Einstiegserörterung

T

T.

Guest
@ ernster Kasper
Vielen Dank für dieses Anmerkungen. Ich denke sie sind der beste Beweis wie Kritik richtig angebracht ist!

zu 1.) Ich habe Spass an juristischen Auslegungen und Erörterungen, an technischen Begutachtungen und Einschätzungen, auch zu einem gewissen Teil an Sprache. Allerdings kann ich mir vorstellen, was es heisst, genau auf Kommata usw. zu achten - ich frage mich ob mir das PERSÖNLICH nicht ein wenig zu weit geht.

zu 2.) Genau wegen dieser Möglichkeit der kritischen Hinterfragung von PAn habe ich meinen Lebenslauf skizziert. Ich wollte nicht selbst diese Vorahnung äußern, da solche Aussagen schnell das Ergebnis verfälschen können.
In wieweit zählt denn die fachliche technische Ausrichtung? Werden Physiker auch für Aufgaben aus dem Maschinen + Anlagenbau eingesetzt?

zu 3.) Unternehmensberatungen sind m. E. nach für Streber (zu denen ich mich trotz guter Leistungen nicht zähle(n kann)), bzw. Überflieger gedacht - die aber letztendlich ein "Kastendenken" annehmen (wenn auch nicht alle). Das ist dann schade, zumahl, was nützt einem xxxxxxx € Geld, wenn man 17 Std. am Tag arbeitet - natürlich immer mit bester Laune?

Gruß.

T.
 

Alex:jura

*** KT-HERO ***
Zu den Fragen:

Sich mit Sprache auseinandersetzen heißt beispielsweise:

Die genaue Bedeutung (inhaltlich) einer Begrifflichkeit im Lichte der Patentanmeldung herauszuarbeiten und gegebenenfalls Unterschiede zum eigenen Verständnis bzw. zu dem vorliegenden Produkt/Verfahren erkennen.
Somit geht es um die inhaltliche Bedeutung, welche im Laufe der Zeit eine Änderung erfahren kann.

Rechtschreibung wird hier häufig vorgeschoben, da einige hier andere dadurch diskriminieren können/wollen (Sorry dafür)!

Berufsbezeichnungen (ohne Gewähr, da ich kein Ständerecht hatte):

Patentanwalt: Zugelassen von der Kammer! Freier Beruf! Kann Rechtsgeschäfte von anderen übernehmen. Kann eine Kanzlei gründen bzw. sich in einer Assozieren.

Patentassessor: Die Ausbildung zum Patentanwalt abgeschlossen! Arbeitet in einem Unternehmen und übernimmt Rechtsgeschäfte z. B. auch von Konzerntöchtern oder assozierten Unternehmen.

EPA- Vertreter: Hat die EQE bestanden und ist in die Liste der Vertreter eingetragen. Darf für andere vor dem EPA vertreten. Die meisten PAs sind auch EPA Vertreter. Isbesondere in der Industrie gerne gesehen.

Patentingenieur geschützter Begriff (Schutz aufgrund des Ing.) macht ähnliche Tätigkeiten wie PA oder EPA Vertreter, darf aber nur das eigene Unternehmen vertreten (hat eine Angestelltenvollmacht).

Patentanalyst oder auch Patent Councel oder Patentreferent oder oder: Im Prinzip ein Patentingenieur mit neuem Namen (Mephisto: Es glaubt der Mensch wenn er nur Worte......).

Justiziar häufig der Rechtsanwalt in einem Unternehmen. Bezeichnung ist meineswissens nicht geschützt! Kann aber auch jeder andere sein. Erstellt Verträge, vertritt das Unternehmen vor Gericht (z. B. Arbeitsgerichte) etc.

Gruß
alex
 
G

GAST_DELETE

Guest
[quote:T.]@ ernster Kasper
Vielen Dank für dieses Anmerkungen. Ich denke sie sind der beste Beweis wie Kritik richtig angebracht ist!

T. schrieb:
zu 1.) Ich habe Spass an juristischen Auslegungen und Erörterungen, an technischen Begutachtungen und Einschätzungen, auch zu einem gewissen Teil an Sprache. Allerdings kann ich mir vorstellen, was es heisst, genau auf Kommata usw. zu achten - ich frage mich ob mir das PERSÖNLICH nicht ein wenig zu weit geht.
Ich meine hier übrigens nicht die Kommata in einem normalen
Schriftsatz, sondern denke eher an Kommata in
Ansprüchen (insbesondere englische Ansprüche, die aufgrund
der häufigen Partizip- und Gerundi(v)um-Konstruktionen ohne
Komma zahllose sinnbehaftete und sinnlose Interpretationen
zulassen) und in der Beschreibung einer Anmeldung.
Mir ist es schon mehrfach passiert, dass ein Komma den
Gegenstand eines Anspruchs so verändert hat, dass der
Prüfer in Richtung erteilungswillig umschwenkte.

Eine kleine "Warnung" hierzu: einfach mal ein paar englisch-sprachige
Ansprüche (am besten ursprünglich in Asien verfasst) lesen, und
sich dann fragen, ob man sowas Tag für Tag aushält (und das
auch noch umsatzbasiert).

T. schrieb:
zu 2.) Genau wegen dieser Möglichkeit der kritischen Hinterfragung von PAn habe ich meinen Lebenslauf skizziert. Ich wollte nicht selbst diese Vorahnung äußern, da solche Aussagen schnell das Ergebnis verfälschen können.
In wieweit zählt denn die fachliche technische Ausrichtung? Werden Physiker auch für Aufgaben aus dem Maschinen + Anlagenbau eingesetzt?
Physiker werden im gesamten Spektrum des Maschinenbaus und
der Elektrotechnik eingesetzt. Das Problem dabei ist, dass sie
dort früher nie richtig "zu hause" waren. Es ist also für jede neue
Akte anfangs eine längere Einarbeitungszeit nötig, um den
Sachverhalt zu verstehen (mal abgesehen von Korkenzieher- und
Mülleimeranmeldungen). Insbesondere in Spezialgebieten des
Maschinenbaus und der Elektrotechnik (speziell Schaltungstechnik, Nachrichtentechnik) fehlt es dann an den geeigneten Kenntnissen,
die es einem erleichtern, gegen die Einwände eines Prüfers zu argumentieren
(auch, weil man die "Fachsprache" nicht kennt). Das muss
natürlich nicht lebenslang so bleiben, setzt aber enormen Lernwillen
voraus.

Auch hier eine Warnung: einige Kanzleien stellen alles und jeden
ein. Dableiben darf dann, wer sich bewährt (innerhalb der Probezeit)....


T. schrieb:
zu 3.) Unternehmensberatungen sind m. E. nach für Streber (zu denen ich mich trotz guter Leistungen nicht zähle(n kann)), bzw. Überflieger gedacht - die aber letztendlich ein "Kastendenken" annehmen (wenn auch nicht alle). Das ist dann schade, zumahl, was nützt einem xxxxxxx € Geld, wenn man 17 Std. am Tag arbeitet - natürlich immer mit bester Laune?
Also ich fand die Leute bei den o.g. Läden nicht streberhaft
(mal abgesehen von einigen Streamline-BWLern). Gerade die
sogenannten Exoten hatten vorher interessante Sachen gemacht.
Mit dem Kastendenken kommt man dort auch nicht sehr weit.
Wer in den Bewerbungsgesprächen dort nur Standardansätze präsentiert,
wird nicht sehr weit kommen (oder vielleicht als Analyst auf unterer Stufe
für zwei Jahre als Zahlenknecht verheizt). Ich fand nur die Thematik
an sich nicht so spannend.

Beim Arbeitspensum spaltet sich das Bild etwas:
a) Consulting: von morgens 0730 bis 2330, Anwesenheit beim Kunden
zählt, Hirn muss nicht immer aktiv sein
b) PA-Business:nur das aktive Hirn bringt Geld, mir sind mehrere PAs
bekannt, die es auf 60-80 Stunden pro Woche bringen.
(die Scheidungsquote bei PAs ist nicht umsonst eher hoch)




Gruß.

T.
 
P

Patentprüfer

Guest
@ ernster Kasper:
Ich sehe die Studienerfahrung nicht so kritisch und würde sie nicht überbewerten. Ob Wirtschaftsingenieur oder "richtiger" Maschinenbauingenieur, was zählt, ist wie pfiffig der Kandidat ist, wie methodenorientiert er denkt, wie schnell er sich fehlendes Fachwissen erarbeiten kann. Denn ein Maschinenbau-Ingenieur muss sich auch erst (wieder) in Hydraulikschaltpläne, Sitzverstellmechanismen, Stossdämpfer, Druckgussmaschinenantriebe etc. einarbeiten.

Ausserdem werden auch Fachhochschul-Ingenieure als Kandidaten eingestellt, deren Studium ja kürzer und weniger vertiefend zu sein scheint, als das eines TH/TU-Ingenieurs.
(Für Nörgler: hiermit will ich nicht einen Fachhochschulingenieur abwerten, sondern NUR auf die kürzere Studiendauer hinweisen).
 
T

T.

Guest
@ Gast bzw ernster Kasper

Danke nochmal für diese auführlicheren Informationen. Die Erklärung zum sprachlichen Interesse und den Praxistipp des "Vor-lesens" werde ich auf jeden Fall beherzigen!
Auch die Ausführung über die Physiker, deren und andere Fachkenntnisse lassen mich eine Ahnung davon bekommen, worauf es ankommt. Ich werde mir Ihre Anmerkungen noch einmal reiflich durch den Kopf gehen lassen

Bei der Beratung spalten sich viele Geister: Viele schimpfen darauf, dass dort theoretischer Müll vorgeschlagen wird (vor allen Dingen bei Strategieb.), andere halten sie für arrogant (nunja, manche meinen jetzt mit Sicherheit ich sei da richtig aufgehoben), wiederum andere haben mit der Ethik der Effizienssteigerung ein Problem - die Gegenseite hält viel von guten Kontakten in die Industrie, eine sehr gute Vergütung, viel Erfahrung quer durch alle Industrien...

schwierig dort (selbst nach eigenen Präferenzen) zu urteilen.

Fraglich ob die Scheidungsrate bei Consultants nicht vielleicht ähnlich hoch ist ( oder hatten diese vielleicht keine Zeit für die Heirat ;) ? )

Ich werde in diesem Bereich meine Diplomarbeit absolvieren - danach weiss ich hoffentlich mehr.
Danke für die Hilfe zur Entscheidungsbildung.

Gruß.

T.
 
P

PA

Guest
Zum Thema Consulting, wo ich auch gern mal ordentlich sechsstellig verdient hätte, wenn man mich genommen hätte, hier ein interessanter Link.

Hier sieht man wie ich meine einmal deutlich, mit welchen fortgeschrittenen Methoden auf diesem Gebiet (in USA) heutzutage bereits gearbeitet wird.

Grüße PA.
 

Redakteur

Administrator
Teammitglied
Von Ernster Kasper (vorhin aus Versehen auch mal "Gast"):

1) Nochmal zum Thema Consulting als Alternative:

Meine Anmerkungen bezogen sich auf reine Strategieberatung.
BCG erschien mir damals recht kreativ, McK arg effizienzorientiert.
Accenture und andere IT-Strategie-Implementierunger waren
nicht gemeint. Inhouse Consultung (z.B. bei dem größten
deutschen Elektrokonzern mit derzeit schlechten Schlagzeilen)
wäre auch eine Alternative.

Ich kann dazu nur wärmestens das Buch
"Consulting_Demons...", von L.Pinault empfehlen
Der Verfasser hat über mehr als 10 Jahre in der Branche
gearbeitet (anfangs bei BCG). Sehr interessant sind
inbesondere die Projekt-Fortsetzungstaktiken.
Eine Scheidung hat der Kerl auch hinter sich.

2) @Patentprüfer: ein Physiker kann sich sicherlich
in absehbarer Zeit in ein gewisses technisches Gebiet
einarbeiten.Es fehlt aber ein wenig der "technische Stallgeruch",
der im Gespräch mit dem Mandanten oder beim Vortrag vorm Richter
entscheidend sein kann. Wie man als Prüfer (beim EPA teilweise frisch
von der Uni) ohne Fachkenntnisse zügig arbeiten kann, bleibt
mir ein Rätsel.

3) Ich bin schon von einigen meiner Ing-Kollegen nach Infos
zum PA-Beruf (PA oder EPA-Prüfer) gefragt worden
(Lieblingsthema: Gehalt). Viele hatten schon
sagen-hafte (der Trennungsstrich steht hier nicht umsonst)
Informationen zu dem Thema angesammelt. Nach Anblick
eines normal verklausulierten Anspruchssatz und einiger
Entgegenhaltungen sowie der Zusatzangabe "dafür
darf man später x Stunden brauchen" war das
ursprüngliche Interesse meist jäh verflogen.
Drum: es prüfe kritisch, wer sich binden will...

(Anmerkung des Redakteurs: Dieser Beitrag wurde von "Ernster Kasper" geschrieben. Da der zuvor verwendete Name ("Ernster Kasper vorhin aus Versehen auch mal "Gast") derart lang war, dass die Übersichtlichkeit der Darstellung leidet, wurde der Name verkürzt. Bitte verwenden Sie stets kurze Namen. Danke.)
 
G

Goldi

Guest
1. Arbeitsalltag:

lesen (entweder Erfindungsmeldungen oder Anmeldung, Prüfungsbescheid und Dokumente zum Stand der Technik) - verstehen - diktieren - korrigieren. Letztlich geht es immer um den Vergleich eines Gegenstandes nach ANspruch mit einem anderen Gegenstand (Stand der Technik oder Verletzungsform) 90%

Ab und an mal eine mündliche Verhandlung, da geht es dann um's gleiche Thema 8%

Ab und an mal eine Rechtsfrage
(Recherchengebür nicht gezahlt - Ist die Anmeldung weg??
Ich will meine Lizenzgebühr nicht zahlen - Kann ich das Schutzrecht vernichten??) 2%

Übersetzungen fallen an, wenn die Kanzlei viele Auslandsmandate hat. Werden mit 0,2-0,3 €/Wort beim Mandant abgerechnet. Sollte im Idealfall beim Übersetzer landen. Wenn es der Kandidat machen muss, ist es oft Ausbeutung, es sei denn, es wird extra bezahlt.
Anwälte machen es i.d.R nicht, es sei denn aus Spaß an der Freud'


2. Geld (alles Jahresangaben)

1. Kandidat in Kanzlei: 20-30 k€
2. Kandidat in Industrie 40-55

3. beide Zulassungen (EP und DE), also frühestens nach 4 a:

a) Industrie: 70-100, als Gruppenleiter 100-120, Abteilungsl. 150-250
b) Kanzlei: Freiberufler mit 100-150 € pro abgerechneter Stunde ist üblich, davon keine weiteren Personal/Sachkosten abzurechnen.
Je nach Arbeitswut, Produktivität, (unbezahlter !) Aquisetätigkeit, zugeteilten Akten und Talent kommen 3-6 abgerechnete h zusammen, 5-6 Tage die Woche
(unter 3 zahlt Dir bald keiner mehr das Büro, Erwartungshaltung in Bezug auf die o.G. variiert stark zwischen den Kanzleien. Ich hatte ein Angebot, da wurden 250k€ Jahresumsatz erwartet)
c) Partner
erster Anteil des Gehaltes wie b) Hinzu kommt ein Anteil am Gewinn, d.h. Du profitierst von der Arbeit anderer Leute. Die Höhe hängt von Deinem Anteil an der Kanzlei und deren Größe ab. Partner bedeutet auch Risiko, Du haftest für Gehälter, Miete und verauslagte Kosten.
Alt-Partner haben kein Interesse, den gleichen Gewinn durch mehr Köpfe zu teilen, Du musst also einem "Alten" seinen Anteil abkaufen oder so viele Mandate anwerben, dass Du dich selbst ernärst. Alternativ ist eine eigene Gründung... obacht: Freie Berufe unterliegen einem Werbeverbot.



Kanzleien sind oft kleinere Betriebe ohne Tarifvertrag und Betriebsrat, wenn da die Chemie zwischen den Mitarbeitern nicht stimmt, wird's die Hölle. Es gibt Ansammlungen von Arbeitstieren und Freizeitorientierte, Konservative Anzugträger und Hemd-nicht-in-die-Hose-Stecker. Suche Dir den Laden, der zu Dir passt.
Wer nicht sagt was er will geht schnell mal unter, und kein Personalrat zum Ausweinen... Nach 3 Wechseln hat aber jeder die Kanzlei die er verdient.

Meine derzeitige Arbeitszeit: ca. 38-40 h/Woche, ca. 5 h/Tag abgerechnet. Ich kann meine Rechnungen zahlen und das Geld auch noch ausgeben. Wer am großen Internationalen Rad drehen will, wird um regelmäßige 6-Tagewochen nicht rumkommmen, kann aber dann mit dem Cayenne ins Büro fahren. Als Steigerung in den großen Kanzleien gibt's dann am Sonntag noch gemeinsames Freizeitprogramm....
 
N

Neu-Kandidat

Guest
Eine überraschend realitische Darstellung, Goldi! Passiert ja eher selten, dass hier ehrliche Angaben bzgl. der Gehälter gepostet werden ;-)...

Sehr gute Beschreibung - diese Daten kann ich nur bestätigen (zumindest was man im Verlauf der Kandidatenzeit so alles mitbekommt).

Eine Frage zu den Abrechnungen der freien MA in Kanzleien hätte ich jedoch: Wie sieht das denn üblicherweise im Krankheitsfall aus? Absicherung oder Totalausfall des Gehalts? Wie wird dies mit den Urlaubstagen gehandhabt?

Viele Grüße!
 
K

Kand.

Guest
Freiberuflich (solange nicht mit Gewinnbeteiligung als Partner) heißt: Nur Kohle für tatsächlich durchgeführte Tätigkeiten.

Im Krankeits-, Urlaubs- oder sonstigem Verhindertsein-Fall gibt's kein Geld.

Willkommen im Berufsleben eines Freiberuflers.
 
F

freier NeuPA

Guest
1, Was den Arbeitsalltag angeht, kann ich Goldi beipflichten - evtl. leicht höherer Anteil an Einspruchsverfahren.

2, Wie auch die letzten Aussagen teilweise aussagen, würde ich 220 Tage / Jahr veranschlagen (da Urlaub, Feiertag, Krankheit = keine abrechenbaren Std.)

--> darauf basierend: 4-5 abrechenbare Std./Tag (nach einiger Erfahrung) bei ca. 110€+ pro abgerechnter Std. als Entnahmeanteil für den freien MA (=Bruttolohn) und einer Woche von ca. 40-45 Std. Arbeitszeit.
 
P

PHB

Guest
freier NeuPA schrieb:
--> darauf basierend: 4-5 abrechenbare Std./Tag (nach einiger Erfahrung) bei ca. 110€+ pro abgerechnter Std. als Entnahmeanteil für den freien MA (=Bruttolohn) und einer Woche von ca. 40-45 Std. Arbeitszeit.
Ja, dürfte ganz gut hinkommen. Für jeden, der die PA-Laufbahn einzuschlagen erwägt: selbständig heißt, dass der Anteil am Honorarbetrag das einzige ist, was man von seinem "Aktengeber" erhält (vielleicht noch die Haftpflicht). Das ist also völlig "ungeheizt". Man zahlt seine Krankenversicherung vollständig selbst (bleibt man in der Kasse, sind das schnell 500 bis 600 EUR im Monat), muss Alters- und auch Arbeitslosenvorsorge komplett selbst tragen (dafür kommt dabei auch tatsächlich mal was zurück). Ist man krank oder im Urlaub, verdient man nichts. Weihnachtsgeld schenkt einem keiner.

Gegenrechnung anhand eines Ingenieurs in der Industrie:

ein E-Techniker wird nach fünf Jahren Berufserfahrung (ein Jahr Praxis plus drei Jahre PA-Ausbildung plus ein Jahr Einstieg in die Selbständigenarbeit) gut und gerne 75.000 EUR brutto im Jahr machen. Darin enthalten sind 13,25 Monatsgehälter, 30 Tage Urlaub, 10 Tage abgebummelte Überstunden, zwei Wochen Krankheit, eine Woche Fortbildung. D.h., der Angestellte arbeitet mal eben elf von 52 Wochen im Jahr gar nicht. Der Angestellte verdient also seine 75.000 EUR brutto im Jahr in ca. neun Monaten Arbeit. Trotzdem hat er eine soziale Grundsicherung und kann in die nächste Bank gehen und sich einen Kredit für eine Eigentumswohnung geben lassen, was der Selbständige erst nach wenigstens fünf Berufsjahren und ordentlichen Rücklagen kann, ohne sich auslachen zu lassen. Ich weiß sogar von einem Kanzleipartner, der Probleme hatte, einen Kredit zu bekommen...

Rückgerechnet muss man als PA also erst einmal wenigstens 7500 EUR pro Monat machen, damit sich das Umsatteln lohnen kann. Hinzukommt aber, dass man das Geschäftsrisiko direkt trägt, als Angestellter kann man selbst in schlechten Zeiten ziemlich sicher sein, sein Gehalt noch ein paar Monate weiter zu bekommen. Bricht einem als PA ein wichtiges Mandat weg, können einige schmale Monate und erhöhte Einarbeitungsanforderungen in andere Mandate folgen. Außerdem muss man die drei kargen Jahre der Ausbildung mit Zinsen wieder erwirtschaften. Fortbildung bezahlt einem niemand.

Rechnet man alle Nachteile des Selbständigentums ein, sollten es schon eher gen 10.000 EUR brutto im Monat sein. Und das muss man dann erst einmal schaffen! Je nach Kanzlei und Mandat kann ein Rechnungsbetrag von 1000 EUR (von dem man dann seinen Anteil berechnet, gewöhnlich 40 bis 50%) von zwei bis zwölf Stunden tatsächlicher Arbeit ausmachen.
 
F

Freiberufler

Guest
Kand. schrieb:
Freiberuflich (solange nicht mit Gewinnbeteiligung als Partner) heißt: Nur Kohle für tatsächlich durchgeführte Tätigkeiten.

Im Krankeits-, Urlaubs- oder sonstigem Verhindertsein-Fall gibt's kein Geld.

Willkommen im Berufsleben eines Freiberuflers.
Sehr richtig!
 
G

Goldi

Guest
Stichwort "ungeheizt":

Meine PKV zahlt immerhin 2700 €/mon netto, aber erst nach der 6. Krankheitswoche. Versicherbar sind max. 5400 € ab der 2. Woche, dann ist man aber nur für's Krankengeld 450 €/mon los.

Aus der ges. Rente auszutreten ist in meinen Augen ein deutlicher Pluspunkt des Freiberuflers, da möchte ich mit einem angestellten Vertriebsingenieur nicht tauschen, ebenso nicht bei seiner Fahrleistung auf der BAB....

Machen wir uns nichts vor: als PA lebt man schnon nicht schlecht, aber auch nicht so überagend, das man alles andere dagegen vergessen kann. Sicher gibt es Partner in Großkanzleien mit 500k€+, die arbeiten dann aber auch 60h/Woche und sind 45+, bis sie diesen Status erreicht haben. Mit dem gleichen Einsatz kann man auch eine Drogeriekette oder ein Autohaus aufbauen, dann sind die Gehälter wieder vergleichbar.
 
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