Das liebe Schreiben

Schreiberling

Schreiber
Hallo,

ich habe in der letzten Woche meine Doktorarbeit nach 4 Jahren zur Korrektur eingereicht. Für mich stand bisher fest, dass ich Patentanwalt werden möchte. Allerdings bin ich in den letzten Monaten der Doktorarbeit ins Zweifeln geraten, weil das Zusammenschreiben der Arbeit mich viel Mühe gekostet hat und sich auch in den letzten Monaten eine Freudlosigkeit während der Arbeit ausbreitete. Vor der dem Zusammenschreiben habe ich noch 2 Publikationen selbständig verfasst, so dass ich fast seit 8,5 Monaten durchschreibe. Dazu muss gesagt werden, dass ich leider meinen Doktorvater in den letzten 4 Jahren ungefähr fünfmal gesprochen habe, ansonsten erfolgte die Betreuung durch einen Postdoc mehr schlecht als recht.
Meine Fragen:
a) Bin ich nun trotz dieser Widrigkeiten für den Beruf aufgrund meiner unvermutet aufgekommenen Schreibunlust für den Beruf nicht geeignet ? Muss ein angehender Patentanwalt vom Schreiben regelrecht begeistert sein ?
Oder:
Habe andere ähnliche Erfahrungen mit der schlechten Betreuung und daraus resultierender Schreibunlust gemacht, die sich aber bei konkreteren Schreibzwecken im Beruf wieder legt. Die Schreiberei als PAtentanwalt dürfte ja stärker schematisiert sein und nach einiger Zeit leichter fallen. Meine Doktorarbeit umfasst immerhin 230 Seiten.

b) Wie viele Seiten schreibt man eigentlich als PA am Tag so ?
 

grond

*** KT-HERO ***
Dass sich am Ende des Schreibens einer Dissertation eine chronische Papierallergie ausbildet, ist normal. Deshalb brauchst Du Deinen Berufswunsch nicht aufzugeben, generell besteht die Arbeit des PAs allerdings zu 90% aus Papier. Direkte Berührung mit Technik wirst Du als PA nicht mehr haben. Andererseits wirst Du weniger schreiben als diktieren, was mit der nötigen Übung recht schnell geht. Die einzigen größeren Texte, die Du regelmäßig schreiben wirst, sind Neuanmeldungen, deren Umfang meist zwischen 10 und 30 Seiten liegen werden. Diese Arbeit ist tatsächlich ziemlich stark schematisiert und baut auf der Erfindungsmeldung des Erfinders auf, so dass der nötige Aufwand nicht mit dem für eine entsprechend lange wissenschaftliche Veröffentlichung zu vergleichen ist. Berichte über Prüfbescheide und dergleichen schlagen mit zwei bis fünf Seiten Text zubuche, davon machst Du dann zwischen einem und drei an einem normalen Arbeitstag.

Fazit: viel Papier, aber niemals soviel wie eine Dissertation, zumal die Themen von Akte zu Akte wechseln.
 

Aktenfräse

Schreiber
Hallo Schreiberling,

Schreiben wirst Du eher wenig, wie schon mitgeteilt, wirst Du eher das Diktiergerät bedienen.

Ich kann und möchte Dich gerne motivieren, Dir Deinen Berufswunsch zu erfüllen, gebe Dir aber zu bedenken, dass Du Dich von Deiner Promotionszeit, also eine eher anstrengende und "magere" Zeit, in eine weitere, eher anstrengende, "magere" Zeit begibst.

Eine Ausbildung zum PA erfordert schon einen langen Atem, auch wenn diese allenthalben so dargestellt wird, als ob das sowieso alles von ganz alleine kommt und immer nur Spaß macht. So ist es nicht und es ereilt einen schon immer wieder mal der Gedanke, eine Tätigkeit in einem Arbeitsverhältnis eines Unternehmens besser zu finden.

Kenne aber keinen Anwalt, der sich über seine Situation (Aktenstress, Einkommen, Aussichten, "pers. Erfüllung") wirklich beklagen würde, kenne aber viele, die in ihrer Firma (Gewerbe) unzufrieden sind.

Also: Machs!

Grüße
Dirk

PS: mach vorher nochmal Urlaub;)
 

pak

*** KT-HERO ***
Rex schrieb:
Aktenfräse schrieb:
Kenne aber keinen Anwalt, der sich über seine Situation (Aktenstress, Einkommen, Aussichten, "pers. Erfüllung") wirklich beklagen würde
Ich kenne welche.
Ich kenne auch welche und ertappe mich zuweilen selbst bei dem Gedanken, wie es wohl wäre, einen anderen Berufsweg eingeschlagen zu haben, gewissermaßen etwas Anständiges gelernt zu haben ;-).

Es gilt auch in diesem Fall: "Drum prüfe, wer sich ewig bindet", zumal die Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung - abgesehen von der fachlichen Weiterentwicklung - bei einem PA doch eher eingeschränkt sind (oder fehlt mir hierzu die Fantasie?).

Gruß

pak
 

Schreiberling

Schreiber
Vielen Dank für die bisherigen Antworten,

mich würde noch interessieren, wann man merkt, wie man sich leistungsmässig einzuschätzen hat. Weiss man nach 6-12 Monaten schon, dass man eher durchschnittlich oder sogar brilliant ist, oder kann man sich erst fünf Jahre nach den Examina erst richtig leistungsmässig einordnen ?
Wird im späteren Berufsleben die eigene Arbeit in zunehmenden Masse noch von anderen Faktoren beeinflusst (Familie, Gesundheit, Stressresistenz), so dass sich da noch Leistungsverschiebungen ergeben können ?
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
Grundsätzlich halten sich alle PAs für brillant (im Deutschen mit nur einem i, so als kleine PA-Kostprobe....) und überdurchschnittlich leistungsfähig. Eine objektive Einschätzung fällt da schwer, selbst wenn man sich Mühe gibt.
 
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