Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?
@ patenter Anwalt
Was ich glaube müssten Sie schon bitte mir überlassen. Auch wenn dieses sich in einem großen Irrtum meinerseits herausstellte; wäre aber nicht das erste mal. Aber man lernt dazu und erfährt auch mehr über sich selbst.
Der von mir gewählte Vergleich war vielleicht nicht adäquat, sollte aber lediglich zum Ausdruck bringen, dass ich den Beruf eines PAs nicht als Berufung sehe, was ich aber von einer Beschäftigung in einer Bahnhofsmission, von denen es leider eine unzulängliche Anzahl gibt, absolut nicht behaupten kann. Aber da durch die hiesige Politik offensichtlich andere Prioritäten gesetzt werden, scheint es leider nicht im Bereich des möglichen, in diesem Sektor entsprechende und auch dringend notwendige Abhilfe zu schaffen.
Bitte fassen Sie das jetzt nicht als einen Persönlichen Angriff oder überhaupt als kritik, weder destruktiv noch konstruktiv. Weil Sie aber nichts über die von mir angesprochene Arbeitsatmosphäre an Ihrem Arbeitplatz, leider zu meinem Bedauern, da es mich wirklich interessieren würde, erwähnt haben, gehe ich jetzt einfach mal vom folgenden aus. Diese von Ihnen erwähnten sozialen Geflechte sämtlicher Beteiligter kann man nur in dem Falle miterleben, wenn man auch selbst eine entsprechende Zeit investiert. Ich weiss nicht welches Alter Sie haben, welche Position in einer Kanzlei oder wo auch immer Sie innehaben und wieviele Jahre Berufserfahrung oder Mitarbeiter unter Ihnen sind, was zweifelsfrei auch nicht unbedingt sein muss. Aber was ich mir durchaus vorstellen kann ist, dass Sie definitiv keine acht Stunden am Tag arbeiten, sondern weitaus mehr, zumindest anhand dessen was und wie Sie schreiben.
Ich kann oder besser ich will mir nicht vorstellen, dass ich später als PA völlig in meinem Beruf und damit auch in dem Geflecht der mich umgebenden Beteiligten, von welcher Seite auch immer, vollkommen aufgehen oder eintauchen werde. Man kann wahrscheinlich sehr viele Dinge mit dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes abdecken, und bis man soweit ist vergeht auch einige Zeit, aber gewerblicher Rechtsschutz ist nicht alles. Ich will nicht zu jemandem verkommen, der Tag ein Tag aus immer im Büro präsent ist, auch an Wochenenden, und außer am Büroleben nur noch am Büroleben partizipiert. Aber leider bin ich irgendwie auf dem besten Wege dahin. Ich habe auch noch andere Ziele im Leben, die nicht (unmittelbar) mit der Tätigkeit auf diesem Gebiet verbunden sind. Es wird doch wohl möglich sein einer Beschäftigung nachzugehen, in der man nicht komplett verblödet, sondern sogar noch seinen Horizont erweitern kann, aber in der man auch das in einer annehmbaren Arbeitzeit absolvieren kann, wobei für mich ein durchschnittlicher Arbeitstag von mindestens zwölf Stunden alles andere als erstrebenswert ist. Was bringt denn einem das viele Geld, was man später vielleicht als PA oder gar als Partner, wie Sie sagen, verdient, wenn ich es sowieso nicht ausgeben kann, weil ich nur eine Woche Zeit für Urlaub im Jahr habe. Aber nicht nur aus dem Grund, weil man nach einer Woche Absenz einen Vertreter benennen muß, sondern weil es soviel mit soviel Verantwortung zu tun gibt und die sozialen Geflechte einen nicht lassen. Und für mich ist dann an dieser Stelle der Punkt eingetreten wo aus dem Beruf des PA die Berufung wird, dort wo ich meine individuellen Bedürfnisse und Ziele soweit einschränke, dass diese Leben alles andere als lebenswert für mich ist. Sofern man das dann übehaupt noch als Leben bezeichnen kann.
Aus diesem Grund muss die Arbeitszeit in ganz normalen und auch geregelten Verhältnissen ablaufen und sich auf maximal neun Stunden am Tag beschränken. Dass hierbei ein Aufgehen in sozialen Geflechten nicht unbedingt gefördert wird, ist mir schon klar. Die Arbeit ist für mich nur Mittel zum Zwecke der Geldbeschaffung, um den für mich wichtigeren Aspekten des Lebens nachgehen zu können. Ich habe keine Ambitionen auf Karriere, mir selbst oder gar etwa anderen etwas zu beweisen, noch glaube ich dass ich das müsste.
Gehören Sie zu dieser Gruppe, die man schon fast als Bürohocker bezeichnen kann? Diese Leute, die man schon fast aus dem Büro sprengen müsste, um sie herauszubekommen, weil sie in ihrer Berufung mit all den sozialen Geflechten aufgehen. Diejenigen, die Karriere gemacht haben und soviel Geld besitzen, dass sie gar nicht mehr wissen worin sie dieses investieren sollen. Ich denke Sie verstehen was ich damit sagen will. Nur leider stellen dann diese Menschen irgendwann fest, dass an ihnen so ungefähr alles, was im Leben wirklich wichtig ist, vorbeigerauscht ist, sofern sie nicht eher an irgendeiner Gesellschaftskrankheit verstorben sind, aber selbst dann würden sie denn Sinn des Lebens niemals verstehen.
Also bevor ich dann soweit bin und nach Jahren der harten Ausbildung und der Arbeit zwar einen anderen Status, sprich Position und mehr Geld, besitze, aber immer noch nicht besser und auch nicht näher an meinen Zielen bin und vollkommen im sozialen Geflecht der Kanzlei aufgegangen bin, dann, und jetzt kommt der Kreisschluss, arbeite ich doch lieber in einer Bahnhofsmission. Dort habe ich dann den Bezug zu Meschen kann mich in das soziale Geflecht auch voll integrieren und aktiv bei wirklich wichtigen Problemen mitwirken, eben einer Berufung nachgehen. Habe aber damit ein wahrscheinlich unvergleichlich besseres Leben, da ich mit den Arbeitszeiten dort ohne Probleme meine tatsächlichen Ziele verwirklichen kann. Also soviel zum Thema soziale Integration in einer Kanzlei.
Zu Ihrem Anspruch 2 möchte ich nichts hinzufügen, außer dass ich glaube Sie sprechen da nicht mit Ihren eigenen Worten.
Wieso allerdings die Arbeit in einer Bahnhofsmission sogar für positivere Eindrücke in einem Vorstellungsgespräch sorgen soll ist mir nicht ganz verständlich. Vor allem soll man es mir anmerken, auch im Falle des Fehlens einer Erwähnung? Woran bitte? Wie kann jemand etwas erkennen, mit dem er selbst noch keine Erfahrung gemacht hat? Das impliziert doch nicht, dass die Durchführenden von Vorstellungsgesprächen zum Zwecke einer höheren eigenen sozialen Kompetenz sich selbst sozial engagiert haben, in einer Bahnhofsmission?
Und außerdem denke ich,
dass die oben erwähnte Arbeitszeit, meine Integration nicht nur als steuernzahlendes Individuum dieser Gesellschaft, meine Bereitschaft für die nahezu sofortige Bearbeitung der Wünsche des Königs Kunde, damit seine noch so lächerlichen Erfindungen möglichst vielen Menschen das Geld aus der Tasche ziehen können, was natürlich einen enormen Umsatz dieser Firmen bedingt, was sich entsprechend in den Aktien und damit wiederum in der Zufriedenheit der Aktionäre wiederspiegelt, die wiederum entsprechend investieren, was teilweise zum Zwecke der Schaffung von Arbeitsplätzen dient, aber in unseren Landen nicht so gut funktioniert, wie in als abwanderungswürdig betrachteten Ländern,
ein durchaus ausreichendes soziales Engagement darstellt.