Sonstiges EPO: Fragen zur Tätigkeit als Patentprüfer

fab

Schreiber
Hallo zusammen,

vorab bitte ich um Entschuldigung diese Fragen in einem Forum für Patentanwaltskandidaten zu stellen, allein eine bessere Anlaufstelle konnte ich nicht finden.
Vermutlich findet sich unter euch aber genug Fachkompetenz, um mir weiterhelfen zu können, vielleicht ja sogar ein Patentprüfer?

- Aus den Jahren 2006 bis 2008 habe ich sehr viel negatives über das EPO und die Arbeit dort gelesen, hauptsächlich in Bezug auf das neue Bewertungssystem für die Arbeit der Patentprüfer. Unter anderem ergab eine Mitarbeiterbefragung, dass nur 6 % der Mitarbeiter mit der Präsidentin und dem Vorstand zufrieden sind, und nicht einmal jeder zweite die Arbeit am EPO weiterempfehlen würde. Anschließend ist das Thema völlig aus den Nachrichten verschwunden.
Ich wüsste gerne, ob sich die Situation und das Arbeitsklima inzwischen gebessert haben.

  • Ich bin noch im Studium und denke auch über eine Promotion nach. Wie groß ist der Anteil an Doktoranden unter Patentprüfern? Bringt eine Promotion bei der Einstellung oder dem Gehalt Vor- oder Nachteile?
  • Wie viele Stunden pro Woche arbeitet ein Patentprüfer am EPO? Sind die Arbeitszeiten weitgehend fix, oder gibt es Gleitzeitmodelle?
  • Wenn man das EPO wieder verlassen will, wie sind dann die Chancen auf dem Arbeitsmarkt nach mehrjähriger EPO-Tätigkeit? Welche Karrierewege stehen einem offen?
Herzlichen Dank vorab falls ihr euch der ein oder anderen Frage annehmen könnt.

Gruß,
Fabian.
 

Aktenwaelzer

SILBER - Mitglied
fab schrieb:
- Ich bin noch im Studium und denke auch über eine Promotion nach. Wie groß ist der Anteil an Doktoranden unter Patentprüfern? Bringt eine Promotion bei der Einstellung oder dem Gehalt Vor- oder Nachteile?
Für das Gehalt zählt die Promotion wie Berufserfahrung. Ob Du drei Jahre arbeitest oder promovierst, ist egal. Für die Einstellung ists wie überall abhängig vom technischen Gebiet. Chemie wichtiger als Mechanik. Promovierte oder nicht gibts aber überall. Innerhalb des EPA sind Dr-Titel völlig unerheblich. Die stehen nicht mal mehr auf der Visitenkarte.

fab schrieb:
- Wie viele Stunden pro Woche arbeitet ein Patentprüfer am EPO? Sind die Arbeitszeiten weitgehend fix, oder gibt es Gleitzeitmodelle?
Normale Beamtenarbeitszeit, ca. 40h/Woche mit Gleitzeitmöglichkeit

fab schrieb:
- Wenn man das EPO wieder verlassen will, wie sind dann die Chancen auf dem Arbeitsmarkt nach mehrjähriger EPO-Tätigkeit? Welche Karrierewege stehen einem offen?
Du kannst nebenbei die EQE machen, die deutsche Prüfung kannst Du nicht machen. Dementsprechend sind spätere "Karriere"wege eher in der Industrie möglich, oder in Kanzleien in Ländern, in denen die nationale Zulassung relativ leicht zu erhalten oder unwichtig und/oder in denen wenig fachkundige Konkurrenz vor Ort herrscht (Spanien, Italien etc). Wenn Du aber Anwalt in Deutschland werden willst, würde ich eher gleich in einer Kanzlei anfangen. Vom Monetären her lohnt sich ein späterer Wechsel kaum, es ist eher entscheidend, welche Art von Arbeit Du wo machen willst.
 

fab

Schreiber
Wie sehen denn spaetere Karrierewege in der Industrie aus? Patentprüfer wäre für mich denke ich eher passend als Patentanwalt.

Mich schrecken aber noch die Berichte über schlechtes Arbeitsklima ab, verbunden mit der Unsicherheit über spätere Karrieremöglichkeiten. Ich denke, dass ich als Entwicklungs- oder Vertriebsingenieur beispielsweise immer die Möglichkeit habe, in ein anderes Unternehmen zu wechseln und dort ähnlichen Aufgaben nachzukommen. Als Patentprüfer bieten sich ja aber nur das EPO und das DPMA als Arbeitgeber an.
 

ip_kandidat

GOLD - Mitglied
fab schrieb:
Ich denke, dass ich als Entwicklungs- oder Vertriebsingenieur beispielsweise (...)
Ich denke, Du solltest Dir zunächst klar machen was Du willst und wo Deine Fähigkeiten liegen. Patentwesen, Entwicklung und Vertrieb liegen derart weit auseinander, so dass Karrieremöglichkeiten und Arbeitsbedingungen für Dich erstmal zweitranging sein sollten.

Das Patentwesen ist eine Einbahnstraße: wenn Du fünf Jahre auf diesem Gebiet tätig warst wird Dir der Weg zurück in die Entwicklung schwerlich möglich sein.
 

David13

SILBER - Mitglied
Hallo Fabian,

ich meine auch zu erkennen, dass Du Dir noch nicht ganz sicher bist. Dann gleich als Patentprüfer einzusteigen, erachte ich nicht als die beste Wahl. Um ins Patentwesen zu kommen, gibt es vielfältige Möglichkeiten. Grundsätzlich ist halt zu überlegen, auf welcher Seite man das möchte. Patentprüfer mag Dir zunächst interessant erscheinen und Deinem Naturell entsprechen. Aber Patentprüfer ist mit Abstand das Eintönigste, und so mancher Prüfer hat selbst nach vielen Jahren - sicher im Beamtensattel sitzend - entnervt aufgegeben. Beim DPMA hast Du Behördenfeeling pur; ich bin jedesmal heilfroh, wenn ich da wieder raus bin (einzig die Kantine ist ein Highlight). Beim EPA hast Du schon einen gewissen internationalen Flair, es ist wesentlich moderner als das DPMA und auch vom finanziellen Standpunkt ist es erheblich lukrativer. Aber auch dort bewegst Du Dich in einem engen Korsett; das Punktesystem tut sein Übriges. Mal ganz abgesehen davon, dass es als Deutscher relativ schwer ist, dort überhaupt hin zu kommen.

Vielleicht solltest Du Dir überlegen, zunächst als Patentingenieur bei einer Patentanwaltskanzlei einzusteigen, um auf diese Weise in das Patentwesen reinzuschnuppern, oder aber in einer Patentindustrieabteilung (wobei die in der Regel schon ausgebildete Leute wollen). Denkbar wäre auch - und da kenne ich auch ein paar Fälle - in einer großen/größeren Firma im Bereich F&E einzusteigen, und da Kontakte zur internen Patentabteilung zu knüpfen. Später könntest Du dann in die interne Patentabteilung wechseln.

Viel Glück bei der richtigen Entscheidung,

David13
 

ConfoosedPhysicist

GOLD - Mitglied
@David13:
zur Kantine im DPMA:
die Aussicht ist ein Highlight
das Essen ist aber im EPA besser. Da findet man auch ein Gläschen Wein. Dafür gibt's die EPA-Mahlzeit im EG und nicht im DG (ausser in Berlin - da sitzt man noch über der U-Bahn, die da vor dem Amt auf sehr hohen Stelzen steht)
 

David13

SILBER - Mitglied
@Confoosed Physicist:

absolut richtig, das Essen ist im EPA qualitativ besser, dafür halt keine besondere Aussicht. In Berlin ist das Ambiente - na ja - recht einfach, und erinnert auch von der Atmosphäre her eher an eine Mensa, aber es hat - finde ich zumindest - einen gewissen Charme.

Das mit der U-Bahn in Berlin ist so eine Sache: in einer Einspruchssache saß ich mit dem Gesicht Richtung Fenster, und da fuhr ständig 'ne Bahn vorbei, was anfangs schon etwas irritierte.

Grüße,

David13
 

dutchie

BRONZE - Mitglied
Specifische Antworten:

>>Wie groß ist der Anteil an Doktoranden unter Patentprüfern?
Haengt von dem "technical field" ab, Chemikern > 3+4, Telekom > Bringt eine Promotion bei der Einstellung oder dem Gehalt Vor- oder Nachteile?
Doktorstudium-dauer 4 Jahre = Nachteil

>>Wie viele Stunden pro Woche arbeitet ein Patentprüfer am EPO?
Teoretisch: 8,5 Stunden pri Tag inclusiv 45 min Lunchbreak.

>>Sind die Arbeitszeiten weitgehend fix, oder gibt es Gleitzeitmodelle?
Flexitime Teorie: Max 45 Stunden/Woche - Min haengt von Anzahl akkumulierten Stunden

>>Wenn man das EPO wieder verlassen will, wie sind dann die Chancen auf dem Arbeitsmarkt nach mehrjähriger EPO-Tätigkeit? Welche Karrierewege stehen einem offen?
Wird von der ekonomischen Situation abhangen.
 

dutchie

BRONZE - Mitglied
>>sehr viel negatives über das EPO und die Arbeit dort .....ob sich die Situation und das Arbeitsklima inzwischen gebessert haben



EPA ist fuer eienen Jungen einer der besten Arbeitsplaetze. Leider keine (fern)Dienstreisen, keine Bonuse und ziemlich langweilige arbeit.

Wer und woruber beschwert sich?

Meistens Berlin weil sie zu isoliert sind, und im Haag alte IIB Pruefer (search examiners) mit diplomatischen status, Sonderarebitswoche von 35 Stunden und nach 30 Jahren nur 12.000 Neto Monatslohn.

Und wenn von deiner 12.000 deinen Privaten Krankenkasse verzihurung von 2,5 nach 2,7% steigt, spurst du es, oder?

Oder die Formalprueffer, von denned gibt es 5-10% zuviel, weil die Anmeldezahlen nach unter sturmen....

Leider gibt es zur Zeit "employment freeze" und werden nur wenige Leute "office-wide" genommen.

Viel Glueck trotzdem.

Dutchie
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
dutchie schrieb:
>>sehr viel negatives über das EPO und die Arbeit dort .....ob sich die Situation und das Arbeitsklima inzwischen gebessert haben



EPA ist fuer eienen Jungen einer der besten Arbeitsplaetze. Leider keine (fern)Dienstreisen, keine Bonuse und ziemlich langweilige arbeit.

Wer und woruber beschwert sich?

Meistens Berlin weil sie zu isoliert sind, und im Haag alte IIB Pruefer (search examiners) mit diplomatischen status, Sonderarebitswoche von 35 Stunden und nach 30 Jahren nur 12.000 Neto Monatslohn.

Und wenn von deiner 12.000 deinen Privaten Krankenkasse verzihurung von 2,5 nach 2,7% steigt, spurst du es, oder?

Oder die Formalprueffer, von denned gibt es 5-10% zuviel, weil die Anmeldezahlen nach unter sturmen....

Leider gibt es zur Zeit "employment freeze" und werden nur wenige Leute "office-wide" genommen.

Viel Glueck trotzdem.

Dutchie
Eine der schönsten Antworten der letzten Jahre... :)
 

corvinus

SILBER - Mitglied
wie Recht du hast gelbes U, da werden doch in einem einzigen Beitrag alle Klischees und Vorurteile bestätigt, super tolle sache, Danke, vielmals Danke lieber Dutchie...., das ich DAS noch erleben durfte :)))
 

Genervter

Schreiber
Sollte Dutchie im Lichte seiner wiederholt tragikomischen Beiträge tatsächlich beim EPA beschäftigt sein, so würde ich ihm empfehlen, seine Zeit lieber mit dem Studium der Statuten zu verbringen.

Die mir bekannten EPA-Leute machen ihren Job durchweg sehr ordentlich.


Unabhängig davon gilt:

Deppen gibt es überall, die Frage ist nur wie viele.
 
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