Allg. Promotion - Universität oder Industrie?

wk

BRONZE - Mitglied
Guten Tag,

zurzeit bin ich Maschinenbaustudent und nähere mich meinem Diplomabschluss. Da ich an das Studium eine Promotion anschließen möchte, hoffe ich, dass man mir hier Ratschläge geben kann, ob diese an der Universität oder in der Industrie zu bevorzugen ist?

Welche Vor- und Nachteile bietet welcher Weg?

Mein Ziel ist es möglichst gut vorbereitet schnell die Ausbildung zum Patentanwalt beginnen zu können.
Sollte man das Hagenstudium vllt. parallel zur Promotion laufen lassen?

Hoffentlich ist jemand mit dem Thema vertraut und kann mir weiterhelfen.

Vielen Dank
 

ip_kandidat

GOLD - Mitglied
wk schrieb:
Mein Ziel ist es möglichst gut vorbereitet schnell die Ausbildung zum Patentanwalt beginnen zu können.
Dann solltest Du Dich baldmöglichst um eine Kandidatenstelle bemühen, vorausgesetzt Du kannst ein Jahr praktisch-technischer Tätigkeit nachweisen.

Eine Promotion ist gerade der falsche Weg, um möglichst schnell die Ausbildung beginnen zu können. Zumal eine Promotion auch keine "gute Vorbereitung" ist, denn die Tätigkeit unterscheidet sich grundlegend von der des Patentanwalts.
 

Alex:jura

*** KT-HERO ***
Hallo,

kommt darauf an....

Hierzu wurde prinzipiell schon viel geschrieben. Einfach mal die alten Threads durchstöbern.

Hagen parallel zu machen geht nicht, da man zum Hagenstudium nur über die Kammer angemeldet werden kann. Die Kammer macht dies nur, wenn man zugelassener Kandidat ist oder mind. 5 Jahre als Patentsachbearbeiter in Vollzeit in der Industrie gearbeitet hat.

Du kannst das Bachelor Studium in Hagen machen und wenn Du fertig bist kann das zumindest Teilweise Hagen ersetzen oder verkürzen (Siehe Homepage DPMA/Kammer). Aber mach das nicht, da das extrem aufwändig und zeitintensiv ist.

Die Promotion in der Industrie bietet vielleicht schon den Vorteil mehr mit Patenten zu tun haben zu können (hoch spekulativ). Fraglich ist, ob dies ein Vorteil ist. Der Rest ist eben Geschmackssache (nicht ...muster).

Warum überhaupt Promotion? Wenn Du Patentanwalt werden willst, fange doch nach dem Jahr prakt. Tätigkeit direkt an.


Gruß
alex
 

ConfoosedPhysicist

GOLD - Mitglied
Wenn man einfach schnell Patentanwalt werden möchte, kann man meiner Meinung nach die für den deutschen Patentanwalt erforderliche Praxis auch 'einfach so' in der Industrie als Ingenieur erwerben. Man darf halt nicht im Einstellungsgespräch oder am ersten Tag sagen, dass man eigentlich vorhat, bald wieder zu gehen, um Patentanwalt zu werden. So kann man in meinen Augen prima über die Realität 'da draussen' lernen, versteht spätere Mandanten besser als rein universitäre Doktores (die das aber auch lernen können) und hat noch Lebenszeit gespart. Der einzige Nachteil liegt im Briefkopf, im Internetauftritt und im Schild der Kanzlei. Wenn das Ego des Patentanwalts an diesen Stellen die zwei Buchstaben braucht, muss es natürlich eine Promotion sein.
 

wk

BRONZE - Mitglied
Danke. Nein, praktische Berufserfahrung habe ich noch nicht. Ich habe diverse (Auslands)Praktika absolviert und ein Jahr als Werkstudent, sowie als studentische Hilfskraft an der Universität gearbeitet. Jedoch befürchte ich, dass das nicht die Art von Berufserfahrung ist, die ausreicht. Die Promotion möchte ich gerne in Angriff nehmen, da ich noch den Drang habe wissenschaftlich weiterzuarbeiten.

Ist es nicht so, dass man sich die Promotionsdauer als benötigte Berufserfahrung anrechnen lassen kann? Was mit "schnell" meinte ist Folgendes:
Ich hörte von mehreren Personen, dass eine Industriepromotion generell aufgrund des erhöhten Praxisbezugs empfehlenswert sei. Allerdings bindet man sich damit i.d.R. auch für einige Jahre an das Unternehmen, wenn man dort promoviert hat. Das würde ich jedoch gern vermeiden. Die Vor- und Nachteile diesbezüglich kann ich leider unzureichend abschätzen.
 

ConfoosedPhysicist

GOLD - Mitglied
Ja, es wird auch eine Uni-Promotion als Praxis angerechnet.

Aber den Vorteil gegenüber der 'normalen, einfachen' Industriepraxis als Ingenieur, den sehen hier die wenigsten, die die Frage beantwortet haben, wenn überhaupt einer. . .
 

wk

BRONZE - Mitglied
Wirklich erstaunlich, dass bisher jeder gegen eine Promotion gesprochen hat. Zumal 2/3 der Patentanwälte promoviert haben.

Es sind für mich sehr interessante Denkansätze dabei, die ich berücksichtigen werde.

Allerdings glaube ich nicht, dass die zwei Buchstaben nur für das Ego sind. Zumal sie einerseits nur das Resultat wissenschaftlicher Forschungsarbeit sind, glaube ich desweiteren, dass ein Mandant sich bei einem "Dr.-Ing." besser aufgehoben fühlt als bei einem "Dipl.-Ing". Über begründete Gegenargumente würde ich mich freuen.

Danke für eure Ratschläge!
 

ConfoosedPhysicist

GOLD - Mitglied
Also, einer meiner liebsten Erfinder in 'meiner' Industriepatentabteilung ist 'nur' FH-Ingenieur und hat so seine liebe Not mit mir als Uni-Absolventen, mit Dipl. Diese Not würde eher noch grösser, wenn da noch die zwei Buchstaben dazukämen.
 

grond

*** KT-HERO ***
wk schrieb:
Wirklich erstaunlich, dass bisher jeder gegen eine Promotion gesprochen hat. Zumal 2/3 der Patentanwälte promoviert haben.
Nun, die promovierten Ingenieure sind relativ gesehen sicherlich sehr viel seltener als die promovierten Patentanwälte, die sich auf alle naturwissenschaftliche und technische Gebiete verteilen. Bei den Ingenieuren werden drei bis fünf Praxisjahre gewöhnlich als zu einer Promotion gleichwertig angesehen. In Fächern wie Bio/techno/logie oder Chemie hingegen ist man ohne Promotion schlicht ein Nullum.

Wenn Du wissenschaftlich arbeiten willst, dann mach doch die Promotion, es spricht nichts dagegen, außer eben Deine eigene Äußerung, so schnell wie möglich Patentanwalt werden zu wollen. Die Frage Industrie/Universität stellt sich auch dem normalen Absolventen, der ein Promotionsvorhaben beginnen möchte. Es gelten grundsätzlich die normalen Erwägungen (Uni: größere Freiheit, größere Wissenschaftlichkeit, weniger Geld; Industrie: größere Praxisnähe, größere Attraktivität später auf dem Arbeitsmarkt, bessere Bezahlung). Beim werdenden PA kommt aber hinzu, dass er meist nicht mehr in der Industrie, sondern nur noch für die Industrie arbeiten wird. Also kann eine Promotion in der Industrie kaum ein Fehler sein, da eventuell schon gleich das erste Mandat akquiriert und intensiverer Kontakt mit der Industrierealität hergestellt wird. Der Doktorand, der eine gewöhnliche Laufbahn einschlagen will, kommt hingegen noch früh genug in die Industrie.
 

Alex:jura

*** KT-HERO ***
Kurz noch nachgefasst...

Deine Praktika und Werkstudentenzeit kann sehr wohl angerechnet werden. Du muss halt auf 1 Jahr Vollzeitäquivalent kommen.

Am Besten kurz beim Amt nachfragen. So könntest Du noch ein wenig mehr Zeit sparen.

Kurz grundsätzliches. Ich habe einen Dr.. Ich habe das damals gemacht weil es mich interessiert hat!

In der Arbeit mit dem Mandanten macht das keinen Unterschied, da man für die meisten Mandanten der "Herr Patentanwalt" und nicht der "Herr Dr." ist.

Für Chemie scheint es anders zu sein aber als Ing. oder Phys. ist der Dr. für einen Patentanwalt Zeitverschwendung, außer man möchte eben eine Zeit lang wissenschaftlich arbeiten.

Gruß
Alex
 

PeterS

Schreiber
Hallo,

ich bin ebenfalls bald fertig. Allerdings habe ich Interesse daran eine juristische Promotion zu beginnen. Gibt es jemanden, der dazu auch Erfahrungswerte hat?
Ich möchte gerne juristisches Wissen erlangen und finde dazu die Promotion geeignet. Bin selbst ab nächstem Monat frischer Maschinenbauingenieur.

Ich habe schon gehört, dass diese als externe Promotion schneller läuft als am Lehrstuhl.


Dazu habe ich noch zwei Fragen:
  • In welchem Fall kann man die Promotion als Berufserfahrung anerkennen lassen?
  • Darf ein promovierter Jurist mit Dipl.-Ing. als juristische Person vor Gericht auftreten?

MfG
 

Alex:jura

*** KT-HERO ***
Sieht schlecht aus!

Zum Vertreten vor Gericht braucht man erstes und zweites juristisches Staatsexamen.
Vertretung vor Patentamt und Patentgericht braucht man die Patentanwaltszulassung.

Bei den meisten juristischen Fakultäten kann ein Nichtjurist nicht promovieren!

Promotion in Jura bringt absolut garnichts (für den Patentanwalt). Wenn ein Dr. was bringt dann höchsten ein technischer Dr., da die Mandanten einen eher technisches Fachwissen unterstellen könnten.

Gruß
Alex
 

wk

BRONZE - Mitglied
Danke für die zahlreichen Antworten. Es ist schön eine Plattform zu finden, auf der man eine so hohe fachspezifische Aktivität erlebt.

Nun kann ich dem gesamten Sachverhalt entnehmen, dass es für mich nicht wirklich notwendig ist eine Promotion zu beginnen. An wissenschaftlicher Arbeit hätte ich zwar Freude, doch ist mein Augenmerk auf meine berufliche Karriere gelegt. Da ein Dr. anscheinend nicht mehr Ansehen gegenüber den Mandanten bewirkt ist es auch nicht sehr ratsam.

Meine langfristige Planung ist es eine eigene Kanzlei zu gründen oder Partner einer Sozietät zu werden. Und da ich schließlich arbeite um Geld zu verdienen, möchte ich den Ertrag natürlich maximieren. (Und wer möchte das ehrlich gesagt nicht?) Ich kann somit als unpromovierter PA das selbe Honarar verlangen?

Also wäre die Empfehlung der Forumsnutzer das Diplom abzuschließen, die restlichen Monate zu arbeiten um das Jahr mit der benötigten Berufserfahrung zu füllen und anschließend direkt die Ausbildung zu beginnen?
 

Khisanth

SILBER - Mitglied
>Ich möchte gerne juristisches Wissen erlangen und finde dazu die Promotion geeignet.

Die Promotion ist für einen ersten Einstieg in ein neues Fach nicht geeignet. Du würdest einem Abiturienten, der sich für Maschbau interessiert, doch auch nicht raten, noch vor dem Belegen von Grundlagenkursen in Mathe, Physik usw. zunächst die Promotion zu versuchen, oder?

Auch wenn wir mit dem Hagen-Studium nicht wirklich glücklich sind, ist das immerhin ein gangbarer Weg, um einen Einstieg in juristische Arbeits- und Denkweisen zu finden. Wenn Du danach und nach der Patentanwaltsausbildung noch mehr willst, kannst Du immer noch einen LLM machen oder die juristischen Promotionsordnungen nach Lücken absuchen...:)

Einige Kollegen haben übrigens andere Wege eingeschlagen, z.B. eine Promotion in Geschichte der Naturwissenschaften, um sich ohne experimentelle Mühen den Doktortitel nebenbei zu verschaffen. Wäre vielleicht eine interessante Alternative, bei der man zumindest ein wenig auf sein erstes Studium aufbauen kann.
 

PeterS

Schreiber
wk schrieb:
Meine langfristige Planung ist es eine eigene Kanzlei zu gründen oder Partner einer Sozietät zu werden. Und da ich schließlich arbeite um Geld zu verdienen, möchte ich den Ertrag natürlich maximieren. (Und wer möchte das ehrlich gesagt nicht?) Ich kann somit als unpromovierter PA das selbe Honarar verlangen?

Also wäre die Empfehlung der Forumsnutzer das Diplom abzuschließen, die restlichen Monate zu arbeiten um das Jahr mit der benötigten Berufserfahrung zu füllen und anschließend direkt die Ausbildung zu beginnen?
Das würde mich auch interessieren. Gibt es dazu Erfahrungen?

MfG
 

MPS

GOLD - Mitglied
PeterS schrieb:
Allerdings habe ich Interesse daran eine juristische Promotion zu beginnen.
(...)
Ich möchte gerne juristisches Wissen erlangen und finde dazu die Promotion geeignet. Bin selbst ab nächstem Monat frischer Maschinenbauingenieur.
(...)
- Darf ein promovierter Jurist mit Dipl.-Ing. als juristische Person vor Gericht auftreten?
Wenn Sie hoffen, als Maschinenbauingenieur mit einer juristischen Promotion "als juristische Person (sic) vor Gericht auftreten" zu können, dann sollten Sie wissen, dass der Weg dazu sehr weit ist, und die Formulierung Ihrer Frage weist nicht darauf hin, dass Sie über anderweitig erworbene juristische Kenntnisse verfügen, die man Ihnen eventuell anrechnen könnte.

Hand aufs Herz : würden Sie sich von einem "Chirurgen" operieren lassen, der nur Biologie studiert hat, dazu einen humanmedizinischen Doktorgrad erworben hat und jetzt Bandscheiben geradebiegen will ?
 
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