Allg. Publikationen

Unwissender

Vielschreiber
Hallo,

ich wollte einmal fragen, inwieweit Erstautorpublikationen für eine Bewerbung als Kandidat wichtig sind (als Biochemiker).

Lg
Unwissender
 

Elmar

BRONZE - Mitglied
Also, das ist bis zu einem gewissen Grad bestimmt kanzleiabhängig, da einige durchaus Wert auf den Dr. und vielleicht auch auf die Publ. legen.

Mir selber sind solche Veröffentlichungs-Anforderungen jedoch noch nicht zu Ohren gekommen, weswegen ich mir auch keinen Kopp darüber zerbrechen würde. Soll heißen, wenn Du PAK werden willst, solltest Du Dich dadurch nicht abbringen lassen. Nach meinen Veröffentlichungen hat mich auch keiner gefragt. Und sieh Dir mal die ganzen Ingenieure (Maschbau etc.) an, von denen ich glaube, dass diese Gruppe der PAs die wenigsten promovierten vorweisen kann (liegt in der Regel an den zum Teil vorherrschenden unmenschlich langen Zeiten bis zur Promotion (5-6 Jahre).

Bei Biologen und Chemikern ist, wie in der Industrie, der Dr. oftmals Vorraussetzung um überhaupt einen Job zu bekommen.

Gruß
Elmar
 

union

*** KT-HERO ***
Erst- oder Mitautorpublikationen sind ziemlich unwichtig.

Wichtig neben der fachlichen Qualifikation sind für Biochemiker eher
#Doktortitel
#Englischkenntnisse

union
 

Khisanth

SILBER - Mitglied
Ich kann meinen Vorrednern nur bedingt zustimmen. Wenn man sich die Lebensläufe der PAs im Life Science-Bereich auf Kanzleiseiten anschaut, wird dort häufig betont, dass man publiziert hat, vermutlich, weil man hofft, potentielle Mandanten, die gerade im Biotech-Bereich häufig aus der Forschung (Unis, MPIs) kommen, zu beeindrucken.

Wenn man noch das begrenzte Angebot an Kandidatenstellen im Biotechbereich und die Tatsache berücksichtigt, dass sich auf eine solche regelmässig mehrere Dutzend Bewerber, viele davon mit Auslandserfahrung und Papers, melden, sind fehlende Publikationen vielleicht kein k.o.-Kriterium, müssten aber schon durch andere besondere Qualifikationen ausgeglichen werden.

Z.B. macht sich in Punkto Englischkenntnisse ein längerer Auslandsaufenthalt an einer US/GB-Uni gut und ein Doktortitel, der nicht von einer deutschen Uni oder schlimmstenfalls von einer Klinik stammt, sondern von einem MPI oder einer ausländischen Uni, und ein prestigeträchtiges Stipendium würde vielleicht helfen.

Mir ist auch eine Kanzlei in München bekannt, die regelmässig Kandidaten einstellt und schon Bewerber ausdrücklich wegen fehlender Publikationen abgelehnt hat. Es gibt sicherlich auch PAs, die darauf weniger Wert legen, aber sei darauf gefasst, dass Dir der Wind der Konkurrenz scharf ins Gesicht bläst... Viel Glück!
 

Unwissender

Vielschreiber
Danke für deine Antwort.

Ich meine, ich hab noch einige Zeit bis zum Ende meiner Promotion (ca. 1,5 Jahre) und daher ist es noch nicht raus, ob ich eine Publikation haben werde oder nicht. Ich wollte soweit nur wissen, inwieweit im worst case die Publikation entscheidend bei der Bewerbung sein kann.
Hast du (oder natürlich auch jemand anderes) eine Idee, wie man sonst noch so seinen Lebenslauf in Richtung PA verbessern kann (neben der laufenden Promotion)?

Nochmal danke

Lg
Unwissender
 

studi

GOLD - Mitglied
Wenn du die Zeit hast, dann mach einen LL.M. beim Angelsachsen. Bringt zwar juristisch nicht viel, aber in den titelgläubigen, deutschen Landen hört es sich gut an. Etwas wird auch hängenbleiben, wenigstens das Juristenenglisch.
 

Khisanth

SILBER - Mitglied
LLM halte ich für nicht praktikabel, weil Zulassungsvoraussetzung idR ein law degree oder mindestens eine berufliche Qualifikation sind, ganz abgesehen, dass es ganz ohne juristische Vorbildung vielleicht etwas viel ist, und auch ca. > 6000 Euro kostet, die man als Doktorand nicht unbedingt hat.

Wie wir oben bereits gesagt haben - nützlich sind profunde (!) Englischkenntnisse (nicht nur ein Sprachkurs, Urlaub o.ä.) oder ein längerer Aufenthalt an einer berühmten ausländischen Uni o.ä., also versuch doch, Deinen Doktorvater dazu zu bringen, dass er Dich
irgendwo hinschickt... Vielleicht hat er einen amerikanischen Kumpel in Harvard?
 

Han Solo

SILBER - Mitglied
Einige Anmerkungen eines Alten Herrn, der diesen thread mit Verwunderung liest (und auch, wenn auch selten, Kandidaten im Chemie/Biotech Bereich ausbildet bzw. einstellt, um den Kanzleibedarf zu decken)

  • Publikationen: was soll das bringen? nichts für den Beruf, gut fürs ego (habe auch welche, wurde , ok ok das in der Steinzeit, auch nie danach gefragt).
  • Englischkenntnisse? Ich wäre schon froh, wenn die meisten Bewerber sich in Deutsch richtig ausdrücken könnten. Das bißchen Englisch lernt man auch so, wir schicken unsere Kandidaten, so sie bleiben dürfen/wollen nach dem Amtsjahr eh noch 3-6 Monate zu einer unserer US Kanzleien, damit sie sich den Patentjargon aneignen. Schon mal Ostasienmandanten betreut und verstanden, was die eigentlich wirklich wollen? Das Englisch dieser Mandanten ist genauso gut/schlecht wie unseres. NB: ich schaue, ob die Bewerber Latein in der Schule hatten; das ist wirklich wichtig, um sich strukturiert zumindest in der Muttersprache ausdrücken zu können.
Englisch ist demgegenüber- Latein oder Altgriechisch- irrelevant, weil es nun wirklich schwer ist, sich darin gut auszudrücken (bevor jemand aus Unwissenheit lacht, hat jemand versucht im Originaltext John Donne zu lesen oder Evelyn Waugh?) Das bißchen Patentjargon bekommt man auch so auf die Reihe, ohne daß man an einer angelsächsischen Uni Spaß haben durfte (ich war auch mal an so was, Rudern und Trinken war dort wirklich wichtig, sonst nicht viel, aber Spaß hatte ich und habe Kurse in Indoeuropäischer Literatur und frühmanieristische englische Literatur statt Chemie/Biotech belegt)

3. Schlußfolgerung (ganz allgemein): fachliche Kompetenz ist die notwendige Voraussetzung, aber nicht hinreichend um erfolgreich zu sein, hinreichend sind die neuhochdeutsch soft-skills genannten eigenschaften, bzw. das, was an den zwei relevanten UK Universitäten als "humanities" zu Beginn gelehrt wird.

4. Titelsammlungen (RA, PA, ETMA, EDA, EPA, LLM, DESS etc) machen sich auf Visitenkarten beeindruckend aus, aber verstehen sie damit wirklich die Erfindung des Mandanten besser ??? Ich lege z.B. Wert auf einen post-doc (egal wo), falls die Promotion noch an der "Heimatuniversität" erfolgte. (Ja richtig, ich lege Wert auf die Promotion, stehe dazu , würde nie einen nicht-Promovierten bzw. jemanden von einer Fachhochschule einstellen )

5. Viel Erfolg bei ihren Bewerbungen
 

Alex:jura

*** KT-HERO ***
Lieber Vorredner,

das mit dem Deutschen scheint in Ihrem Beitrag hier auch etwas verbesserungsfähig zu sein.

Aber ich verstehe Ihren Punkt, auch wenn ich den für teilweise sehr antiquiert und herablassend empfinde.

Nur weil jemanden auszusondern, der nicht die humanistische Bildung eines Abiturs mit großem Latinum genoss oder einen Doktortitel hat, erscheint mir sehr merkwürdig. Sprachliche Struktur kann auch durch Mathematik jemandem zugänglich gemacht werden. Zudem sind in Patenten keine Mann'schen Bandwurmsätze gefordert sondern nur etwas Patentsprech, welches sich der Kandidat im Laufe der Zeit auch aneignen kann (analog zu den englischen Patentbegrifflichkeiten)

Unsere Gesellschaft verändert sich. Dies spiegelt sich auch in den Ausbildungswegen wider. (Anmerkung: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben)

Als Beispiel möchte ich anführen, dass ich "nur" eine FH-Ausbildung habe und zudem einen richtigen Doktor mit herausragenden Publikationen und Noten in einer "harten" Naturwissenschaft gemacht habe. Somit würden Sie mich aufgrund der Promotion also einstellen, jedoch aufgrund der FH-Ausbildung nicht!? Viel Spaß beim Seelenkonflikt.

Egal wie Sie sich entscheiden, ich kann damit leben, da ich ja kurz vor dem Ende meiner Ausbildung stehe.

Und das Englisch ostasiatischer Kollegen wird auch immer besser. Dies ist zumindest mein Eindruck.

Gruß
Alex
 

MPS

GOLD - Mitglied
Han Solo schrieb:
NB: ich schaue, ob die Bewerber Latein in der Schule hatten; das ist wirklich wichtig, um sich strukturiert zumindest in der Muttersprache ausdrücken zu können.
Diesen Mythos, dass man durch Latein seine Muttersprache richtig lernen könne, gibt es nur in Deutschland. Wie wär's denn mit anderen Fremdsprachen (klassisches Französisch oder Italienisch ist auch sehr strukturiert), oder lassen Sie sich doch einfach deutsche Schreibproben des Kandidaten zeigen, anstatt sich auf antiquierte Vorurteile zu verlassen, die im Grunde nur auf die Reproduktion einer sozialen Auslese hinauslaufen.

Und wie mein Vorredner schon sagte : Ihr Deutsch ist auch nicht so doll ...., wenn man sich an Ihre Schreibprobe hält.
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
Alex:jura schrieb:
das mit dem Deutschen scheint in Ihrem Beitrag hier auch etwas verbesserungsfähig zu sein.

Aber ich verstehe Ihren Punkt, ....
Schön:) Wie wäre es, wenn wir gleich ins Englische wechseln?

Patentanwälte, wie man sie gemeinhin so auf weiter Flur antrifft.

Frohe Weihnachten!
 

Han Solo

SILBER - Mitglied
mein zugegebenermaßen nicht perfektes "Computerdeutsch" bitte ich meinem Alter zuzuschreiben, denn der Gebrauch einer Rechnertastatur mittels des Ein-Finger-Suchsystems unterscheidet sich für mich deutlich vom Gebrauch eines Bleistifts, wie er in meiner Generation üblich war.

Zum Thema Latein oder Französisch, Doktortitel /FH etc. empfehle ich als weihnachtliche Lektüre von Pierre Bourdieu "La distinction. Criticque sociale du jugement" (müßte es auch auf Deutsch geben), etwas Ablenkung von der sinnlosen Lektüre geistloser T /G/J/W Entscheidungen....

Frohe Weihnachten vom Millenium Falken wünscht Han Solo mit Chewbacca
 

grond

*** KT-HERO ***
Irgendwie war es ja absolut klar, dass sich hier gleich ein paar Leute über die vorgestellten Auswahlkriterien aufregen würden. Ihr werdet damit leben müssen, oder wollt Ihr Euch über das Anti-Diskriminierungsgesetz bei Han Solo an Bord klagen? :)

Dass Sprache und profundes technisches Wissen die Hauptpunkte bei der Eignung für den Beruf sind, sollte wohl außer Frage stehen. Wie ein Arbeitgeber das überprüft, ist dann dessen Sache...
 

EK

*** KT-HERO ***
Alex:jura schrieb:
Zudem sind in Patenten keine Mann'schen Bandwurmsätze gefordert sondern nur etwas Patentsprech ...
Diese Auffassung höre ich bei Nachwuchsanwälten immer öfter. Woher kommt bloß die irrige Auffassung, mit "etwas Patentsprech" sei es getan? Unglaublich! Gerade gestern habe ich wieder einmal versucht, eine Patentanmeldung zu retten, die von einem "Hurra, ich habe die Zulassung, jetzt geht's los"-Kollegen verfaßt wurde. Auf den ersten Blick liest es sich wirklich gut (typisches "Patentsprech"). Bei genauerem Hinsehen wird klar, daß die Anmeldung nur hingerotzt ist (ein harmloserer Ausdruck will mir dafür nicht einfallen) und die Erfindung nicht einmal ansatzweise verstanden wurde, ganz abgesehen von der Kunst, Feinheiten der Erfindung sprachlich angemessen und intelligent zu verarbeiten. Das hat nichts mit Bandwurmsätzen zu tun, überhaupt nicht. Es geht vielmehr um die Fähigkeit, sich mit Hilfe der deutschen Sprache präzise auszudrücken. Diese Fähigkeit vermisse ich bei immer mehr Patentanwälten.

Das gelbe U schrieb:
Alex:jura schrieb:
Aber ich verstehe Ihren Punkt, ....
Schön:) Wie wäre es, wenn wir gleich ins Englische wechseln?
Patentanwälte, wie man sie gemeinhin so auf weiter Flur antrifft.
Ja, genau!
 

Unwissender

Vielschreiber
Ich möchte ja nur ungern die Diskusion zwischen Lateinern, Altgriechen und PAs stören, aber mir fällt da doch noch kurze eine Frage ein (in langfristiger Vorbereitung auf eine Bewerbung) - danach dürfen Sie auch gerne weiter diskutieren ;)

Macht der Fernstudienkurs "Gewerblicher Rechtsschutz" an der Fernuni Hagen Sinn bezüglich des Lerninhalts und "Eindruck" bei einer Bewerbung?

Lg
Unwissender
 

PK_Schach.Matt

*** KT-HERO ***
Unwissender schrieb:
Macht der Fernstudienkurs "Gewerblicher Rechtsschutz" an der Fernuni Hagen Sinn bezüglich des Lerninhalts und "Eindruck" bei einer Bewerbung?
Ich würde sagen, ohne diesen Kurs sollten Sie sich nicht um eine Anstellung als Patentanwalt bewerben. Einige Kanzleien machen manchmal eine Ausnahme bei Kandidaten, aber nur unter ganz wichtigen Umständen. Gute Chancen haben beispielsweise Biotechnologen auf dem Gebiet der Computervirologie. Da gibt es meines Wissens nach auch kein geeignetes Personal.

Mein Geheimtip: Die besten Chancen haben die Bewerber, die bereits das 8-Monatige Praktikum am Amt und Gericht absolviert haben, denn dann fallen die Kandidaten nicht sinnloserweise aus.
 

grond

*** KT-HERO ***
EK schrieb:
Gerade gestern habe ich wieder einmal versucht, eine Patentanmeldung zu retten, die von einem "Hurra, ich habe die Zulassung, jetzt geht's los"-Kollegen verfaßt wurde. [...] Es geht vielmehr um die Fähigkeit, sich mit Hilfe der deutschen Sprache präzise auszudrücken. Diese Fähigkeit vermisse ich bei immer mehr Patentanwälten.
Früher war eben alles besser. Deshalb stammen ja die besten Anmeldungen auch von den Kollegen, die die Großvaterregelung für sich in Anspruch nehmen durften...

Man sollte nicht vorschnell über Anmeldungen anderer Anwälte urteilen (und schon gar nicht auf deren Grundlage generalisieren). Wenn man sich in die Anmeldung eines anderen hineindenkt, fallen einem immer Fehler auf, für die der Verfasser einfach nur betriebsblind war. Was habe ich schon für Fehler bei Anwälten aller Altersstufen gesehen. Und was habe ich auch schon selbst für fürchterliche Fehler gemacht. Die sind mir dann aber nicht beim Lesen der Anmeldung, sondern beim ersten Bescheid aufgefallen...

Bei wirklich schlechten Anmeldungen überwiegt bei mir aber eigentlich immer der Eindruck, der Verfasser habe die Erfindung technisch nicht verstanden, als dass er sprachlich daran gescheitert wäre, sie zu beschreiben.
 

studi

GOLD - Mitglied
PK_Schach.Matt schrieb:
Unwissender schrieb:
Macht der Fernstudienkurs "Gewerblicher Rechtsschutz" an der Fernuni Hagen Sinn bezüglich des Lerninhalts und "Eindruck" bei einer Bewerbung?
Ich würde sagen, ohne diesen Kurs sollten Sie sich nicht um eine Anstellung als Patentanwalt bewerben. Einige Kanzleien machen manchmal eine Ausnahme bei Kandidaten, aber nur unter ganz wichtigen Umständen. Gute Chancen haben beispielsweise Biotechnologen auf dem Gebiet der Computervirologie. Da gibt es meines Wissens nach auch kein geeignetes Personal.

Mein Geheimtip: Die besten Chancen haben die Bewerber, die bereits das 8-Monatige Praktikum am Amt und Gericht absolviert haben, denn dann fallen die Kandidaten nicht sinnloserweise aus.
Der Beitrag beweist, dass soft-skills beim Kandidaten nicht gebraucht werden.
 
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