Patentrechercheur - Verdienst

Birgit

Vielschreiber
Hallo zusammen,

hat hier jemand einen groben Überblick, wie sich in Industriepatentabteilungen und in Kanzleien die Gehälter der Patentrechercheure von denen der Patentanwälte unterscheiden?

Birgit
 

EK

*** KT-HERO ***
Was willst Du hören? Egal ob angestellt ("Gehalt") oder selbständig. Der Rechercheur wird im Regelfall (deutlich) weniger verdienen als der Patentanwalt. In meinem Umkreis mindestens(!) 50% weniger. Trotzdem kann der Beruf des Rechercheurs lukrativer als andere Berufe sein, nämlich dann, wenn wirklich gute Arbeit geleistet wird. Leider können viele "Rechercheure" das definitiv nicht. Ich erlebe das immer wieder. Ein paar Semester "Patentrecherche" oder ein 3-Wochen-Lehrgang reichen halt einfach nicht ... Und wirklich gute Rechercheure muß man mit der Lupe suchen. Wer einen Tip für mich hat, möge sich bitte melden.
 

pak

*** KT-HERO ***
EK schrieb:
Was willst Du hören? Egal ob angestellt ("Gehalt") oder selbständig. Der Rechercheur wird im Regelfall (deutlich) weniger verdienen als der Patentanwalt. In meinem Umkreis mindestens(!) 50% weniger. Trotzdem kann der Beruf des Rechercheurs lukrativer als andere Berufe sein, nämlich dann, wenn wirklich gute Arbeit geleistet wird. Leider können viele "Rechercheure" das definitiv nicht. Ich erlebe das immer wieder. Ein paar Semester "Patentrecherche" oder ein 3-Wochen-Lehrgang reichen halt einfach nicht ... Und wirklich gute Rechercheure muß man mit der Lupe suchen. Wer einen Tip für mich hat, möge sich bitte melden.
Hallo EK,

leider liegst Du mit der Aussage, dass es nur wenige gute Rechercheure gibt, vollkommen richtig. Wir haben viele Anläufe gebraucht, um einen Rechercheur zu finden, mit dessen Ergebnissen man etwas anfangen kann. Der Weg führte über einige "schwarze Schafe", die mit Ergebnissen gekommen sind, die ich in fünf Minuten über Depatisnet hätte erzielen können. Aber verraten werde ich Dir den Namen unseres Rechercheurs nicht ;-). Mit der Bitte um Verständnis

grüßt

pak
 

MPS

GOLD - Mitglied
Ja, her damit -- das ist eben das Problem, um auf Birgits Frage zurückzukommen : wirklich gute Patentrechercheure sind sehr viel seltener als wirklich gute Patentanwälte, aber das schlägt sich leider nicht so recht auf die Gehaltssituation der wirklich guten Patentrechercheure durch.... denn um wirklich gute Patentrechercheure von den weniger guten unterscheiden zu können, muss der Chef von Patentrecherchen selbst schon einiges verstehen !
(Und er muss überhaupt erstmal dem Druck widerstehen, die Patentrecherchen in Indien oder sonstwo durchführen zu lassen).
 

dutchie

BRONZE - Mitglied
MPS schrieb:
wirklich gute Patentrechercheure sind sehr viel seltener als wirklich gute Patentanwälte

(Und er muss überhaupt erstmal dem Druck widerstehen, die Patentrecherchen in Indien oder sonstwo durchführen zu lassen).
In my field (chemistry/pharma) I can agree. Those that are realy good are few, and also they are considered by PA as second class and must do all sorts of rubish searches, but also many of the patent searchers did not realise that the world has changed in the last 5-10 years, when they were the priest of computer command search language which nobody else knew becuase learning was so expensive..

In my experince, it is not hard (at least in my field) to find the explicit novelty destroying docuements (if they exist), but much harder it is ti find implicit disclosures, which would not be indexed in Derwent and which perhaps even full text searches would not find.

Have you for example ever asked your searcher to find you all the scientific articles where in the full text terms "acetone" and "form or precipitate or crystal or solid or filter or ..." can be found not more than 12 words appart from the name of the "compound X" if you are ooking for the prior art agains a polymorph?

Searching for inventive step is even worse

Dutchie
 

Lerner2009

Schreiber

Karl

*** KT-HERO ***
Hi, ich habe bis jetzt in einer Patentanwaltskanzlei gearbeitet, und zu einem großen Teil (ca 30-40% der Zeit) Recherchearbeit erledigt. Ich würde sagen, dass ich immer fair bezahlt und behandelt wurde. Ich habe in der Zeit auch meine EQE gemacht. Zu keiner Zeit habe ich bereut, mich als PI auf Recherche spezialisiert zu haben. Letztendlich konnte ich mich erfolgreich beim EPA bewerben.

Allerdings wird nicht überall so fair mit recherchierenden PI´s umgegangen, wie dort wo ich gearbeitet habe. Auch wird nicht jeder das Glück haben, beim EPA zu landen (angeblich sollen sich sehr viele Leute dort bewerben im Vergleich zur Zahl der tatsächlich eingestellten Prüfer).
 

Karl

*** KT-HERO ***
AW: Re: Patentrechercheur - Verdienst

Hallo EK,

leider liegst Du mit der Aussage, dass es nur wenige gute Rechercheure gibt, vollkommen richtig. Wir haben viele Anläufe gebraucht, um einen Rechercheur zu finden, mit dessen Ergebnissen man etwas anfangen kann. Der Weg führte über einige "schwarze Schafe", die mit Ergebnissen gekommen sind, die ich in fünf Minuten über Depatisnet hätte erzielen können. Aber verraten werde ich Dir den Namen unseres Rechercheurs nicht ;-). Mit der Bitte um Verständnis

grüßt

pak

Wobei man sagen muss, dass viele auch völlig falsche Vorstellungen von und Erwartungen an Patentrecherchen haben. Ein Patentrechercheur kann nur in einem oder wenigen engen Fachgebieten gut sein. Wärend es meiner Meinung nach relativ gut möglich ist, in einem sehr breiten technischen Bereich gute Patentanmeldungen zu schreiben, ist dies bei Recherchen deutlich problematischer.

Um gute Patentrecherchen zu machen, muss man genau kennen, welche Begriffe üblicherweise in Patentanmeldungen des technischen Gebiets für bestimmte Merkmale verwendet werden. Man muss nicht nur für jedes zu recherchierende Merkmal einen akzeptablen Begriff kennen (dies wäre für die Angabe des Merkmals beim Schreiben einer Anmeldung hinreichend) sondern man muss alle oder nahezu alle für die jeweiligen Merkmale in Frage kommenden Begriffe kennen. Kennt man einen Begriff nicht, kann dies dazu führen, dass einem die entscheidende OR-Verknüfung durch die Lappen geht und man das möglicherweise einzige relevante Dokument nicht findet.

Wenn man eine Recherche auf einem anderen Gebiet machen soll, dauert Sie entweder sehr lang (was in der Kanzlei, wo ich gearbeitet habe, zum Glück akzeptiert wurde) oder sie wird höchstwahrscheinlich schlecht. Zunächst muss man nämlich für jedes Merkmal herausfinden, welche Wörter hierfür jeweils verwendet werden könnten.

Auch ist es sehr wichtig, den Recherchegegenstand genau zu kennen. Wenn man einen Rechercheur mit einer miserablen Beschreibung des zu recherchierenden Gegenstands füttert, wird dabei entweder (bei einem guten Rechercheur) ein Anruf vom Recher mit weiteren Rückfragen oder (bei einem schlechten Rechercheur oder einem Rechercheur mit hohem Zeitdruck) eine schlechte Recherche rauskommen.

Bezüglich F2O-Recherchen verstehen viele nicht, dass es meistens unmöglich ist, eine F2O zu erteilen. Wenn relevante Patente existieren und man sie findet, kann man sagen, dass der Recherchegegenstand nicht gebaut werden darf. Wenn man keine relevanten Patente findet, kann man jedoch nicht sicher sein, nichts übersehen zu haben. Die Ursachen hierfür können vielfälltig sein: Fehlklassifizierung, ungewöhnliche Wortwahl im Patent, ein nicht bei der Recherche berücksichtigter Fachbegriff usw...
 
Oben