EQE 'Focussing Methode' für EQE C und D was ist das und taugt die?

C42

Vielschreiber
Hallo zusammen,

beim Forum-institut wird unter http://www.forum-institut.de/veranstaltungnl.asp?SemNr=0811145 ein EQE Resitter Lehrgang angeboten. Herr Paul Rosenich verwendet dort die "Focussing Methode" für die EQE-Teile C und D.

Kennt jemand diese Focussing Methode und wenn ja, wie ist die in der Prüfung? Des weiteren wie unterscheidet sie sich insbesondere im C-Teil zur CEIPI- Methode (Claims attack Methode) bzw. matrix Attack Methode?

Gruß C42
 

Aktenwaelzer

SILBER - Mitglied
Hallo C42,

ich habe vor zwei Jahren mal ein Seminar mit Rosenich besucht, C-Teil. Mir persönlich hat das Seminar geholfen in dem Sinne, dass ich danach ohne schlechtes Gewissen auf die Benutzung von Matrix-Methoden o.ä. verzichtet habe. Der Vortragsstil war etwas konfus, d.h. ich habe während des Seminars nicht ganz verstanden, wie die RosenichMethode im Detail funktioniert. Soweit ich mich erinnere, bezieht sich das "fokussieren" der vorgestellten Methode darauf, sich auf die zu erreichenden Punkte, d. h. das Schreiben der Antwort, zu fokussieren. Im Gegensatz dazu verwendet man bei der Matrix-Methode und ihren Abwandlungen einen Grossteil der Bearbeitungszeit in der Prüfung mit der Erstellung der Matrix ohne die Punkte (d. h. die Antwort) auf Papier zu bringen. Man läuft dann Gefahr, eine Supermatrix vor sich liegen zu haben, aber aus Zeitmangel die Angriffe schlampig bzw. gar nicht mehr zu formulieren. Lässt man das Matrixerstellen sein und arbeitet mehr mit gesundem Menschenverstand, kommt man in kürzerer Zeit zum gleichen Ergebnis.

Ich habe dann folgende, vermutlich von Rosenich beeinflusste, Methode verwendet:

Erst Rechtsfragen beantworten.

Danach neuheitschädliche Dokumente suchen und Neuheitsangriffe formulieren (sind ja meist nur ein oder zwei).

Danach nächsten Stand der Technik suchen (gleiche Aufgabe) und mit Hilfe von dem Dokument, in dem das fehlende Merkmal für das gleiche Problem offenbart wird, ET-Angriff formulieren (vorgefertigtes Argumentationgerüst benutzen). Für alle Ansprüche durchackern (Abhängigkeiten beachten, jedesmal nächsten Stand der Technik überprüfen).

Auf diese Weise sammelt man Punkte unterwegs und kommt nicht in die Situation, nach 4 Stunden noch nichts Zählbares zu Papier gebracht zu haben, was mich persönlich nervös machen würde.

Für D bezieht sich die Methode vermutlich auf DII und zielt (ebenso vermutlich) darauf ab, Ergebnisse zu Papier zu bringen, sobald man sie erkannt hat. Ist aber Spekulation, da es in dem von mir besuchten Seminar nur um C ging.
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
Was ich da herauslese hat mir auch geholfen: Jeden Angriff, den man beim Durchforsten der Dokumente sieht und von dem man überzeugt ist, dass er richtig ist, SOFORT hinschreiben. Gilt natürlich besonders für neuheitsschädliche Dokumente. Vorteil ist derselbe wie bei der Aktenbearbeitung in der Kanzlei: Das Ding ist weg und man muss sich nicht nochmal reindenken.
 

Bomb Jack

BRONZE - Mitglied
Aktenwaelzer schrieb:
Auf diese Weise sammelt man Punkte unterwegs und kommt nicht in die Situation, nach 4 Stunden noch nichts Zählbares zu Papier gebracht zu haben, was mich persönlich nervös machen würde.
Das ist im Prinzip richtig. Es kommt darauf an, kontinuierlich Punkte zu machen.

Es gehört noch eine gewisse Denkweise dazu, wie man überhaupt zu einer punktwerten Lösungsetappe kommt: Man soll sich sequenziell immer nur mit einem Problem auseinandersetzen und nur alles notwendige zu diesem einen Problem aus der Aufgabe herausziehen und niederschreiben, bevor man das nächste Problem angeht. Man hat dabei in keinem Moment einen Überblick über die "ganz große Lösung" der Gesamtaufgabe, sondern betrachtet immer nur einen Ausschnitt. Das ist vermutlich das, was einigen Leute "konfus" erscheint. Der große Überblick/Durchblick kommt quasi erst ganz am Ende, wenn schon alles auf dem Papier steht. Damit kommen die vorgenannten Leute wohl nicht immer zurecht. Darauf weist Herr Rosenich im Seminar auch ausdrücklich hin.

Jedenfalls ist Focussing wohl das Gegenteil der CEIPI-Methode, bei der man sich erst den Überblick/Durchblick verschafft, indem man (riesige) Tabellen oder Zeitstrahlen vollständig ausfüllt, bevor man anfängt zu schreiben - wenn dann die Zeit noch reicht.

Die Lösung der Gesamtaufgabe kommt bei der Focussing-Methode also Bottom-Up zustande, nicht Top-Down. Das ist das besondere.

Das Problem dabei ist, dass es kein vollständiges Schema für die Vorgehensweise gibt, sondern dass man permanent sein Köpfchen anstrengen muss. Das heißt aber auch, dass man darauf aufpassen muss, Probleme nur zu sehen, wo auch welche sind. Das wiederum ist ja angeblich eine besondere Schwierigkeit für die deutschen Kandidaten, die offenbar gerne Probleme entdecken, wo keine sind, und sich darin verrennen.

Ich persönlich habe weder die reine Lehre von CEIPI noch die reine Focussing-Lehre verwendet, sondern mir aus allen Welten das beste herausgepickt.
 

Alex:jura

*** KT-HERO ***
Ich habe den Kurs besucht und fand ihn ganz in Ordnung, um mal eine neue Sichtweise zu erhalten.

Ein Aspekt war auch, dass nicht die Aufgabe gelöst wird, sondern man sich fragt wie wollte der Prüfer die Aufgabe stellen. Dies kann sehr hilfreich sein.

Mir persönlich liegt die Methode. Ich kenne aber andere, die damit eher Schwierigkeiten hatten.

==> Es kommt darauf an!

Gruß
Alex
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
Noch was zum Tempo. Ich war mit der oben angeführten Methode (ich weiss nicht genau was Rosenich erzählt, vermute aber, dass das ziemlich ähnlich zu meinem Vorgehen ist) 1h vor Schluss fertig und hab dann noch "doppelte" Angriffe (mit anderem nSdT etc.) niedergeschrieben. Am Ende hatte ich unglaublich viele Punkte. Jedenfalls ist die Methode für mich nichts anderes als das, was man in der Kanzlei auch macht: Ein Problem angehen, runterdiktieren (schreiben), abhaken und nebenher Tabellen ausfüllen, damit man weiss, wo man überall schon war (beim Einspruch). Warum sollte das nicht auch das beste für die Prüfung sein?
 

pak

*** KT-HERO ***
Das gelbe U schrieb:
.... Ein Problem angehen, runterdiktieren (schreiben), abhaken und nebenher Tabellen ausfüllen, damit man weiss, wo man überall schon war (beim Einspruch). Warum sollte das nicht auch das beste für die Prüfung sein?
War auch meine Vorgehensweise. Dies ist außerdem ein Beleg dafür, dass die Europäische Prüfung vielleicht gar nicht so praxisfern ist, wie dies gerne behauptet wird ...

pak
 

grond

*** KT-HERO ***
Bomb Jack schrieb:
Man hat dabei in keinem Moment einen Überblick über die "ganz große Lösung" der Gesamtaufgabe, sondern betrachtet immer nur einen Ausschnitt. Das ist vermutlich das, was einigen Leute "konfus" erscheint. Der große Überblick/Durchblick kommt quasi erst ganz am Ende, wenn schon alles auf dem Papier steht.
Das bedeutet offenbar, dass man sich für jeden einzelnen Angriff auf die jeweilige Argumentation verlassen muss und nicht eine Gesamtschau durchführt, bevor man zu schreiben anfängt. Das kann ich mir sogar ziemlich vorteilhaft vorstellen, weil man weniger stark versucht, Fallen und den großen Masterplan des Aufgabenstellers zu erahnen sucht, als tatsächlich sich zu fragen, wie stark die jeweilige Argumentation ist. Ich neige dazu, das als für mich geeignet anzusehen, zumal ich auch zum Ende der C-Klausur in Zeitnot geraten bin und mit der Matrix-Methode sehr wahrscheinlich zeitlich nicht hinkäme.
 

corvinus

SILBER - Mitglied
"Focussing Methode" soso...,toll, wie Trivialitäten und Selbstverständlichkeiten kostenwirksam unter neuem Etikett verkauft werden.. Zugegebenermaßen ein tolles Geschäftsmodell
 

grond

*** KT-HERO ***
corvinus schrieb:
toll, wie Trivialitäten und Selbstverständlichkeiten kostenwirksam unter neuem Etikett verkauft werden.. Zugegebenermaßen ein tolles Geschäftsmodell
Es gibt nicht wenige Leute, die sagen das von der gesamten Zunft der Patentanwälte... ;)
 

biologe

Vielschreiber
die Focussing Methode schien mir etwas schlicht. Sie besagt: fokussiere Dich auf das Wichtige und nicht auf das Unwichtige.

Das ist jetzt für eine Prüfungsmethode nicht der Megaknaller, weil es wohl keine Prüfung gibt, wo dies nicht gilt.
 

MPS

GOLD - Mitglied
Nun gut, das ist vielleicht kein Megaknaller, aber es fallen eben halt 70% aller Kandidaten durch, und das muss ja irgendwelche Gründe haben; nach meine Erfahrungen wird der Misserfolg bei C-Teil tatsächlich in den meisten Fällen durch eine uneffieziente Arbeitsmethode verursacht. Es gibt für den C-Teil nicht zehn verschiedene Methoden, aber es gibt sicher zehn verschiedene Arten von Persönlichkeiten, die sich dieser Prüfung unter extrem stressigen Bedingungen stellen. Da muss eben jeder eine Methode finden, die ihm behagt, und wer Schwierigkeiten hat, muss sich eben mal fragen, ob er nicht eine andere Methoden wählen sollte.
Ich kenne die Rosenich-Methode etwas, sie funktioniert wirklich ... bei manchen Kandidaten.....
Um es ein bischen zuzuspitzen : die Frage ist doch letztendlich, unter welchen Bedingungen man dazu neigt, die Nerven zu verlieren : wenn man nach vier Stunden noch nichts Ablieferbares auf dem Papier hat, aber zehn Seiten Notizen und Tabellen (CEIPI-Methode), oder wenn man nach vier Stunden Zweifel bekommt über das, was auf dem Papier steht und man merkt, dass es keine realistische Möglichkeit gibt, das zu überprüfen, weil man fast gar keine Notizen und Tabellen hat (Rosenich-Methode).....
 

Horst

*** KT-HERO ***
Über die Flut von Kursen und Methoden haben wir (insbesondere ich) uns ja schonmal ereifert. Daran hat sich nichts geändert, aber ich zügele mich und versuche einen objektiven Blick auf das Thema "Methodik".

Meines Erachtens findet jeder, der sich durch probeweises Lösen der C-Teile der letzten 5-10 Jahre auf die EQE vorbereitet, schnell seinen eigenen Stil, der irgendwie aus allen bekannten Methoden gemischt sein wird und dem er auch treu bleiben sollte.

Eine "vorgekaute" Methode (egal welche) sollte man lediglich für den Fall des Blackouts vorbereitet haben, um mechanisch die Prüfung runterschreiben zu können. Dabei sind unbedingt Scheuklappen aufzusetzen.

Wichtig ist, dass man "einfach abliefert" (frei nach "Fleisch ist mein Gemüse"), d.h. jeden Anspruch mit mindestens einem Angriff beharkt, die Fragen vollständig beantwortet und das Formular vollständig ausfüllt.

Da die EQE eher "top-down" (Ausgangspunktzahl abzüglich Fehler) bewertet zu werden scheint, muß das erste Ziel sein, auf eine Ausgangspunktzahl von 100 zu kommen. Logischerweise kann man sich dann die meisten Schnitzer leisten.
 
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