Re:

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Goldi

Guest
Re:

1. Arbeitsalltag:

lesen (entweder Erfindungsmeldungen oder Anmeldung, Prüfungsbescheid und Dokumente zum Stand der Technik) - verstehen - diktieren - korrigieren. Letztlich geht es immer um den Vergleich eines Gegenstandes nach ANspruch mit einem anderen Gegenstand (Stand der Technik oder Verletzungsform) 90%

Ab und an mal eine mündliche Verhandlung, da geht es dann um's gleiche Thema 8%

Ab und an mal eine Rechtsfrage
(Recherchengebür nicht gezahlt - Ist die Anmeldung weg??
Ich will meine Lizenzgebühr nicht zahlen - Kann ich das Schutzrecht vernichten??) 2%

Übersetzungen fallen an, wenn die Kanzlei viele Auslandsmandate hat. Werden mit 0,2-0,3 €/Wort beim Mandant abgerechnet. Sollte im Idealfall beim Übersetzer landen. Wenn es der Kandidat machen muss, ist es oft Ausbeutung, es sei denn, es wird extra bezahlt.
Anwälte machen es i.d.R nicht, es sei denn aus Spaß an der Freud'


2. Geld (alles Jahresangaben)

  • Kandidat in Kanzlei: 20-30 k€
  • Kandidat in Industrie 40-55
  • beide Zulassungen (EP und DE), also frühestens nach 4 a:
a) Industrie: 70-100, als Gruppenleiter 100-120, Abteilungsl. 150-250
b) Kanzlei: Freiberufler mit 100-150 € pro abgerechneter Stunde ist üblich, davon keine weiteren Personal/Sachkosten abzurechnen.
Je nach Arbeitswut, Produktivität, (unbezahlter !) Aquisetätigkeit, zugeteilten Akten und Talent kommen 3-6 abgerechnete h zusammen, 5-6 Tage die Woche
(unter 3 zahlt Dir bald keiner mehr das Büro, Erwartungshaltung in Bezug auf die o.G. variiert stark zwischen den Kanzleien. Ich hatte ein Angebot, da wurden 250k€ Jahresumsatz erwartet)
c) Partner
erster Anteil des Gehaltes wie b) Hinzu kommt ein Anteil am Gewinn, d.h. Du profitierst von der Arbeit anderer Leute. Die Höhe hängt von Deinem Anteil an der Kanzlei und deren Größe ab. Partner bedeutet auch Risiko, Du haftest für Gehälter, Miete und verauslagte Kosten.
Alt-Partner haben kein Interesse, den gleichen Gewinn durch mehr Köpfe zu teilen, Du musst also einem "Alten" seinen Anteil abkaufen oder so viele Mandate anwerben, dass Du dich selbst ernärst. Alternativ ist eine eigene Gründung... obacht: Freie Berufe unterliegen einem Werbeverbot.



Kanzleien sind oft kleinere Betriebe ohne Tarifvertrag und Betriebsrat, wenn da die Chemie zwischen den Mitarbeitern nicht stimmt, wird's die Hölle. Es gibt Ansammlungen von Arbeitstieren und Freizeitorientierte, Konservative Anzugträger und Hemd-nicht-in-die-Hose-Stecker. Suche Dir den Laden, der zu Dir passt.
Wer nicht sagt was er will geht schnell mal unter, und kein Personalrat zum Ausweinen... Nach 3 Wechseln hat aber jeder die Kanzlei die er verdient.

Meine derzeitige Arbeitszeit: ca. 38-40 h/Woche, ca. 5 h/Tag abgerechnet. Ich kann meine Rechnungen zahlen und das Geld auch noch ausgeben. Wer am großen Internationalen Rad drehen will, wird um regelmäßige 6-Tagewochen nicht rumkommmen, kann aber dann mit dem Cayenne ins Büro fahren. Als Steigerung in den großen Kanzleien gibt's dann am Sonntag noch gemeinsames Freizeitprogramm....
 
G

GAST_DELETE

Guest
Vielen Dank für diese sehr hilfreiche Zusammenfassung.
Das ist genau das was ich als Interessent wissen möchte.
Ohne großes blabla auf den Punkt gebracht.
Nochmals Danke!
 
G

Geologe

Guest
Das ist eine sehr schöne & kluge sowie realistische Zusammenfassung des Alltags des PA.

(Wir stecken übrigens das Hemd in die Hose, wenn Mandanten kommen.)
 

east_european

Vielschreiber
Verdienstunterschied zwischen Kollegen

Goldi schrieb:
12. Geld (alles Jahresangaben)

  • Kandidat in Kanzlei: 20-30 k€
  • Kandidat in Industrie 40-55
Anwalt
a) Industrie: 70-100, als Gruppenleiter 100-120, Abteilungsl. 150-250
b) Kanzlei: Freiberufler mit 100-150 € pro abgerechneter Stunde
Und wie viel in der Industrie cca 3 - 5 oder gar 10 Jahren nach EQE?

Den Unterschied zwischen 70 -100.000 scheint mir eng. Das würde bedeuten dass im schlimmsten fall man verdient nur ein Drittel weniger als der bestverdienste 5 jahre ältere Kollege?

?
 

Joerch

SILBER - Mitglied
Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass die Arbeiten auch davon abhängen können, ob es sich um eine gemischte Partnerschaft mit Rechtsanwälten handelt.
Bei uns ist das der Fall und ich arbeite etwa 80% für die PA´s und 20% für das "Legal Department". Die Fälle dort sind sehr interessant und komplex, da es meist um Marken- bzw. Geschmacksmusterverletzung geht.

Ansonsten trifft die Beschreibung oben zu.
 

Primzi

GOLD - Mitglied
East european,

Ich kann es bestätigen. Ich arbeite in der Außendienststelle der Patentabteilung eines CH/DE Pharmaunternehmens und nach Paar Jahren als EPA verdiene ich vielleicht 20% mehr als ein jüngere Kandidat mit 2-3 Jahren Berufserfahrung.

BG
 

Joerch

SILBER - Mitglied
Ally McBeal schrieb:
20000 € BRUTTO im Jahr? Da bleiben ja mehrere hundert € im Monat! Ich hatte mal was von 40000 € hier gelesen....
Ich denke von dem Gedanken mit den 40 k solltest du dich schnell verabschieden. Selbst in München ist das nicht sehr realistisch. Es hängt natürlich auch von den anderen Bedingungen ab (Kosten Hagen, Material,etc.), ob diese von der Kanzlei übernommen werden oder nicht.
 

muc07

Schreiber
€ 40,000 p.a. sind nicht unrealistisch - es kommt einfach darauf an, was Dir Deine Kanzlei bezahlen will.

Ich bekomme bei einer großen Kanzlei in München deutlich über € 40,000 p.a. (+ Hagen).
 

muc07

Schreiber
@ Primzi

Bin Kandidat im zweiten Jahr.

Na na - Du wirst doch nicht dem schnöden Mammon hinterherlaufen.
Das weisen die meisten hier im Forum doch weit von sich!
;-)
 

muc07

Schreiber
@ Pimzi

Was das Gehalt eines fertigen Anwalts in unserer Kanzlei betrifft, kann ich leider nicht mit konkreten Zahlen dienen.

Bei den Münchner Kandidaten, die ich kenne, liegt das Einkommen zwischen ca. 33 000 und ca. 45,000 € p.a..
Die Kandidatengehälter sind in einigen Kanzleien in den letzten 1,5 Jahren zum Teil deutlich erhöht worden.
 
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