Allg. Promotion abbrechen?

Physiker

Schreiber
Hi,

habe, wie mein Name erkennen lässt, Physik studiert und arbeite seit nun knappen 2 Jahren an meiner Promotion.

Mein "Problem" ist momentan (bzw auch schon länger), dass mir die Arbeit alles andere als Spaß macht. Auch ist die Begeisterung für mein Thema immer weiter gesunken. Betreuung ist hier bei uns auch quasi nicht vorhanden und Arbeitsklima alles andere als angenehm...
Nun habe ich noch etwas mehr als 1 Jahr vor mir. Zumindest bekomme ich noch solange Geld. Ob ich bis dahin genügend zusammen habe um auch eine für mich akzeptable Dissertation zusammenschreiben zu können ist noch eine ganz andere Frage. Ständiges warten auf Hardware, etc.
Bereits seit dem Beginn meiner Promotion interessiere ich mich für den Beruf des Patentanwalts und plane mich im Anschluß an die Promotion als Kanditat zu bewerben.
Wie "wichtig" ist denn für Physiker ein Dr. Titel? Wird man ohne nicht ernst genommen? Momentan macht es einfach keinen Spaß und ich frage mich immer wieder, ob es nicht sinnvoller ist, das ganze abzubrechen. Bei 2 Jahre Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Lebenslauf wird zwar vermutlich jeder wissen, das es eine abgebrochene Promotion ist, aber ist die Frage wie schlimm das ist...

Gibts hier noch andere denen es so ergangen ist? Was habt ihr gemacht und wie zufrieden seid ihr mit eurer Entscheidung?
 

Blood für PMZ

*** KT-HERO ***
Hallo Physiker,

zum Thema "Ist Promotion wichtig oder erforderlich?" gibts hier schon reichlich andere Threads, einfach dort schauen. Antwort kurzgefasst: Normalerweise nein, bei manchen Kanzleien ja. Ohne Promotion geht man dann eben dort nicht hin bzw. wird dort nicht genommen.

Dein konkretes Problem ist ein anderes. Was machst Du, wenn Du wie sehr viele andere Kandidaten nach dem ersten Jahr Kandidatenzeit feststellst,

leicht modifiziert: Mein "Problem" ist momentan (bzw auch schon länger), dass mir die Arbeit alles andere als Spaß macht. Auch ist die Begeisterung für mein Thema (Patentkram) immer weiter gesunken. Betreuung ist hier bei uns auch quasi nicht vorhanden und Arbeitsklima alles andere als angenehm...
Nun habe ich noch etwas mehr als 1 Jahr vor mir. Zumindest bekomme ich noch solange Geld. Ob ich bis dahin genügend zusammen habe um die Zeit beim DPMA/BPatG durchzustehen ist noch eine ganz andere Frage.?

Ein Knick im Lebenslauf ist menschlich, aber zwei nacheinander teuflisch.

Dein beabsichtigtes Vorgehen setzt Dich erheblich unter Leistungs- und Erfolgsdruck. Und wenn Dir schon das Arbeitsklima in einem Universitätsinstitut nicht gefällt ...

Warum nicht mit dem geringstmöglichen Zeitaufwand beschleunigt durchziehen, mäßige Noten hinnehmen und ab?

Frohes Schaffen

Blood für PMZ
 
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pak

*** KT-HERO ***
Bin selbst kein Physiker, aber den Aussagen der Kollegen kann ich folgendes entnehmen:

Promotion unbedingt erforderlich ?

Chemie/Biologie: Ja, da bereits die Erfinder zumeist promoviert haben.
Physik: Eventuell, hängt von der Kanzlei ab.
Ingenieursstudium: Nein, da bereits dem "einfachen" Ingeniör nichts zu schwör ist.

Ansonsten sich nochmal Gedanken zu den Ausführungen von "Blood for PMZ" machen, da ist was dran!

pak
 

Expatriot

GOLD - Mitglied
Lieber Physiker,

Du befindest Dich in einer ähnlichen Situation wie ich Anfang des Jahres. Da dies mein erster Beitrag im Forum ist (vielen Dank für die Gelegenheit), will ich Dir keinen Rat erteilen sondern nur erzählen was ich gemacht habe.

Nach etwa zwei Jahren meiner Promotion musste ich feststellen, dass die Grundlagenforschung nicht genau das ist, was ich gerne machen will. Verzögerungen, die bei so einem Unterfangen wie der Promotion nicht zu vermeiden sind, hatten sich so weit aufsummiert, dass ich einfach keine Lust mehr hatte weiterzumachen.

Ich bin dann als erstes auf zwei Jobmessen gewesen um Kontakte zu knüpfen und auch um meinen Marktwert zu testen. Dabei hatte ich zwei wichtige Erkenntnisse:
  1. Ich will kein "Consulter" werden und
  2. So ein Bruch im Lebenslauf ist bei einem Physiker nicht so tragisch, wie ich das zunächst annahm.
Entscheidend ist, ob Du gut erklären kannst, warum Du abgebrochen hast/abbrechen willst.

Ich bin dann durch meinen Professor auf den Beruf Patentanwalt aufmerksam geworden und habe erstmal eine Menge Threads in diesem Forum gelesen und auch mit einem ehemaligen Doktoranden, der jetzt PA ist, gesprochen. Schließlich hab ich dann diverse Kanzleihomepages angesehen. Insbesondere habe ich auf das Team geachtet und auch die Tipps aus dem Forum zur Kanzleiwahl angewandt.

Bei allen Kanzleien, die sehr doktorlastig sind, wirst Du wahrscheinlich einen schweren Stand haben, aber wie immer gilt probieren geht über studieren.

Ich habe dann eine Liste mit meinen Favoriten zusammengestellt (ca. 3-5) und einfach mal angerufen und nach näheren Informationen zur PA-Ausbildung gefragt. Ob Du den offiziellen Ausbildungsweg schon kennst ist erstmal nebensächlich. Hauptsache man kommt ins Gespräch und Dein Name ist nicht unbekannt, wenn Du die Unterlagen schickst.

Ich habe dabei auch gleich erwähnt, dass ich meine Promotion abgebrochen habe. Auch hier gilt: Bei der entsprechenden Kanzlei spielt das keine allzu große Rolle. Wichtiger ist Dein allgemeines technisches Verständnis und Interesse.

In einem Fall wurde ich sogar zu einem Gesprächstermin eingeladen, bevor ich überhaupt Unterlagen versandt habe. Die Kanzlei hat mir dann auch angeboten probezuarbeiten um den Rest der Mitarbeiter kennenzulernen. Offensichtlich habe ich dabei überzeugt, denn in der folgenden Woche erhielt ich die Zusage.

Fazit: Der Abbruch einer Promotion spielt keine große Rolle, wenn er gut begründet ist und Du zur Kanzlei passt.
 
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ConfoosedPhysicist

GOLD - Mitglied
Selbst wenn es hier ein Beispiel gibt, bei dem es gut gegangen ist, BloodforPMZ weist auf das steigende Risiko hin, das Folge eines jeden (!) verfrühten Wechsels oder gar Abbruchs ist. Das ist völlig berechtigt. So früh im Berufsleben halte ich auch mehr von "Zähne zusammenbeissen und durch".
 

Han Solo

SILBER - Mitglied
letztendlich kommt es auf die Kanzlei an; mir ist es völlig egal ob Doc oder nicht, der Bewerber muß passen, dh in das Team und zum Mandanten
 

DaPa

SILBER - Mitglied
Hallo Physiker,

für einen Physiker ist eine Promotion sicher nicht zwingend. Aber eine angefangene Promotion abzubrechen, das würde ich nicht, denn wie hier schon mehrfach erwähnt wurde kommt eine Häufung von Knicks im Lebenslauf ganz schlecht an. Und Du solltest bedenken, dass es in einer Kandidaten- und Jungangwaltszeit viele Ursachen für einen oder mehrere weitere Knicks gibt:
- Es gibt Kanzleien, die schmeißen planmäßig die Hälfte ihrer Kandidaten kurz vor Ablauf der Probezeit raus (ich könnte Namen nennen, darf ich hier aber leider nicht).
- Eine Kandidatenzeit und die ganzen Prüfungsvorbereitungen sind sehr arbeitsintensiv, und das über mehrere Jahre. Das macht nicht jeder Partner mit. Ich kenne mehrere Leute, die abgebrochen haben weil sie ihre Ehe/Beziehung nicht aufs Spiel setzen wollten.
- Ob Dich Deine Ausbildungskanzlei übernimmt, weist Du nicht vorher.
- Ein wegbrechendes Mandat (was nichtmal unbedingt an schlechter Leistung der Kanzlei liegen muss, sondern z.B. auch an einer Übernahme des Mandanten durch einen größeren Konzern) kann auch schnell zu einem verringerten Bedarf an Kandidaten oder Junganwälten in einer Kanzlei führen. Hier gilt wie immer: Den letzten beißen die Hunde.

Bedenke, dass es bis Du fertig bist in Deutschland so etwa 3500 Patentanwälte geben wird und die Leute, die hier im Forum schon jetzt (bei etwa 500 weniger) über die schlechte Situation der Junganwälte schreiben dafür ihre Gründe haben. Und eines ist klar: Mit mehreren Knicks im Lebenslauf verschlechterst Du Deine Chancen auf dem zukünftig noch härteren Markt deutlich.
 

arcd007

*** KT-HERO ***
Hi,

bin auch Physiker, auch bei mir war die Betreuungssituation während der Promotion nicht ideal, aber gegenüber der Betreuungssituation während der Kandidatenzeit war sie ein Traum. Das habe ich auch von vielen anderen Kollegen gehört...die tieffliegenden Akten in Richtung Kandidat, Anbrüllen des Kandidaten, etc.sind sicherlich die Ausnahme, aber auch das gibt es (leider).

Von daher...auch wenn das Klima nicht gut ist, keine großartigen Ergebnisse zu erwarten sind, etc. würde ich Dir nach soviel investierter Zeit das durchzustehen. Meistens kann man ja doch was zusammenschreiben...man wird dann zwar nicht glänzen, aber immerhin hat man dann die zwei Buchstaben mit dem Punkt und dann kann man sich auf was Neues stürzen.

Ciao

arcd007
 
Zuletzt bearbeitet:

Physiker

Schreiber
Hallo,

vielen Dank fuer die vielen Antworten und sorry das meine Antwort so lange auf sich hat warten lassen. Ihr habt sicherlich recht und es ist wohl definitiv besser das Jahr noch "durchzustehen" und was zusammenzuschreiben. Auch wenn ich dann persoenlich vielleicht nicht soo gluecklich mit der Arbeit bin. Aber immernoch besser einen Dr. Titel mit einer nicht so schoenen Arbeit als garkeinen. Mal schauen was dabei rauskommt :) Schlecht ists ja bestimmt nicht, die 2 Buchstaben vor dem Namen zu haben.
Ich gehe auch nicht davon aus, dass die Kandidatenzeit leicht wird. Ich hoffe allerdings, dass das Arbeitsklima dann besser ist als hier. Ausserdem gehe ich auch mal davon aus, dass es irgendwen interessiert was ich mache. Mich eingeschlossen :)
Ich hoffe auch einfach mal, dass es in der Kandidatenzeit keinen Bruch gibt und ich abbreche. Aber das kann man ja vorher nie genau wissen. Gibt ja doch sehr viele Faktoren die da reinspielen...

Nochmal vielen dank fuer die Antworten und die "Motivation" doch erstmal weiterzumachen.

Vermutlich werd ich euch in einem knappen Jahr, wenns an die Bewerbungen als Kandidat geht, ein wenig loechern. Obwohl man ja viele Infos schon im Internet und auch hier im Forum findet.
 

woodie

Vielschreiber
Hallo Physiker,

ich finde, bei der Entscheidung weiterpromovieren oder abbrechen solltest Du Dein Bauchgefühl nicht außer Acht lassen.
Ist es der Titel wert, Dich weitere zwei (oder noch mehr?) Jahre zu quälen?
Diese Jahre werden Dich für die Patentarbeit kaum weiterbringen.
Ginge es Dir nicht besser, wenn Du Dich ab sofort einem Bereich widmen kannst, von dem Du Dir mehr Erfüllung verspricht? Es wäre eine mutige Entscheidung die Promotion abzubrechen, finde ich. Ob es die richtige für Dich ist, must Du selbst entscheiden.

Gruß,
woodie
 
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