Patrick schrieb:
Ein möglicher Grund für die steigende Zahl der Patentanwälte wurde bisher noch nicht genannt: das Versorgungswerk!
Man darf nicht vergessen, dass auch in der Industrie Leute mit bestandener Assessorprüfung arbeiten. Es würde mich nicht wundern, wenn diese seit Einführung des Versorgungswerks vermehrt auch die Zulassung als PA beantragen.
Möglicherweise gibt es auch in der Industrie einen verstärkten Trend zur Assessorprüfung (incl. Amtsjahr), ohne dass sich unterm Strich die Zahl der tatsächlich mit Sacharbeit befassten Personen nennswert erhöht.
Ein blosser Vergleich von Erstanmeldungszahlen und der Anzahl der zugelassenen PAs greift zu kurz. Im übrigen bringen auch EP- oder sonstige Auslandsnachanmeldungen zusätzliche Arbeit. Viele Firmen expandieren ins Ausland und begnügen sich nicht mehr nur mit DE oder EP.
Dem ist teilweise zuzustimmen. Das Schwierige ist, bessere Daten zu bekommen. Wenn bessere Daten aber nicht zu bekommen sind, sollte man sich zumindest an den vorhandenen Daten orientieren und diese möglichst gut interpretieren.
Schwierig ist die genaue Quantifizierung der Entwicklung des Patentarbeitsmarkts. Das Verhältnis DE-Anmeldungen/ Patentanwälte ist aber zumindest ein guter Indikator. Die Entwicklung hier wurde bereits erläutert. Sie ist verheerend. Es ist besser, einen quantitativen Indikator zu haben, der nicht 100 % exakt ist, als überhaupt keinen quantitativen Indikator. Wie erwähnt ist hier die Entwicklung besonders schlecht.
Die Anzahl der Patentanwälte ist von 1999 bis 2008 von in etwas 1700 auf in etwa 2700 gestiegen. Dies entspricht einer Zunahme um 59 %. Die Anzahl der deutschen Patentanmeldungen ist im Wesentlichen konstant geblieben. Statistisch betrachtet, ist die Anzahl der deutschen Patentanmeldungen pro Patentanwalt von in etwa 33 im Jahr 1999 auf in etwa 23 im Jahr 2008 gesunken.
Betrachtet werden muss auch die Entwicklung der Verhältnisses EP-Anmeldungen/Patentanwälte.
Die Anzahl der EP-Patentanmeldungen ist im gleichen Zeitraum um 64 % gestiegen. Die Anzahl der EP-Patentanmeldungen von deutschen Patentanmeldern ist aber nur um 47 % gestiegen. Auch hier hinkt die Entwicklung der Anmeldezahlen der Entwicklung der Anzahl der Patentanwälte hinterher.
Hinzuzufügen ist, dass nicht jeder Patentanwalt auch European Patent Attorney ist und wird und erst recht nicht sofort wird. Ich kenne genügend Beispiele hierfür. Für diese Patentanwälte sieht es daher besonders schlecht aus. Hinzuzufügen ist auch, dass es sich bei den EP-Patentanmeldungen hauptsächlich um Anmeldungen handelt, welche die Priorität einer Voranmeldung in Anspruch nehmen. Daher ist auch die mit den EP-Anmeldungen verbundene Arbeit wesentlich geringer als die mit den DE-Patentanmeldungen verbundene Arbeit.
Wahrscheinlich ist die Entwicklung für die Patentanwälte aber aufgrund des Wegfalls des Übersetzungserfordernisses noch extrem viel schlechter als die obigen Zahlen suggerieren. Warum soll sie auch besser sein als die Zahlen suggerieren? Etwa, weil es das Wohlbefinden der Ausbilder von Kandidaten steigert? War im Jahr 2008 schätzungsweise die Übersetzung von 100.000 europäischen Patenten ins Deutsche erforderlich, so ist dieser Markt total weggebrochen. Ich persönlich spüre die Auswirkung dieser Änderung extrem stark, seit dem Wegfall des Übersetzungserfordernisses sind meine Umsätze ganz erheblich geschrumpft.