Derivate chemischer Verbindungen

Gonzo

*** KT-HERO ***
Hallo Forumsteilnehmer,

eigentlich eine Trivialität, dennoch scheinbar schwer aufzufinden:

Kennt jemand von euch eine Entscheidung (oder mehrere), in denen Derivate chemischer Verbindungen wegen Verletzung von Artikel 84 EPÜ abgelehnt wurden?

Und dann noch: Könnte man bei Derivaten so argumentieren, dass der Fachmann den Schutzumfang scharf bestimmen kann, da ein Derivat grundsätzlich die chemische Struktur der Ausgangsverbindung ganz enthalten muss?

Oder müsste man akzeptieren, dass mit dem Wort "Derivat" auch Verbindungen gemeint sein könnten, die das ursprüngliche chemische Gerüst nicht vollständig beinhalten?

Vorab schon mal vielen Dank für Eure Meinungen & Entscheidungen,


Gonzo
 

Aktenwaelzer

SILBER - Mitglied
Da gibts keine Entscheidung drüber.

Normalerweise wird das vom Prüfer bemängelt. Manchmal auch nicht. Vor der Beschwerdekammer hat es noch kein Anmelder/Patentinhaber drauf ankommen lassen, soviel ich weiss. Da wird das meistens gestrichen, bevor es zu einer Entscheidung kommt. "Prodrug" ist ein ähnlicher Fall. Man lebt wohl besser mit einer gewissen Unsicherheit als mit einer Entscheidung in die falsche Richtung ;-)

Persönlich würde ich "Derivate" nicht so interpretieren, dass die beschriebene Struktur ganz drin sein muss. Ein Amid ist ja auch ein Derivat einer Carbonsäure und die OH-Gruppe durch NH ersetzt.
 

dutchie

BRONZE - Mitglied
Derivate und Metabolite gehen in dieselbe Richting

Solche Bescheide schreibe ich meistens auf Englisch (USA Anmelder), desto:

A skilled person understands a "Metabolite" as a substance produced in a body from a precursor by at least one (bio)chemical transformation. The final product of such a sequence of such transformations of any organic compounds are CO2 and H2O together with amonia. All those compouds are known, so a first book of a Genesis of the Bible is a novelty destroying document.

(Usualy I am not allowed to cite bible but cite RN: 7732-18-5)


Derivate of a first compound in chemical sense is a second compound obtained from that first compound by at least one chemical transformation.

The application does not disclose the nature and number of substantially all those transformation, so the invention (in as far as it relates to derivates) is not sufficiently
disclosed in the sense of A.83. Furthermore involve chemical transformations normally breaking and forming of bonds and it is not clear in the sense of A.84 which part of the molecule is incorporated into a derivative. E.g. if the derivatization proceeds by extraction of a hydrogen by a base such as a hydroxide ion, does the resulting H2O constitute a derivative of the first compound ? - assuming affirmative, the derivatives are not new in the sense of A.54.


D
 

Aktenwaelzer

SILBER - Mitglied
Hallo Gonzo,

jetzt gibts doch eine Entscheidung, gerade rausgekommen:

T1898/06.

"pharmaceutically acceptable derivatives therof" wurde unter Art. 84 EPÜ nicht zugelassen.
 

Gonzo

*** KT-HERO ***
Hallo Aktenwaelzer,

herzlichen Dank für die Info. Super.

Das Kandidatenforum ist doch eine klasse Sache.


Gonzo
 
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