Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

K

Kassandra

Guest
Das nachfolgende sei denen Warnung, die eine Ausbildung erwägen und nicht wissen, worauf sie zu achten haben (vgl. zahlreiche andere Threads). Ihr kennt alle die Zeugnissprache ("Er/Sie bemühte sich redlich.") Sowas gibt's auch hier; ich bin mir sicher, dass etliche der unten stehenden Phrasen in vielen Vorstellungsgesprächen fallen - manche natürlich erst in der Ausbildungszeit.

Übrigens, es wäre schön, wenn's Satire wäre!

Legende:
"Zitat" = was sich der Partner dabei (wäre er selbstkritisch und ehrlich) denkt

Vorschaltzeit bis zur Anmeldung beim Patentamt
"Wir wollen uns in Ruhe Zeit nehmen, Sie auszubilden" = wir wollen so lange wie möglich von Ihnen profitieren
"Wir geben Ihnen sechs (zwölf, vierundzwanzig) zusätzliche Monate Zeit, weil das Gebiet so komplex geworden ist." = ein, zwei zusätzliche Jahre übersetzen hat noch keinem geschadet, zumindest nicht uns
"Wir müssen ja auch Zeit haben, Sie kennen zu lernen." = Das dauert in unserem Alter halt, aber ich habe mich ja auch daran gewöhnt, dass jetzt Willy Brandt Kanzler ist

Übernahme/Partnerschaft
"Wir bilden ausschließlich für den Eigenbedarf aus." = wir brauchen Ihre Arbeitskraft während der Kandidatenzeit wirklich (= für unseren eigenen Bedarf)
"Eine baldige Assoziierung wird angestrebt." = Streber mochte ich in der Schule schon nicht
"Eine Partnerschaft sollten Sie sich so gut überlegen wie eine Ehe." = Etwa wie meine Ehe; ich bin seit langem fast nur noch in der Kanzlei oder auf dem Golfplatz
"Die Wellenlänge muss einfach stimmen." = blinde Loyalität, Überstunden, Umsatz
"Das Leben lehrt, dass von den Kandidaten nur ein gewisser Prozentsatz bleibt, aus den unterschiedlichsten Gründen." = Wir haben jedenfalls immer unser Bestes getan!
"Wir wissen auch gar nicht, ob Sie eigentlich bei uns bleiben wollen." = Das ist nach der Kanditatenzeit, was geht mich das an?
"Über das Gehalt von einem EPA-Prüfer lachen Sie doch später!" = Denn wenn Sie bei uns Galgenhumor nicht gelernt haben, gibt's für Sie ohnehin kein später
"Wenn Sie erst mal Partner sind ..." = Das ist mein Joker. Hier kann ich Ihnen guten Gewissens alles versprechen; sie werden's eh nie.

Wirtschaftlichkeit
"Wir investieren schließlich in Ihre Ausbildung." = ich weiß gerade nicht was, aber da kann ich wohl eine Gegenleistung erwarten
"Sie müssen bedenken, dass Sie sich während der Ausbildung nicht rechnen." = Sie sollten das besser nie nachrechnen, denken Sie an Ihren Blutdruck!
"Jede Stunde, in der ich Ihre Schriftsätze bespreche, kann ich dem Mandanten nicht abrechnen!" = ich habe erst letztens im April wieder eine Viertelstunde mit Ihnen verschwendet
"Sie sollen das Übersetzen gründlich lernen." = Da verdiene ich immer noch am besten.

Der Mandant
"Sie müssen es auch als Herausforderung sehen zu verstehen, was die von Ihnen wollen." = Ich bin daran gescheitert, ich diktiere deren Schreiben immer wörtlich ans Amt
"Sie müssen denen echtes Interesse an ihren Problemen zeigen." = Mich interessiert nur, ob die Rechnung hoch ist und rechtzeitig bezahlt wird
"Sie dürfen die Erfindungshöhe nicht so streng aus Ihrer akademischen Ausbildung heraus beurteilen." = Da komme ich nämlich nicht mehr mit

Teamarbeit/Stimmung
"Sie sollen für verschiedene Partner arbeiten, damit Sie unterschiedliche Stile kennen lernen." = Warum sollten wir uns an Ihren anpassen?
"Bei uns arbeiten Sie in angenehmer Arbeitsatmosphäre." = Im Winter dürfen Sie die Tür zum geheizten Flur öffnen, im Sommer das Fenster.
"Sie müssen gewohnt sein, stundenlang allein mit einem Problem am Schreibtisch zu kämpfen." = Lassen Sie mich damit bloß in Ruhe, wofür stelle ich Sie sonst ein?
"Wir arbeiten alle seit vielen Jahren harmonisch zusammen." = und zwar jeder in seinem eigenen Büro; wenn ich Menschen mögen würde, wäre ich bestimmt nicht gerade Anwalt geworden
"Bei uns wird Teamarbeit groß geschrieben." = Das habe ich mal in so einem Wirtschaftsmagazin gelesen

moderne Arbeitswelt
"Sie müssen lernen zu diktieren." = Schließlich können wir nicht tippen
"Bei uns erwartet Sie modernste Büroinfrastruktur." = Die Sekretärinnen sind deutlich jünger als die Elektronik
"Sie sollten das nicht im Internet recherchieren, wir haben das in der Bibliothek." = Also, ich bräuchte zwei Tage und meinen Enkel, bevor ich auch nur dieses Gugel gefunden habe
"Eine Firewall, gute Idee, die können wir gebrauchen" = denn wenn unsere Akten verbrennen, sind wir ruiniert
"Neinnein, das lassen wir uns besser nicht per MP3 schicken." - Früher war's die Post, die heißen jetzt wohl DHL, aber was für eine Klitsche ist dieses MP3?

beliebte Sprüche
"Solange Sie ihre Füße unter meinen Tisch stellen, machen Sie das so." = Sie haben zwar recht, aber ich bin der Chef
"Lehrjahre sind keine Herrenjahre." = Ich habe lange darauf gespart, mich für meine Ausbildung rächen zu können, das koste ich jetzt aus.
"Sie können das auch anders machen, aber die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass Sie's besser machen." = Denn besser beurteile hier immer noch ich!

Fazit: zu einer Kanzlei, die
- nicht sofort anmeldet (bzw. nach wenigen Wochen)
- nicht zumindest 40% inländische Mandate hat
- eigenen Kontakt des Kandidaten mit den Mandanten erlaubt
- nicht ausschließlich mit professionellen Übersetzern zusammenarbeitet oder die Kandidaten für Übersetzungen nicht gesondert bezahlt
- mehr Kandidaten hat als >55järige Partner
- Hagen nicht bezahlt und dafür ohne Urlaub freistellt
- keinen unbeschränkten Internetzugang erlaubt
- keine Zugriff auf Onlineresourcen hat (Kommentarliteratur, Entscheidungsdatenbank)
- keine professionelle Computerbetreueung hat
- jede Frist verlängert (Überlastung! Hier fehlt ein Anwalt, kein Kandidat!)
- kaum oder keine Partner hat, die in der eigenen Kanzlei ausgebildet wurden
sage ich: Finger weg! Es mag sein, dass einige Kanzleien gute Kandidatenstellen bieten, obwohl einzelne der obigen Kriterien verfehlt werden; ich kenne sogar Beispiele. Ihr werdet aber auch eine finden, die Euch die entsprechende Zumutung erspart - und es sind sehr deutliche Indikatoren.

Vorsicht: Das Gegenüber im Vorstellungsgespräch ist Anwalt, also Profi im Vertreten von haltlosen Positionen. Hier sehr genau auf Zwischentöne achten und immer Gespräch mit den Kandidaten suchen, die lügen zwar auch - das müssen sie, Treuepflicht und Schönmalen der eigenen Situation und so - aber noch nicht so glatt.

Also, überlegt gut, wo Ihr Euren Namen auf den Arbeits- und Ausbeutungsvertrag setzt!
 
P

Priamos

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

Hey, woher kennst du meine Kanzlei so gut :) ? Habe mich über die kritisch-ironische Aufstellung sehr amüsiert. Aber, auch wenn meine Kanzlei gut 90% davon erfüllt, die Ausbildung war gut. Wahr ist allerdings, dass diese Aspekte die angebotene "Junior"-Partnerschaft wenig attraktiv machen. Na ja, da heisst es, das Amtsjahr weiter zu nutzen.
 
R

Robby

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

:)))

Bei mir sind 3 Kriterien erfüllt, ich bin dennoch zufrieden. Wobei ich sagen muss, dass ich nicht verstehe, was daran schlecht sein soll, wenn eine Kanzlei wenig Anwälte hat, die in der eigenen Kanzlei ausgebildet wurden, falls entsprechend wenig Kandidaten ausgebildet wurden.

Dennoch: eine beachtenswerte Liste.
 
T

theo

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

Ich stimme zu: eine alles in allem gut gelungene Zusammenstellung zum Thema: "Was man als angehender PA-Kandidat wissen sollte".

Man darf natürlich dabei nicht aus den Augen verlieren, dass es doch noch die ein oder andere ehrliche und faire Kanzlei gibt und nicht alle PAs von Natur aus böse, raffgierig und ausbeuterisch sind...;)
 
F

Flip

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

Sehr amüsant die Zusammenstellung. Ich denke, fast jeder hat bei dem einen oder anderen Punkt ein deja-vu ...

Eigentlich aber auch konsequent diese Liste an Verhaltensmustern, denn: Kein Anwalt stellt einen Kandidaten ein, wenn er davon nicht irgendeinen Vorteil hätte, oder?
 
P

Patenter Anwalt

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

Sehr geehrte Kassandra,

ich weiss nicht genau wie alt Sie sind, aber dass jemand, der vermutlich noch unter 35 ist so negativ fühlt und denkt, das finde ich traurig. Ich glaube nicht, dass Sie typisch für die junge Generation sind, aber ich muss zugeben, dass es Menschen, die sich wie Sie äussern (und Ihre Tirade ist immerhin lang genug, dass man da einiges herauslesen kann), insbesondere unter jungen Akademikern gibt (wenn auch eher unter Männern), weniger unter Nichtakademikern.

Ich glaube, Sie sollten mal über sich selbst nachdenken, über das, was Sie antreibt im Leben, über das, was Sie erlebt haben, auch in der Familie, bevor Sie andere pauschal verurteilen. Sie erwarten ja auch, und offenbar in sehr starkem Masse, dass man Sie als Individuum akzeptiert (was man ja auch bei Putzfrauen machen sollte, nicht nur bei Patentanwaltskandidatinnen), dann machen Sie sich bitte die Mühe, auch andere aus sich selbst heraus zu verstehen, und nicht nur mit Ihren eigenen Werturteilen herumzuschlagen. Erwachsene Menschen, die nie an sich zweifeln, machen mir Angst. Welcher Mensch kann denn vor Ihren Urteilen bestehen ? Interessieren Sie sich überhaupt für Menschen ? Glauben Sie mir, es gibt nichts Interessanteres im Leben !
 
G

Gast999

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

patenter Anwalt: Ich glaube nicht, dass man das ursprüngliche Posting zu ernst nehmen sollte, schließlich gibt es sowas wie Ironie.

Allerdings gebe ich zu Bedenken, das derartige Postings durchaus zur Meinungsbildung in der Öffentlichkeit beitragen können. Schließlich kann es jeder im Internet lesen.

Eines ist mir übrigens schon länger ein Rätsel. Gerade die, die später selbst einmal PA werden wollen, wettern hier gegen die PAs. Irgendwie ist das doch schizophren. Liebe Kandidaten, glaubt Ihr wirklich, ein Mensch ändert sich von heute auf morgen nur durch Ablegen einer Prüfung? Ich glaube nicht.

Wer derart pauschalisiert, wie es hier an verschiedener Stelle schon geschehen ist, der schadet dem Ruf der "guten" PAs in der Öffentlichkeit und letztlich sich selbst.
 
G

GAST_DELETE

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

Gast999 schrieb:
Eines ist mir übrigens schon länger ein Rätsel. Gerade die, die später selbst einmal PA werden wollen, wettern hier gegen die PAs. Irgendwie ist das doch schizophren. Liebe Kandidaten, glaubt Ihr wirklich, ein Mensch ändert sich von heute auf morgen nur durch Ablegen einer Prüfung? Ich glaube nicht.
Danke, das ist mir aus dem Herzen gesprochen. (Anmerkung: Ich habe die Prüfung hinter mir und bin deswegen noch kein anderer Mensch geworden, sondern immer noch genauso bösartig wie vorher ;-)
 
R

Robby

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

Jetzt werdet mal nicht katholischer als der Papst. Ein bischen über sich selbst und seinsgleichen zu lachen hat noch niemandem geschadet.
 
E

Ede

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

Kassandra schrieb:
Anwalt, also Profi im Vertreten von haltlosen Positionen.
Also nee, das is ja nun langfristig unklug, als Anwalt haltlose Positionen zu vertreten. Das muss man dem Mandanten dann schon verklickern, wenn die Position haltlos ist, und kann das bestenfalls halbherzig oder gar nicht machen : Ende der Fahnenstange, bitte nicht weiterklettern.
 
G

Gast999

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

Robby: Sehe ich doch auch so.
 
S

Sprachhygieniker

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

@ Patenter Anwalt:
Den Begriff "Putzfrau" verwendet man heutzutage eigentlich nicht mehr, weil er etwas abwertend klingt.

Auch durch die Verwendung einer derartigen Bezeichnung drückt man eine (negative) Wertschätzung gegenüber einer betreffenden Person aus - die Sie in diesem Fall ja offenbar gerade nicht ausdrücken wollten.
 
F

Flop

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

Patenter Anwalt schrieb:
Sehr geehrte Kassandra,

ich weiss nicht genau wie alt Sie sind, aber dass jemand, der vermutlich noch unter 35 ist so negativ fühlt und denkt, das finde ich traurig. Ich glaube nicht, dass Sie typisch für die junge Generation sind, aber ich muss zugeben, dass es Menschen, die sich wie Sie äussern (und Ihre Tirade ist immerhin lang genug, dass man da einiges herauslesen kann), insbesondere unter jungen Akademikern gibt (wenn auch eher unter Männern), weniger unter Nichtakademikern.
patenter Anwalt,

kommen Sie doch zum Punkt:

Wenn diesem Posting andere zustimmen, scheint etwas daran zu sein.

Auch ich habe nahezu die gesamte Liste von Kassandra erleben dürfen. Nach Wechsel in eine andere Kanzlei bin ich -gottseidank- von diesem Unsinn entfernt.

Somit kann ich sowohl Kassandra wie auch Sie bestätigen.

Es gibt solche und solche Patentanwälte. Kassandra und auch Sie scheren unangebrachter Weise über einen Kamm und werden dabei ebenso unangebracht emotional/persönlich. Einem Anwalt sollte Emotionalität nicht unterkommen. Das ist doch die Stärke seiner Dienstleistung.

Freiberufler, die nie in ihrem Leben in abhängiger Position gearbeitet haben, ausser selbst als nicht unbedingt mit Achtung behandelter Kandidat, werden nie genügend Empathie für ihre Mitarbeiter entwickeln. Wahrscheinlich liegt hier das Dilemma mishandelnder Eltern vor. Wer selbst "haue" gekriegt hat, oder sich wie ein Wildschwein benimmt, wird dies auch im Berufsleben nach unten hin weiterleiten. Punkt.

Es gibt genügend bestätigende Beispiele für das Sprichwort:

"Bescheidenheit ist eine Zier, doch besser lebt's sich ohne ihr".

Also wird die Fraktion der o.g. "Wildschweine" sich unweigerlich mehren zumindest aber auf einem überwiegenden Niveau einpendeln.

Entweder sind sie selbst kein Wildschwein, dann ist aber Ihre Reaktion unangebracht, oder Sie sind gerade das Wildschwein und tarnen sich selbst in Unverständnis.

Mein Tip: Posten Sie hier nicht, wenn Sie nichts dazu beitragen können, der Fraktion der Wildschweine eine wirklich gegensätzliche Position entgegegnzustellen.
 
G

Gast999

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

Entweder sind sie selbst kein Wildschwein, dann ist aber Ihre Reaktion unangebracht, oder Sie sind gerade das Wildschwein und tarnen sich selbst in Unverständnis.
Persönliche Angriffe sollten bitte unterbleiben. Muß das sein?
 
K

Kand.

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

@ Flop:

Das einzige was hier unangebracht ist, ist Deine Empfehlung an "Patenter Anwalt", er solle hier nicht mehr posten !

Meinungsfreiheit sollte auch Dir nicht fremd sein !
 
R

Robby

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

@Flop: Das geht nun wirklich zu weit.
 
K

Kassandra

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

Apollon habe Gnade und stehe mir bei! Aber Dein Fluch ist stärker, die schlechte Botschaft fiel schon immer auf die Botin zurück.

Lieber Patenter Anwalt, wenn ich Deine ungefragte Analyse meiner armen Seele lese, bekommt ich direkt Mitleid mit mir und meinem verkorksten Leben. Dann aber sucht man irgendwie vergeblich nach dem zugehörigen Thread. Aber ja, mich interessieren Menschen und ihre Motive, allein Deine liegen doch gar zu tief verborgen.

Für meinen Thread jedenfalls habe ich in der Tat auf Mitmenschen gehört und Zitate gesammelt. Dass ich mich bei deren Auslegung gar noch trotz anderslautender Beteuerung um der Sensation willen gelegentlich des Stilmittels der Übertreibung schuldig machte, mag meinen Schatten dereinst im Hades verfolgen. Dort, wo sich trifft, wer sich selbst im Keller nicht zu lachen traut. In Frage stellen sollte sich aber doch eventuell der jeweils Zitierte oder wer sich in ihm wiederfindet, nicht die Betroffene.

Das Bild der Patentanwälte leidet vielleicht an der Qualität der Ausbildung, dagegen sicher nicht daran, angehenden Kollegen das Schlimmste ersparen zu wollen. Wer möchte meine Auswahlkriterien für eine Ausbildungskanzlei ernsthaft als unberechtigt angreifen? Nur zu! Und so lange muss es doch darum gehen, denjenigen Kanzleien den Nachschub abzugraben, die nicht wirklich ausbilden, sondern nur unangenehme Arbeit billig erledigen lassen.

Ich habe bereits zu Anfang geschrieben und wiederhole es gern: Es gibt auch gute Ausbilder. Man muss nur wissen, wie man sie findet. Ich wusste es trotz Vorbereitung mit Kandidaten nicht ausreichend - Kassandra, ach, sah nicht die ganze Zukunft - und habe mich falsch entschieden: Nicht etwa im Beruf, der mir Spass macht, sondern in der Kanzlei.

Und tut mir den Gefallen und lasst diesen Thread nicht wie so viele vor ihm in einer Netikette-Diskussion über Wildschweine verenden, beim Teutates!
 
U

u. n. own

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

Kassandra schrieb:
Wer möchte meine Auswahlkriterien für eine Ausbildungskanzlei ernsthaft als unberechtigt angreifen? Nur zu!
Ich.

Denn ich glaube, wenn Du ernsthaft nach einer Kanzlei suchst, die Dir alles bietet, was Du willst - dann wird es ein SEHR kalter Tag in der Hölle sein, wenn Du sie gefunden hast.
 
W

Wildschwein

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

Wie ein Wildschwein pflügt sie durch verschiedene Sagenkreise. Sagenhaft, Kassandra ;-)

Aber Recht hast Du, wer nicht über sich selbst lachen kann, sollte einem eigentlich Leid tun.

*grunz*
 
G

GAST_DELETE

Guest
Re: Die Sprache der Partner oder: woran merke ich, dass ich in der falschen Kanzlei bin?

@ patenter Anwalt & Kassandra

"aber dass jemand, der vermutlich noch unter 35 ist so negativ fühlt und denkt, das finde ich traurig"

was ich eher traurig finde ist, dass man sich offensichtlich in der heutigen welt einfach so fühlen muss, weil man nicht wirklich unabhängig sein kann, und diejenigen, die die abhängigkeit erzeugen, diese aber auch voll ausschöpfen. ich kenne niemanden, der sich in die psychoberatung begibt, weil er alles so toll und positiv findet und nicht weiss, was er mit sich anfangen soll vor lauter wohlstand und freizeit.

"Ich glaube nicht, dass Sie typisch für die junge Generation sind"

vielleicht nicht, aber eine negative tendenz ist doch vorhanden

"aber ich muss zugeben, dass es Menschen, die sich wie Sie äussern (und Ihre Tirade ist immerhin lang genug, dass man da einiges herauslesen kann), insbesondere unter jungen Akademikern gibt (wenn auch eher unter Männern), weniger unter Nichtakademikern"

ich denke, dass man als akademiker gewisse sachverhalte einfach schneller erfasst und sozial-politische zusammenhänge eher versteht als ein nichtakademiker (das soll aber nicht gegen nichtakademiker gerichtet sein und auch nicht so aufgefasst werden). aber was entscheidender ist, betrifft die tatsache, dass nach der durchlaufenen langen ausbildungszeit eines akademikers keine garantie für eine stabile existenzgrundlage vorhanden ist. ich weiss nicht, wieso da eine optimistische(re) haltung bestimtem gegenüber aufkommen soll?

"Ich glaube, Sie sollten mal über sich selbst nachdenken, über das, was Sie antreibt im Leben, über das, was Sie erlebt haben, auch in der Familie, bevor Sie andere pauschal verurteilen."

ich glaube Kassandra hat sehr wohl nachgedacht, auch über sich. und sie ist zu dem schluss gelangt, dass derartige bemerkungen mit derartigen hintergedanken für ihre vorstellungen von umgangsformen am arbeitsplatz nicht unbedingt als lebensantreibend zu werten sind. den bezug zur familie sehe ich hier nicht erforderlich. und wieso jemand durch die präsentation reiner tatsachen verurteil wird ist mir auch nicht klar.

"Sie erwarten ja auch, und offenbar in sehr starkem Masse, dass man Sie als Individuum akzeptiert (was man ja auch bei Putzfrauen machen sollte, nicht nur bei Patentanwaltskandidatinnen), dann machen Sie sich bitte die Mühe, auch andere aus sich selbst heraus zu verstehen, und nicht nur mit Ihren eigenen Werturteilen herumzuschlagen."

also wenn ich am arbeitsplatz gewisse umgangsformen voraussetze und auch erwarte, dann hat das nichts mit meinem streben nach akzeptanz als individuum zu tun. der hinweis auf putzfrauen gerade in diesem zusammenhang ist mir völlig unverständlich.

"Erwachsene Menschen, die nie an sich zweifeln, machen mir Angst."

wieso das denn?

"Welcher Mensch kann denn vor Ihren Urteilen bestehen ?"

ich glaube jeder einzelne, der gewisse umgangsformen an den tag bringt, und der vor allem aber auch als vorgesetzter ahnung von organisationsentwicklung besitzt und die wie auch immer angestellten nicht für seine bzw. zwecke der kanzlei schamlos ausnutzt. das mögen zwar wenige sein, aber das beantwortet die frage nach dem bestehen.

"Interessieren Sie sich überhaupt für Menschen ?"

ich glaube Kassandra sprach von einer kanzleibeschäftigung, die man ohne weiteres ohne die genannten zitate ausführen kann, ohne dabei tiefer in soziale geflechte der arbeitgebenden seite einzutauchen, und nicht von einer tätigkeit in einer bahnhofsmission.

"Glauben Sie mir, es gibt nichts Interessanteres im Leben !"

dazu kann ich nichts sagen, aber so wie sich das anhört scheint patenter Anwalt ein vollkommen ausgeglichenes, ab und zu an sich zweifelndes, dem menschlichen dasein verschriebenes individuum zu sein, den das alltägliche stressleben der paa nicht tangiert und der, falls selbst als ausbilder auf dem gebiet des gewerblichen rechtsschutzes tätig, wahrscheinlich einer der angenehmsten vorgesetzten sein muss. in einer derartigen umgebung möchte auch ich gerne arbeiten.

aber was leider Kassandra anbelangt, muss ich echt sagen, Kassandra deine liste in allen ehren aber da könnte ich noch so einiges an zitaten anfügen, bei denen sich zumindest mir die frage gestellt hat, ob ich meine meinung dazu sagen oder lieber schweigen sollte. ich habe mir die meinung im geiste behalten aber auch ein entsprechendes bild.

ich finde derartige beiträge sind wichtig, nicht weil sich dadurch die ausbeutung reduziert oder weil man damit bestimmte personen verurteilen möchte, sondern einfach als information, weil damit den menschen einfach aufgezeigt wird, wie das kanzleileben so sein kann, um sich nicht später zu wundern in was sie da geraten sind. wenn man von vornherein über bestimmte sachverhalte informiert ist, dann ist man im erlebnisfall auch nicht überrascht, und vielleicht sogar auf eine eigene reaktion vorbereitet.
 
Oben