Umgang mit Japanern

V

Verunsicherter

Guest
Hallo Leidensgenossen,

ich bin etwas verunsichert, weil ich erst mit einem japanischen Patentanwalt alleine war und mich mit deren Gepflogenheiten nicht so ganz auskenne.
Vielleicht kann mir (und auch anderen Interessierten) mal kurz die wichtigsten "Tu es" und "Lass es" Regeln sagen. Z.B. Begrüßung usw.

Dank eines verunsicherten Kandidaten schon mal vorab!
 
F

Fernostunkundiger

Guest
Au ja, da wäre ich auch froh! Gibt es niemanden hier mit Japan-Erfahrungen?

Ich hatte neulich einen japanischen Mandanten hier, der kein Wort Deutsch oder Englisch sprach und nicht etwa seinen japanischen PA schickte, sondern einfach mal gleich selbst kam - mit seiner Frau unter dem Arm. Verständigung war keine möglich...
 
J

Japaner

Guest
Was soll man dazu gross sagen?

Ich war mehre Jahre in Japan. Eines habe ich gelernt: Wenn ein Japaner nach Deutschland kommt, dann akzeptiert er unsere Verhaltensnormen. Ich glaube der einzige Fehler, den man da machen kann, ist sich über irgendetwas lustig zu machen.

Ein Beispiel: Japaner "schlürfen" ihre Suppe. Wenn man jetzt als Europäer sich hinsetzt und aus Respekt fleisig mitschlüfen will, dann ist das zwar nett gemeint, erweckt aber den Eindruck, als mache man sich lustig.
 
J

Japankenner

Guest
Ich bin leider etwas spät auf den Diskussionsbeitrag gestoßen, deshalb noch ein paar nachgereichte, aber hoffentlich nicht zu späte Tipps. Den Ausführungen von "Japaner" kann ich zustimmen: nicht versuchen, japanische Verhaltensweisen nachzuahmen oder zu erwidern. Das betrifft auch die Verbeugung, die der Japaner bei der Begrüßung aus alter Gewohnheit vermutlich machen wird. Diese unterliegt bestimmten Regeln und würde somit vom deutschen Gesprächspartner mit ziemlicher Sicherheit falsch ausgeführt werden und hier ohnehin fehl am Platz wirken (ein höfliches Kopfnicken bei der Begrüßung genügt völlig).

Ansonsten noch einige allgemeine Regeln:

  • Hände schütteln, aber nicht zu lang und nicht zu kräftig
  • Visitenkarten unbedingt dabei haben; diese nicht aus der Brieftasche nehmen, die vorher in der Gesäßtasche gesteckt hat (wirkt erniedrigend); Visitenkarte mit beiden Händen übergeben bzw. erhaltene Visitenkarte mit beiden Händen in Empfang nehmen und lesen (und dann nicht achtlos irgendwohin wegstecken, schon gar nicht in die Gesäßtasche)
  • Bei Unterhaltung auf Englisch langsamer als normal sprechen, wenn man merkt, dass der japanische Gesprächspartner sich beim Verständnis schwer tut: Englisch ist für Japaner nun einmal eine schwierige Sprache, und alle, die Zeit in Japan verbracht und sich ins Studium der japanischen Sprache gestürzt haben, kennen umgekehrt das tolle Gefühl, das man hat, wenn man einem schnellen Wortschwall ausgesetzt ist, für dessen "Dekodierung" man einfach nicht genug Zeit hat.
  • Ansonsten kann höfliche Konversation zur Überbrückung der Zeit, bis der eigentlich gewünschte Ansprechpartner in der Kanzlei kommt, im wahrsten Sinne des Wortes "Small Talk" sein. Einfache Fragen wie "Do you like Germany?", "Do you like German food?" usw. sind durchaus in Ordnung: Während meines mehrjährigen Aufenthalts in Japan hatte ich solche Unterhaltungen in umgekehrter Situation unzählige Male, wenn irgendwelche Zwischengesprächspartner aus Höflichkeit auch mal von japanischem auf englischen Small Talk umschalteten. Die meisten Japaner älteren Jahrgangs hatten übrigens während des Studiums Kontakt mit der deutschen Sprache und werden solche Erinnerungen gerne aus dem Gedächtnis hervorkramen.
  • Ein japanischer Mandant, der weder Deutsch noch Englisch spricht (also nicht einmal ein bisschen Schulenglisch), dürfte allerdings eine ziemliche Ausnahme sein, zumal meiner Erfahrung nach Japaner auch niemals Geschäftliches mit Privatem vermischen (sprich: die Ehefrau zu Geschäftstreffen mitbringen). Da hilft nur eines: fleißig Getränke nachschenken und hoffen, dass der des Japanischen mächtige Anwalt der eigenen Kanzlei möglichst bald kommt.... Wenn das zu lange dauert, ist es wohl für beide Seiten besser, wenn man mit der Entschuldigung, den Ansprechpartner zu suchen, das Zimmer verlässt: Alleine in einem Konferenzzimmer zu warten ist auch für Japaner durchaus üblich, ohne Gesprächsmöglichkeit mit jemandem darin eingesperrt zu sein ist dagegen gleichermaßen peinlich.
 
C

corvinus

Guest
ein lustiger thread...

aus wenn auch wenigen Jahren ( und auch mal in Südostasien rumgerutscht) Erfahrung kann ich folgendes beitragen: vergeßt den ganzen Versuch die Burschen aus der Ecke (also Korea, japan, china usw) auch nur annähernd zu verstehen, selbst wenn ihr zB Go besser als die Typen spielt und Euch zur Not über japanischen Literatur des 12/13 jhdts nCHr. auslassen könnt, Kurtisanenromane der Chinesen gelesen habt (Kin Ping Meh usw), die nebenbei umwerfendste sammlung japanischer Schwertgriffe in Europa (in Köln..) gesehen und bewundert habt und Bucheinbände in Holztfurnier total scharf findet.

Geht in Jp/Kr/CN , wenn ihr dort schon Eure Zeit verplempern müßt mit den Jungs in die Kneipen, singt halt auch mit und versucht, dass E ure Leber das irgendwie überlebt, wenn die auf die Wahnsinnsidee komen Euch in De zu besuchen: ab ins Nobelrestaurant, Typen abfüllen und ins Taxi setzen und hoffen, dass die keine Aufträge schicken; Schon der Versuch die zu verstehen ist zum Scheitern verurteilt, selbst unser Oberjapanologe (mehrere Jahre in JP und JP nahezu perfekt) hat es nie so richtig verstanden, was die wirklich wollen.

Fazit: Schickt denen Geschäft und sagt ohne den zeitaufwendigen Versuch einer interkulturellen verständigung, dass Ihr genauso viel mindestens zurückhaben wollt; Geld verdienen ist meiner erfahrung nach universal verständlich, der rest ist nett für die allgemeinbildung (Sorry für den etwas sarkastischen Ton, aber die Lernkurve ist ziemlich steil, wenn man mit so Vögeln tun hat)
 
G

gast2000

Guest
Nanu, Corvinus, was ist los? Es ist doch noch gar nicht Oktoberfestzeit???

Ich bin ja auch dankbar dafür, dass sich meine interkulturellen Verständigungsprobleme in der Arbeit auf die USA beschränken, aber wenn jemand von uns die Frage stellt, wie er mit Japanern umgehen soll, weil er/sie gar keine Erfahrung hat, ist Dein Beitrag - gelinde gesagt - wenig hilfreich.
 

Horst

*** KT-HERO ***
Es werden doch konkrete Tipps gegeben:
wenn die auf die Wahnsinnsidee komen Euch in De zu besuchen: ab ins Nobelrestaurant, Typen abfüllen und ins Taxi setzen und hoffen, dass die keine Aufträge schicken;
Außerdem muss man hier auch mal Dampf ablassen dürfen, das steht corvinus zu.

Ein bisschen merkwürdig sind die Jungs ja auch. Ich würde mal gerne wissen, was die so allgemein von uns denken.
 
G

gast2000

Guest
Horst schrieb:
Außerdem muss man hier auch mal Dampf ablassen dürfen, das steht corvinus zu.

Ein bisschen merkwürdig sind die Jungs ja auch. Ich würde mal gerne wissen, was die so allgemein von uns denken.
Ja, klar darf man auch mal Dampf ablassen. Es war nur ein bißchen ungewohnt, von einem Teilnehmer, der sonst immer sachlich ist. Also: es sollte keine persönliche Kritik sein.

Und was die Jungs aus Fernost von uns denken: Angeblich ist "Butterstinker" ein weitverbreitetes Schimpfwort, um Europäer zu bezeichnen, die den strengen japanischen Hygienevorstellungen nicht entsprechen (hab ich mal irgendwo gelesen)...
 
P

Plempi

Guest
Ich denke sie halten uns immer noch (zurecht) für langnasige, rundäugige Barbaren.
 

Horst

*** KT-HERO ***
...und wie die Nase des Mannes, so sein Johannes.

Wuhahaha, kleiner Herrenwitz am Rande. Ich bitte um Verzeihung.
 
C

corvinus

Guest
ja ok, mag ja etwas unsachlich gewesen sein, aber manchmal kocht der frust hoch, wenn man mit den Burschen immer noch nicht zu Rande kommt egal ob man denen Aufträge schickt oder nicht, in Karaoke Kneipen in irgendwelchen südostasiatischen Städten mitsingt etc; aber wie gesagt, das riskikoärmste ist nach wenigen Jahren Erfahrung wirklich, die gegenseitigen Umsatzzahlen auf den Tisch zu legen und auf reziprozität diskret hinzuweisen und mit denen in etwas typisch deutsches essen zu gehen, in JP oder KR oder CN passiert meiner Erfahrung nach nämlich genau das gleiche. Tip: einfach nur aufs business konzentrieren, sonst ist man (wie wir anfangs und noch jetzt) enttäuscht.
 
J

Japaner

Guest
[quote:Gast2000]
Horst schrieb:
... Angeblich ist "Butterstinker" ein weitverbreitetes Schimpfwort ...
Butterstinker ... nettes Wort. Ich kann mir vorstellen, dass das Leute sind, die in ein gut gepflegtes Ryokan reinrennen, ohne sich die Schuhe am Eingang auszuziehen. Das ist für Japaner besonders angenehm, wenn man aus dem strömenden Regen kommt.

Allgegemein finde ich das hier keine Art von "Dampf ablassen" sondern eher billiges Stammtischgelaber. Sicher sind Japaner anders, aber man sollte sich hüten sie zu bewerten. Wer mit den Leuten nicht zurechtkommt, der sollte sich auch nicht mit ihnen auseinandersetzen.
 
G

gast2000

Guest
Japaner schrieb:
Sicher sind Japaner anders, aber man sollte sich hüten sie zu bewerten. Wer mit den Leuten nicht zurechtkommt, der sollte sich auch nicht mit ihnen auseinandersetzen.
Jo, alles klar. Nur war - bevor der Thread in "billiges Stammtischgerede" abglitt;-) - genau die Frage angesprochen worden, was man tut, wenn man es nicht vermeiden kann, sich mit ihnen auseinanderzusetzen (schließlich überlassen die wenigsten Kanzleien die Auswahl ihrer Mandanten den Kandidaten...;-)).

Und wenn wir "Kulturen-Bashing" betreiben wollen...das sollten wir vielleicht wirklich Herrn Huntigton überlassen. Aber einzelne frustrierte Stimmen sind imho noch kein "billiges Stammtischgerede".
 
J

Japaner

Guest
Ja, da stimme ich Dir zu. Ich habe während meiner Zeit in Japan viele Deutsche, Amerikaner und andere Ausländer mitbekommen. Der Tenor war: "die spinnen die Japaner". Da gibt es auch ein sehr nettes Buch dazu.

Was man vielleicht beachten sollte ist, dass wenn man mit einem japanischen Mandanten zu tun hat, wird man kaum mit dem unkomplizierten Mitarbeitern zu tun bekommen, sondern eher mit den schon sehr weit aufgestiegenen Chefs und/oder Patentanwälten. Diese haben in Japan natürlich ein hoches Ansehen (wie in Deutschland wahrscheinlich auch) und lassen das sehr gerne auch weit heraushängen. Das führt wahrscheinlich zu den Missverständnissen. Aber man sollte sich vor Augen halten, dass es sich hier um Überheblichkeit handelt, der man unwillkürlich ausgesetzt ist. Das muss man einfach an sich abprallen lassen.
 
F

Fenris

Guest
"Butterstinker" kommt soweit ich weiß daher, dass man es uns angeblich "anriechen" soll, dass wir viel Milch/Milchprodukte zu uns nehmen, wie Käse, Butter, Joghurt, alles was die Asiaten eher meiden (ist ja verfaulte Milch!).
Über die Haut lässt sich das dann wohl in Summe riechen; genauso riechen Asiaten nunmal entsprechend ihrer Nahrung anders "durch die Haut".

Sorry, weicht jetzt etwas vom eigentlichen Thread ab, aber ich dachte, das sei im Zusammenhang interessant.

Grüße... ...und nebenbei Hallo! an alle Mitkandidaten,

Fenris
 
J

Japankenner

Guest
Hmm..., wobei ja auch die japanische Küche einiges enthält, was man in diesem Sinne als "verfault" bezeichnen könnte (ich denke an "Natto" und Schlimmeres).

Aber zurück zum Thema. Nach meinen Erfahrungen in Japan besteht gerade bei Japanern weniger die Neigung, irgendetwas heraushängen zu lassen oder sich überheblich zu verhalten. Das ist eine Geisteshaltung, die man eigentlich eher im Westen antrifft. Bei Japanern wird alles (Status, Umgangsformen etc.) in einen starren Verhaltenskodex gezwängt, der für so was kaum keinen Platz lässt. Insofern waren die eingangs von "Verunsicherter" und "Fernostunkundiger" gestellten Fragen schon ziemlich sinnvoll: warum sollte man den ersten Eindruck bei Mandanten/Patentanwaltskollegen durch einfach vermeidbare Fehler verderben, mit denen man irgendwelche Grundregeln dieses Verhaltenskodex verletzt - selbst wenn der in Deutschland formal außer Kraft gesetzt sein sollte? Zumindest sollte es besser nicht der Kandidat sein, der dabei ins Fettnäpfchen tritt.

Dass selbst bei "perfektem" Verhalten nicht eine tolle Zusammenarbeit garantiert ist, ist auch klar. Insofern kann ich den gefrusteten Corvinus schon verstehen: Wenn 10 Aufträge von DE nach JP gehen und vielleicht gerade mal einer dafür zurückkommt, und die 10 Aufträge noch großzügig abgerechnet werden, obwohl vielleicht gar nicht soviel selbständige Arbeit drinsteckt, dann wäre das natürlich eine ganz andere Art von Überheblichkeit....
 
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