Allg. Jurastudium -vs- Ausbildung

Student

GOLD - Mitglied
Hallo zusammen,

durch diverse aktuell hier laufende Diskussionen zu der Frage angeregt, möchte ich sie einmal in den Raum werfen:

Was sind PROs und CONTRAs dafür, nach dem technischen/naturwissenschaftlichen Studium anstelle der Ausbildung zum Patentanwalt schlicht ein Jurastudium durchzuziehen?


Und nachdem vom Hörensagen her bei den Juristen der studiumsbedingte Stress regelmäßig auf die Staatsexamen beschränken sein soll, wäre es womöglich sogar nicht unrealistisch, parallel zum Studium beispielsweise als Patentingenieur in einem Unternehmen oder einer Patentanwaltskanzlei tätig zu sein.

Was meint ihr?

Grüße
Student
 
Zuletzt bearbeitet:

Blood für PMZ

*** KT-HERO ***
Hallo Student,
wer
nach dem technischen/naturwissenschaftlichen Studium anstelle der Ausbildung zum Patentanwalt schlicht ein Jurastudium durch..zieht
wird dadurch noch kein Patentanwalt. Er hat weder Ahnung vom Patentwesen noch hat er jemals eine Patentanmeldung ausgearbeitet noch weiß er, wie das geht.

Er hat auch noch nie ein Patentanwaltsbüro von innen gesehen, keine Markenanmeldungen vorbereitet, Prüfungsbescheide beantwortet. Er hat außerhalb von Universitäten überhaupt noch keine Vollzeitjobs gehabt. Seine Praxiserfahrung ist Null.

Mit anderen Worten: Der Doppelstudent darf möglicherweise vieles auf diesem Gebiet, kann aber nichts davon. Das ist also quasi wie Elternwerden.

Natürlich kann man das alles lernen. Dafür wird in der Industriepatentabteilung nach PAO ein Erfahrungszeitraum von 8 Jahren mit der Bearbeitung einschlägiger Akten angesetzt. Alternativ gibt es ja die Kandidatenzeit. Selbst die reicht (aufgrund ausbilderseitiger- oder kandidatenseitiger Mängel oder einfach Zeitmangel) mitunter nicht aus.

Gleichwohl gibt es sehr wohl Nischen, die mit diesem Doppelstudium sinnvoll besetzt werden können. In vielen Rechtsstreitigkeiten etwa im Baurecht werden Ingenieurkenntnisse bei den Rechtsanwälten dringend vermisst. Auch im Patentwesen gibt es einige gemischte Kanzleien, die genau diese Schnittstelle bewusst besetzen. Die bilden diese ausgesuchten Juristen mit Ingenieurbackground aber speziell aus und lassen sie Patentanwaltsarbeit höchstens zu Ausbildungs- und Übungszwecken machen. "Richtige" Patentanwälte in den gleichen Kanzleien machen das schneller und effektiver. Es gibt auch einen Autor eines bekannten Fachbuches auf unserem Gebiet mit Doppelstudium, den einen oder anderen Rechtsanwalt Dipl.-Ing. am BGH, etc.

Frohes Schaffen

Blood für PMZ
 

Patentus

SILBER - Mitglied
nach dem technischen/naturwissenschaftlichen Studium anstelle der Ausbildung zum Patentanwalt schlicht ein Jurastudium durch..zieht

Eigentlich ersetzt ein Jurastudium doch nur Hagen. Die Ausbildung brauchst du doch trotzdem für eine Zulassung?

Oder meinst du mit "Jurastudium durchziehen" auch das Ablegen des Rechtsreferendariats? Dann bist du ein Rechtsanwalt mit Naturwissenschaftsstudium und solche werden von großen RA-Kanzleien mit Kusshand genommen für Streitverfahren. Das ist aber in meinen Augen ein anderer Beruf mit anderer Funktion.
 

Student

GOLD - Mitglied
wer
wird dadurch noch kein Patentanwalt. Er hat weder Ahnung vom Patentwesen noch hat er jemals eine Patentanmeldung ausgearbeitet noch weiß er, wie das geht.

Er hat auch noch nie ein Patentanwaltsbüro von innen gesehen, keine Markenanmeldungen vorbereitet, Prüfungsbescheide beantwortet. Er hat außerhalb von Universitäten überhaupt noch keine Vollzeitjobs gehabt. Seine Praxiserfahrung ist Null.

Meine Überlegung in dem durchaus hypothetischen Sachverhalt ging ja schon in die Richtung, dass parallel zu einem etwaigen Jurastudium auch die Tätigkeit als Patentingenieur erfolgt und damit eben gerade doch die Fähigkeiten hinsichtlich der patentrelevanten Fragestellungen erlangt werden.




Eigentlich ersetzt ein Jurastudium doch nur Hagen. Die Ausbildung brauchst du doch trotzdem für eine Zulassung?

Oder meinst du mit "Jurastudium durchziehen" auch das Ablegen des Rechtsreferendariats? Dann bist du ein Rechtsanwalt mit Naturwissenschaftsstudium und solche werden von großen RA-Kanzleien mit Kusshand genommen für Streitverfahren. Das ist aber in meinen Augen ein anderer Beruf mit anderer Funktion.

Das zweite Staatsexamen sollte in dieser Betrachtung auf jeden Fall erlangt werden. Sonst bringt das Ansinnen letztlich nichts, ausser dass man den universitätren Anteil anstelle von zwei dann in viereinhalb Jahren und mit deutlich mehr Aufwand absolviert.

Jedoch das Referendariat mit wenigstens 1,5 Jahre Aufenthalt bei Behörden sehe ich als eines der großen... nunja... Probleme bei dem Gedanken an.
 

Blood für PMZ

*** KT-HERO ***
Hallo Student,

Du möchtest also, dass der Ingenieur oder Naturwissenschaftler nach seinem Studium eine Tätigkeit als Patentingenieur beginnt. Nun, dass ist einer der beiden normalen Wege, um nach 8 Jahren und einer bestandenen Prüfung Patentanwalt zu werden. Aber was soll dabei dann noch das begleitende Jurastudium, das man dann in Abendkursen oder als Fernstudium absolvieren müsste?

Natürlich sollte man das bei vorhandenem Interesse und nicht für andere Zwecke benötigten Zeitreserven tun, wie das ja auch manche Kollegen durchaus überzeugend durchführen. Genauso könnte man in der Zeit allerdings auch andere beruflich nützliche Qualifikationen anstreben, etwa Japanisch für mehr als einen Small Talk lernen oder sich auf die EQE vorbereiten.

Oder - das wäre wohl der Gedanke hinter Deiner Alternative - man schmeißt den Job als Patentingenieur nach ein paar Jahren doch und zieht dann das Jurastudium bis zum Rechtsanwalt durch. Scheint mir weder einfacher noch schneller oder sonst vorteilhafter zu sein. Wie Patentus oben auch schreibt: Das ist im Grunde ein anderer Beruf mit anderer Funktion.

Frohes Schaffen

Blood für PMZ
 
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