsamere Faktoren?
Schon mal Danke im Voraus!
Zur Einordnung: Ich bin Elektrotechniker/Informatiker.

Grüße
 

Pat-Ente

*** KT-HERO ***
Für die grundlegende Ausbildung ist jedenfalls Prosecution wesentlich wichtiger, schon weil die Prüfung (sowohl deutsche als auch europäische) sich zum überwiegenden Teil mit Themen in diesem Zusammenhang beschäftigt.
 

patachon

GOLD - Mitglied
Als jemand, der nach viel Prosecution in der Litigation ist:
für die Ausbildung definitiv Prosecution.
Nicht nur, wie Pat-Ente schon sagt, weil das der Grundstoff der Prüfungen ist.
Prosecution bringt die Grundlagen, die man später in beiden Bereichen anwenden kann.

Jetzt könnte man sagen: das kann Litigation doch auch - erfinderische Tätigkeit oder unzulässige Erweiterung funktioniert im Prüfverfahren nicht anders wie im großen Nichtigkeitsverfahren... und dazu noch spannende große Fälle, große Namen, das müsste doch super sein?
Schon. Aber In der Litigation sitzt man Wochen, Monate an genau einem Patent. Man hat also die Probleme dieses einen Patents gesehen und in aller Tiefe durchgekaut.
In der Prosecution sieht man jeden Tag ein neues Patent (oder eine neue Anmeldung), mit neuen Formulierungen, neuen Schwierigkeiten, neuen Gegenargumenten. Das bringt Schlagzahl, die man anders nicht erreichen kann. Und ich behaupte: nur so lernt man, wie man beispielsweise ein gewünschtes Merkmal rechtlich sauber und für die Mandantin vorteilhaft formuliert, mit Übung, Übung, Wiederholung, leicht unterschiedlichen Fällen.

Außerdem befasst man sich in der Prüfungsphase viel mit dem reinen Patentrecht, recht geradlinig (auch wenn das mal ne Diskussion mit dem Prüfer gibt). In der Litigation natürlich auch, dafür zieht man ja vor Gericht, aber davor stehen Jahre von Schriftsätzen eines Gegners, der zwischen sinnvollen Argumenten auch Nebelkerzen wirft und um wichtige Punkte herum redet. Für einen Anfänger ist erfahrungsgemäß fast undurchschaubar, was davon "richtig" ist und was nur Strategie. Das schränkt den Lerneffekt solcher Fälle spürbar ein.

Es klingt nicht so spannend, aber hol Dir das Rüstzeug in einer mittelkleinen Kanzlei, in der Du sauber ausgebildet wirst, jemand Zeit für Dich hat und Du viele verschiedene Richtungen kennen lernst - Anmeldungen und Bescheide, auch mal einen Einspruch, mal eine Beschwerde. Und wenn Du irgendwann mal Patentanwalt mit ein paar Jahren Erfahrung bist, kannst Du immer noch in alle Richtungen gehen.
 
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