Bewerbung zum Patentanwaltskandidat

chi15

Schreiber
An alle Forumsteilnehmer:
Ich möchte mich demnächst als Patentanwaltskandidatin bewerben, und habe eine Frage zwecks der Bewerbungsunterlagen. Könntet Ihr mir wohl bitte mitteilen, welches die gängigen Bewerbungsunterlagen sind? Zum Beispiel, wird eine Kopie des Diplom-Zeugnisses erwartet, sollte der Lebenslauf mit Foto erfolgen, sollten englischsprachige Ph.D. Zeugnisse übersetzt werden, etc?
Und noch eine Frage: würdet Ihr empfehlen, die Kanzlei anzurufen, wenn man sich bewirbt?

Ich bin mir wohl bewusst, das dies nebensächliche Fragen sind, aber da die Art des Bewerbungsschreiben fuer eine Patentanwaltskandidatenstelle sich wohl grundlegend von einer Postdoc-bewerbung unterscheidet, deren Regulierung mir bekannt ist, würde ich mich über jedwegige Hilfestellung freuen.

Vielen Dank vorab für Eure Hilfe.
 

Andi V

Vielschreiber
Aus meinen persönlichen Erfahrungen würde ich meinen, dass sich die Bewerbungsunterlagen für eine Kandidatenstelle nicht wesentlich von denen für eine Stelle in der Industrie unterscheiden, sehr wohl aber von denen für eine Post-Doc Stelle, bei denen es mehr auf die Publikationsliste und bzw. die Alma Mater ankommt.

Wichtig ist sicherlich die Form, d.h., dass das Anschreiben und der Lebenslauf ein ordentliches Äußeres (aber nicht zu "kitschig" - das Gegenüber ist idR Naturwissenschaftler/Techniker und steht daher eher auf kurze und sachliche Argumente) und eine klare Struktur haben sollten. Da der angehende PA ein "Sprachkünstler" sein sollte, sind perfekte Interpuktion und Orthographie ein MUSS.

Foto ist bei Bewerbungsunterlagen für Akademikerposten üblich, wenngleich ich es nicht als absolutes Muss ansehen würde. Diplomzeugnis ist mA erforderlich. Eine Übersetzung eines englischsprachigen Ph.D. Zeugnisses ist für eine Kanzlei, die den Übertritt ins 21. Jahrhundert geschafft hat, nicht erforderlich. Der PA muss zu 100% fit im Englischen sein. Auch andere Zeugnisse und Unterlagen, die zeigen, dass man vielfältig ist, schaden nicht.

Vorab anrufen schadet sicher nicht, insbesondere bei kleineren Kanzleien, bei denen man so rascher einen persönlichen Draht aufbauen kann.

Ansonsten: Viel Glück!
 

PatFan

GOLD - Mitglied
Kanzleien sind recht vielschichtig, so dass es eine Menge unterschiedlicher Kriterien für die Einstellung gibt. Ich würde auf jeden Fall parallel eine aussagekräftige Anzeige im Kammerrundschreiben schalten, so dass auch Kanzleien in Betracht kommen, die man nicht so spontan im Kalkül hatte.

Ansonsten erwarte ich bei einer Bewerbung:

  • Saubere, vernünftige Form ohne Fehler
  • Ein vernünftiges Anschreiben (man sollte schon rauskriegen, wie die Kanzlei aktuell heißt, wer der Ansprechpartner ist und wie man dessen Namen schreibt). Vernünftig heißt: Zurückhaltend aber vorstellend, nicht extrem lang, verbindlich formuliert etc. Der erste Grund für eine Ablehnung ist oft schon das Problem, das eigene Ego zu bändigen und sich nicht zu selbstgefällig zu präsentieren.
  • Bild (ist ein muss bei uns)
  • Lebenslauf, kurz aber vollständig
  • Diplomzeugnis
  • Evt. Promotionsurkunde und Beschreibung der Tätigkeit bis zur Promotion, evt. mit Zeugnis
  • Sonstige Zeugnisse, die wichtig sind. Bloß keine 10 Jahre alten Nachweise über eine Aushilfstätigkeit oder so etwas. Praktika werden dagegen interessant sein, sofern sie vernünftik waren
Übersetzungen braucht in der Tat wohl keiner mehr, der kein Englisch kann, wird den Abschluss ohnehin nicht zu schätzen wissen und da wären Sie auch sicher falsch aufgehoben.

Darüberhinaus sollte der Kandidat bzw. die Kandidatin auch selbst schon herausgefunden haben, ob alle Voraussetzungen (praktisches Jahr etc.) erfüllt sind. Dies sollte auch aus der Bewerbung hervorgehen.

Gruß PatFan
 

grond

*** KT-HERO ***
chi15 schrieb:
Zum Beispiel, wird eine Kopie des Diplom-Zeugnisses erwartet
Kopien der wichtigen Zeugnisse: Abitur, Diplom und ggf. Promotion. Hat man irgendwelche Zusatzqualifikationen, die über einen LKW-Führerschein hinausgehen und zum Berufsziel passen, auch eine Zeugniskopie (z.B. LL.M. oder Auslandsstudien).


sollte der Lebenslauf mit Foto erfolgen
Ja. Meiner Meinung nach lieber mit einem echten Foto als einem Lebenslauf aus dem Farbdrucker. Foto natürlich im Anzug, letztlich wird der Entscheider sich sicherlich mindestens unbewusst die Frage stellen, ob der Bewerber gegenüber dem Mandanten vorzeigbar ist.


sollten englischsprachige Ph.D. Zeugnisse übersetzt werden
Nein. Englisch muss jeder PA beherrschen. Französisch sollte man eigentlich auch können, ist aber deutlich weniger verbreitet. Wenn es aber ein Zeugnis einer Maitrise mit deutlich erkennbarem Endurteil "très bien" oder so ist, sollte eine Erläuterung der Art des Abschlusses im Lebenslauf reichen. Letztendlich interessieren die Zeugnisse nicht so wahnsinnig, manche ungewöhnliche Punkte können halt Interesse erwecken (positiv wie negativ), deshalb sollte man keines der wichtigeren "unterschlagen", weil das sofort die Frage aufwirft, warum das Zeugnis nicht gezeigt wurde. Wir hatten einen Bewerber, der Zeugnisse seiner langjährigen Anstellungen nicht vorgelegt hat, dafür immer nur Zeugnisse von Praktika oder Beschäftigungen, bei denen man nach drei bis sechs Monaten mit größtem Lob zutiefst bedauerte, dass die Zusammenarbeit (ohne Angabe von Gründen) beendet wurde. Das legt einfach nahe, dass diese (guten) Zeugnisse Teil einer gütlichen Einigung waren und die aus den langjährigen Tätigkeiten nicht so gut ausfielen.


Und noch eine Frage: würdet Ihr empfehlen, die Kanzlei anzurufen, wenn man sich bewirbt?
Warum nicht, wenn es einem mit einer bestimmten Kanzlei ernst ist, kann man sich nach einer Woche ja mal erkundigen, ob die Unterlagen den zuständigen Bearbeiter erreicht haben (bei kleineren und mittleren Kanzleien eigentlich immer ein Anwalt, bei größeren eine/n Personalchefin). Einen schlechten Eindruck macht das jedenfalls nicht und zeigt, dass man nicht jemand ist, der sich halt auf jede Arbeitsstelle bewirbt, die den Abschluss voraussetzt, den man hat, sondern dass man tatsächlich PA werden will. In Fachgebieten, in denen es etwas schwieriger ist, eine Ausbildungsstelle zu bekommen, kann das den Eindruck schon entscheidend heben.
 
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