Werbung um neue Mandanten?

ConfoosedPhysicist

GOLD - Mitglied
Zitat Gonzo
Was mich an der Diskussion schon nervt ist der weiter oben geäusserte Generalverdacht, dass alle Anwälte, die von den "verdorbenen Alt-Anwälten" ausgebildet wurden, nun ebenfalls verdorben sein sollen. Das geht sicher an der Realität vorbei.
Ende Zitat

Touché.
Ich hatte versucht zu schreiben, dass in vielen KMU die Erinnerung an die 'Verdorbenen' noch sehr sehr wach ist und damit Jüngeren Aufträge entgehen, weil man in KMU dann halt andere Wege sucht.

Das 'Aussortieren' ist in dem von mir genannten Negativbeispiel erfolgt. Dieser Ihrer Kollegen erhält von mir keine Mandate mehr, dafür aber sicher genug Aufträge von grösseren Unternehmen. Existenzsorgen muss also wohl kaum einer von Ihnen haben, egal ob taube Nuss oder supergut.
 

Besserwisser

BRONZE - Mitglied
Brötchen schrieb:
Jedoch gibt es dabei gleich zwei Probleme:
  • Das "Katze beißt sich in den Schwanz" - Problem, denn wer wenige Mandanten hat wird wohl kaum in einem Juve-Ranking auftauchen und bekommt daher wiederum keine neuen Mandanten.
  • Wird in der Industrie in erster Linie auf die Kosten und erst dann - mit viel Abstand, wenn überhaupt - auf die Qualität geschaut. Wahrscheinlich unter anderem deshalb, weil sich die Kosten sofort, die Qualität erst nach Jahren (z.B. im Einspruch- oder Ni-Verfahren) beurteilen lässt.
Meiner Erfahrung nach achten Industriepatentabteilungen gar nicht so sehr aufs Geld. Stattdessen legen sie mehr Wert auf eine ordentliche Arbeit des PA und möchten dabei selbst möglichst wenig Arbeit haben.
Wenn Patentabteilungen den Eindruck haben, Qualität und/oder Rechnungshöhe sind wiederholt nicht angemessen, sprechen sie den Anwalt wegen der Rechnung direkt an. Ändert sich nichts oder stimmt die Qualität nicht, schaut man sich nach Ersatz um. Und das geht fast ausschließlich über Empfehlungen. Selbstanpreisende Werbebriefe werden wohl kaum berücksichtigt.
 

studi

GOLD - Mitglied
Die soziale Komponente spielt auch eine Rolle. Die Beziehung zwischen Patentabteilung und Anwalt sind meistens langjährig und intensiv, manchmal auch freundschaftlich.

Wenn der Anwalt keinen Mist macht, warum sollte die Patentabteilung dann einen Anlass haben die Mandate an einen anderen zu geben? Ok, wenn der PA augenscheinlich mit dem Mandat nicht zurechtkommt, aber sonst? Ich glaube nicht, dass die Abteilung diese Beziehung in Hinsicht auf Qualitäts- und Effizienzgesichtspunkte ständig hinterfragt. Insbesondere weil es nicht das "eigene" Geld des Entscheidungsträgers in der Patentabteilung ist.
 

grond

*** KT-HERO ***
studi schrieb:
Die Beziehung zwischen Patentabteilung und Anwalt sind [...] manchmal auch freundschaftlich.

[...]

Insbesondere weil es nicht das "eigene" Geld des Entscheidungsträgers in der Patentabteilung ist.
...und plötzlich ist der Straftatbestand der Untreue erfüllt... ;)
 

studi

GOLD - Mitglied
Schön wärs ja. Dann würden die Stücke des Mandatskuchen mal stärker rotieren.

Aber woher nehmen Sie denn Missbrauch und Schaden?

Ich kann Ihnen Folgendes versichern: Wenn die Patentabteilung ausgiebig auf Kosten des PA tafelt und dann auch noch kostengünstig einen Urlaub im Reisbüro von PA's Frau bucht, ist das dem Staatsanwalt völlig wurscht, solange der beauftragte PA bisher fehlerfrei gearbeitet hat. Mehr als arbeitsrechtliche Sanktionen sind da nicht drin, wenns rauskommt.

Ein Unterlassen eines Benchmarking des beauftragten Patentanwaltes im Vergleich zu anderen( wie Sie es in obigen Beiträgen angeregt haben) oder das Unterlassenn eines Wechsels zu einem vermeintlich besseren PA ist keine Pflichtverletzung im Sinne der Untreue. Schmieren allein reicht halt nicht für Untreue. Von der Beweisbarkeit braucht man erst gar nicht zu reden.
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
Die Revisionsabteilungen interessieren sich durchaus für solche Dinge wie opulente Abendessen. Meist fehlen ihnen lediglich die Informationen, weil die Damen und Herren nicht die Spesen das Anwalts sehen. Man sollte sich das aber grundsätzlich nicht mehr so locker vorstellen, wie das mal war. Bei größeren Unternehmen mit Patentbeauftragten sollte man sowieso vorsichtig sein, um nicht den Gegenüber in Probleme zu bringen. Die Meldegrenzen liegen inzwischen häufig im zweistelligen Euro-Bereich, wenn nicht sogar alles an Zuwendungen von Lieferanten gemeldet werden muss. Die Einkaufs-Manager-Affären bei den Autoherstellern haben da Spuren hinterlassen.

Hin oder her - wenn die Arbeit ok ist und der Preis auch im Rahmen bleibt, gibt es keinen Grund für Unruhe, da können die Junganwälte noch so nach Mandaten gieren. Und die Qualität zu beurteilen, ist in erster Näherung eigentlich nicht schwer: Wenn der PA sich schwer tut, die technische Seite zu verstehen (durchaus mal kritisch nachhaken), kann man ruhig vorsichtig werden. Ebenso ist es durchaus erlaubt, auch mal die juristische Seite kritisch zu hinterfragen. Denn wenn der PA vom Patentbeauftragten nicht kontrolliert wird, braucht man eigentlich auch keinen Patentbeauftragten....
 
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