promotion vs patentanwalt

lownmower

Schreiber
hallo

studiere maschinenbau und stehe kurz vor dem ende (noch 1ne studienarbeit und diplomarbeit), nun bin ich am ueberlegen ob ich eine promotionsstelle besetzen soll oder mich als kandidat patentanwalt bewerben soll oder zuerst promovieren soll und danach patentanwalt?

was wuerde eurer meinung nach fuer eine promotion und was fuer eine kandidatur als patentanwalt sprechen?
(bzgl. dauer, ausbildungsverguetung, gehalt nach der ausbildung, jobchancen, weiterbildungsmoeglichkeiten nach der ausbildung, zeitaufwand der ausbildung, taetigkeiten nach der ausbildung, usw. konkrete zahlen waeren nett...)

vielleicht gibts hier ja schon einen der das ganze hintersich gebracht hat.

Und wie stark unterscheidet es sich ob ich als dipl. ing eine kandidatur zum patentanwalt eingehe im vergleich zum dr.ing?

vielen dank
 

Alex:jura

*** KT-HERO ***
Hallo,

hier wurde das Thema schon mehrfach erörtert. Einfach mal in den alten Threads nachschauen.

Der Tenor, den ich noch in Erinnerung habe ist folgender:
  • Als Chemiker ist Promotion wohl sehr sinnvoll
  • Als MaschBauer ist dies nicht nötig (eher besser viel Erfahrung als Patentanwalt sammeln)

Gruß
Alex
 

PhD

SILBER - Mitglied
Wichtig ist doch, was Du machen willst - wenn man Interesse dran hat, würde ich schon die Promotion machen, auch wenn man dann erstmal weniger (oder später) Geld verdient. Wenn man kein wirkliches Interesse dran hat können die drei Jahre Promotion schon ein hartes Brot sein, und irgendwann bricht man dann ab...
 
G

goldfinger

Guest
Vor nicht allzu langer Zeit stand ich (ebenso Maschinenbauer) vor der gleichen Entscheidung, für mich war es damals das Ziel PA zu werden und somit erschien mir der direkte Weg besser.

Als Kandidat wirst Du mit Dr.Titel mit ziemlicher Sicherheit keinen Cent mehr Gehalt bekommen als ohne Dr.Titel. Im späteren Berufsleben als PA könnte ich mir durchaus Vorstellen, dass Mandanten geneigter wären jemandem mit Dr. Titel 450€/h zu zahlen als einem einfach Dipl.-Ing. Ob das jedoch wirklich so ist oder ob persönliche Sympathie den fehlenden Titel überwiegt bleibt abzuwarten.

Für Dein persönliches Plaisir oder für die gesellschaftliche Anerkennung könnte der Umweg über einen Dr.-Ing. dennoch reizvoll sein. Zu meiner Zeit dauerte dieser "Umweg" jedoch mindestens 5-6 a, wenn sich dies inzwischen nicht geändert haben sollte, solltest Du es Dir gut überlegen ob Du bereit bist diese Zeit zu investieren.

Viel wichtiger erscheint mir da der Aspekt, dass man ca. 90% des im Studium erlangten nicht in der PA-Ausbildung anwenden wird. D.h. man fängt wieder bei nahezu "null" an, mehr oder weniger als Azubi. Hier könnte es frustrierend sein das gerade mühsam studierte technische Wissen und Können erstmal unbenützt zu lassen. Also wäre aus dieser Sicht ein Ansammeln praktisch technischer Erfahrungen im Rahmen einer Promotion zu befürworten.

Am aller wichtigsten ist es Dir klarzumachen was ein PA so den ganzen Tag macht, worin also die Tätigkeit dieses Berufsbildes liegt. Denn gerade diese Tätigkeit liegt vielen Techniker nicht sondern wird eher als zuwider empfunden. Mach Dir klar ob Du Lust hast Technik allein auf dem Papier zu analysieren und lass Dich dabei nicht von übertriebenen "Gehaltsvorstellungen" irreführen. Diese Zahlen gibt es zwar, sie werden jedoch nur (noch) von Leuten erreicht die auf dem Gebiet gut sind und gehen im Allgemeinen deutlich zurück.

Wünsche Dir viel Glück bei der Entscheidungsfindung!
 

lownmower

Schreiber
hallo

mir geht es nicht um irgendwelche titel oder gesellschaftliches ansehen. und ob ich dr.ing oder PA in beiden fällen werde ich ausreichend verdienen.
ich brauche einfach einen abwechslungsreichen und anspruchsvollen job und da ich mich gerade im praktikum befinde und den ingenieursalltag (inkl. dr.ing) miterlebe weiss ich nicht ob ich promovieren soll.
und frage mich was so ein PA alltag mitsichbringt? leider gibt es ja keine praktika in kanzleien, waere mir aber auch zu doof.....
ich kann mir nur vorstellen dass mit jeden patent ne neue aufgabe ansteht...
aber vielleicht könnt ihr mir da mehr erzählen, zum PA alltag.
 

Alex:jura

*** KT-HERO ***
Hallo,

Praktika in einer Kanzlei sind tatsächlich schwer zu bekommen. Ich bin aber in der Industrie und in Industriepatentabteilungen sind Praktika eher möglich.

LG
Alex
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
Über den Alltag wurde hier schon viel geschrieben. Anhaltspunkt: 90% sitzt Du in Deinem Kämmerlein und wurschtelst in Akten herum, später telefonierst Du 30% (was Dich aber dann oft nerven wird). Dabei ist die Technik meist eher schmalspurig - wenn mal was spannendes kommt, hat man gleich wieder das Problem, dass man es nicht adäquat abrechnen kann. Außerdem hast Du ja bestimmte Mandanten - also auch bestimmte Technik. Oder Du bekommst Dein Zeug aus Übersee. Dann sind zwar verschiedene Technik-Gebiete dabei, dafür ist das Arbeiten nicht besonders erfüllend weil man dauernd über Mittelspersonen agiert und weil man es mit Anmeldungen zu tun hat, die man nicht selber ausgearbeitet hat. Fazit: Man muss ein bischen Glück haben, um die "richtigen" Akten zu bekommen und man muss es mögen (ich mag es, ich bin kein Typ für tägliche Meetings o.ä.).
 

grond

*** KT-HERO ***
lownmower schrieb:
ich brauche einfach einen abwechslungsreichen und anspruchsvollen job und da ich mich gerade im praktikum befinde und den ingenieursalltag (inkl. dr.ing) miterlebe weiss ich nicht ob ich promovieren soll.
Anspruchsvoll ist der Beruf allein wegen der juristischen Seite sicherlich. Auf der technischen Seite jedoch meistens nicht soweit über Kreuzworträtselniveau hinaus. Natürlich kann es sehr anspruchsvoll sein, eine komplizierte Erfindung zu verstehen und gut in einer Patentanmeldung zu beschreiben, allerdings ist das nur ein kleiner Anteil der zu leistenden Arbeit. Für die verbleibende Arbeit ist man zum größten Teil auf eben den Text der Patentanmeldung eingeschränkt und arbeitet mit diesem. Das ist dann hauptsächlich ein Puzzlespiel mit Merkmalen der Erfindung im Lichte der Entgegenhaltungen. Kreuzworträtselspaß eben.

Ob der Beruf auch abwechslungsreich ist, ist fraglich, denn im Alltag kommt schnell Routine auf. Das ist insbesondere dann so, wenn Du einen Großteil Deiner Arbeitszeit für einen einzelnen Mandanten arbeitest und dabei ganz nebenbei zum Experten für Tankdichtigkeitsmessanlagen oder sonst irgendetwas wirst. Dann beschäftigst Du Dich damit, dass jetzt noch etwas verbessert wird, wenn irgendein Flansch konisch geformt ist. Man darf sich nicht vorstellen, dass Patentanmeldungen allesamt den Kaliber von Science-Fiction-Fantasien hätten. Wenn man viel für einen Mandanten und damit auf einem kleinen Technikgebiet arbeitet, schlägt sich das jedoch in hoher Effizienz und damit gutem Verdienst nieder. Muss man sich hingegen für jede Akte erst einmal zwei Stunden lang Hintergrundwissen anlesen, leidet natürlich der Verdienst, dafür ist die Arbeit sicherlich abwechslungsreicher.

Für mich persönlich ist die Arbeit als Ingenieur in der Industrie technisch und inhaltlich auf jeden Fall abwechslungsreicher, obwohl man sich mehrere Jahre mit einem einzigen Projekt beschäftigen kann. Aber genau das ist beim Patentanwalt wiederum der Vorteil: man nimmt eine Akte und legt sie ein paar Stunden später wieder weg. Hat man in einem Vorgang keinen Erfolg, hat man ihn in einem anderen. Geht das Entwicklungsprojekt in der Industrie nach drei Jahren baden, ist der Verlust an investierter Lebensenergie hingegen sehr viel größer (ähnlich auch bei einer Promotion, die am Ende nie fertig wird, was leider nicht selten passiert).

Ein weiterer Vorteil des Berufs des Patentanwalts ist, dass man zwar auch eine hohe Arbeitsbelastung und oft unverrückbare Fristen hat, jedoch niemals ein einer Situation "Maschine steht beim Kunden und funktioniert nicht" vergleichbarer Druck aufkommt.

Ich habe aber schon Ingenieure erlebt, die in die Patentabteilung gewechselt sind und bald wieder geflohen sind: "zuviel Papier". Wenn man also einer von den Ingenieuren ist, für die der schlimmste Teil der Arbeit die detailierte Dokumentation des Entwickelten ist, dann ist man als Patentanwalt sicherlich falsch.
 
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