Ausbildungsbeginn

IStony

Schreiber
Hallo,

da das hier mein erste Beitrag ist, stelle ich mich kurz vor: Ich bin seit wenigen Monaten mit meiner Promotion in Physik fertig und würde gerne im Patentwesen arbeiten. Dabei würde ich gerne die Ausbildung zum Patentassessor/Patentanwalt machen. Bezüglich des Berufsfeldes möchte ich mich hier im Forum noch informieren. Zusätzlich habe ich Informationen von der VPP gefunden.
Sollte ich nun Fragen stellen, die bereits in diesem Forum zu finden sind, möchte ich mich dafür entschuldigen.

- Bislang ist mir noch nicht ganz klar wo genau der Unterschied in der Ausbildung in einem Unternehmen und einer Kanzlei liegt. Gibt es hier einen qualitativen Unterschied? Oder wird man in der Kanzlei „nur“ auf einem breiteren Feld ausgebildet? Ich kann mir vorstellen, dass man in einem Unternehmen eher spezifischere Arbeiten verrichtet, während man in einer Kanzlei eher auf unterschiedlichen Aufgabengebieten arbeitet. Ist das der einzige Unterschied?

- Aus persönlichen Gründen würde ich gerne in NRW arbeiten und suche daher nach Möglichkeiten mich in dieser Region weiterzuentwickeln. Nun habe ich die meisten offenen Stellen in Süddeutschland gefunden. Daher kenne ich nicht viele Unternehmen mit Patentabteilungen aus NRW. Ich würde mich daher sehr freuen wenn ich hier weitere Kontakte (evtl. über PN) bekommen könnte.

Vielen Dank für das Lesen und ggf. Beantworten meiner Fragen. Ich freue mich auf interessante Kontakte.

Grüße!
 

pak

*** KT-HERO ***
Bislang ist mir noch nicht ganz klar wo genau der Unterschied in der Ausbildung in einem Unternehmen und einer Kanzlei liegt.

Grundsätzlich gibt es hier erst einmal keinen. Du benötigst (auch im Unternehmen) einen Patentanwalt, der Dich ausbildet.

Gibt es hier einen qualitativen Unterschied? Oder wird man in der Kanzlei „nur“ auf einem breiteren Feld ausgebildet? Ich kann mir vorstellen, dass man in einem Unternehmen eher spezifischere Arbeiten verrichtet, während man in einer Kanzlei eher auf unterschiedlichen Aufgabengebieten arbeitet. Ist das der einzige Unterschied?

Das kann man so pauschal nicht beantworten. Hängt im Wesentlichen von dem Unternehmen bzw. der Kanzlei ab. Aussagen von Kollegen legen jedoch den Verdacht nahe, dass man im Unternehmen eher auf bestimmte technische Gebiete geht, das muss in einer Kanzlei jedoch nicht anders sein. Auch die Frage, in welchem Ausmaß man sich mit Marken oder Designs beschäftigen darf, hängt im Wesentlichen vom Ausbilder ab, wobei in Unternehmen mitunter eine Trennung zwischen Patentrecht einerseits (Patentabteilung) und Marken- und Designrecht andererseits gemacht wird (Rechtsabteilung). Im Rahmen der Bewerbung oder des Bewerbungsgesprächs am besten nachfragen, welche Gebiete man tatsächlich bearbeiten soll/wird.

Gruß

pak
 

Lurchi

SILBER - Mitglied
In einem Unternehmen hat man (zumindest dann später nach der Ausbildung) strategische Entscheidungen zu treffen (welches Patent wird aufrecht erhalten, welches fallengelassen?). Andererseits fehlt in Industriepatentabteilungen wohl oft die Zeit, um wirklich umfangreiche Schriftsätze (z.B. Nichtigkeitsklage) auszuarbeiten. Das wird dann schon noch häufig an eine externe Kanzlei gegeben.

Ein weiterer Unterschied: In der Industriepatentabteilung ist man in den allermeisten Fällen Arbeitnehmer, mit allen Vor- und Nachteilen. In einer Kanzlei wird man über kurz oder lang (hoffentlich) irgendwann Partner und ist damit selbstständig, mit allen Vor- und Nachteilen.
 

hyperandy

*** KT-HERO ***
Tendenziell wird in Unternehmen wohl auch eher auf die Europäische Ausbildung (und evtl. Fernstudium in Hagen) Wert gelegt, da es ja nicht darum geht, sich selbstständig zu machen, sondern die Abteilung am Laufen zu halten. Wenn man das hat, kann man auch die §158 PAO-Regelung wahrnehmen, und nach 8 Jahren die Prüfung machen. Allerdings muss man den Stoff auch ohne Amtsjahr beherrschen, was nicht ganz einfach ist. Wenn einem der deutsche Titel nicht so wichtig ist und seine Arbeit im Angestelltenverhältnis gerne macht, ist das eine Möglichkeit. In einer Kanzlei steht die Ausbildung zum Patentanwalt mit Amtsjahr natürlich im Vordergrund, die Zeit will man ja nach drei Jahren hinter sich lassen.
 

IStony

Schreiber
Vielen Dank für eure Antworten. Das war schon einmal hilfreich.

Ich habe schon des Öfteren gehört, das man auf das Amtsjahr verzichten kann wenn man nach 8 Jahren die Prüfung mit Praxiserfahrung antritt (§158 PAO-Regelung). Außerdem soll damit bei einigen Firmen geworben werden. Also diesen Weg in der Firma zu beschreiten. Natürlich werden dann die Vorzüge dieses Verfahrens herausgestellt.

Aber bindet man sich nicht dann über einen sehr langen Zeitraum an den Arbeitgeber? Macht man sich nicht abhängig? Nach 6 oder 8 Jahren wird niemand die Ausbildung abbrechen wollen und daher auch viele "Umstände" in Kauf nehmen. Gibt es dazu evtl. Erfahrungen? Oder ist die „Erleichterte Zulassung“ eher eine Ausnahme?
 

hyperandy

*** KT-HERO ***
Ich habe schon des Öfteren gehört, das man auf das Amtsjahr verzichten kann wenn man nach 8 Jahren die Prüfung mit Praxiserfahrung antritt (§158 PAO-Regelung). Außerdem soll damit bei einigen Firmen geworben werden. Also diesen Weg in der Firma zu beschreiten. Natürlich werden dann die Vorzüge dieses Verfahrens herausgestellt.

Aber bindet man sich nicht dann über einen sehr langen Zeitraum an den Arbeitgeber? Macht man sich nicht abhängig? Nach 6 oder 8 Jahren wird niemand die Ausbildung abbrechen wollen und daher auch viele "Umstände" in Kauf nehmen. Gibt es dazu evtl. Erfahrungen? Oder ist die „Erleichterte Zulassung“ eher eine Ausnahme?

Also, Du bindest dich nicht an den Arbeitgeber, sondern hast einfach die Möglichkeit mit 10 Jahren (mit Europäischer Prüfung 8 Jahren) Berufserfahrung, die Prüfung ebenfalls abzulegen, wenn du das möchtest. Es handelt sich somit nicht um eine eigentliche "Ausbildung", sondern eine Möglichkeit mit entsprechender Berufserfahrung ("...mindestens zehn Jahre auf Grund eines ständigen Dienst- oder ähnlichen Beschäftigungsverhältnisses für einen Auftraggeber hauptberuflich eine Beratungs- oder Vertretungstätigkeit auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes ausgeübt hat ...").

Du kannst den Arbeitgeber selbstverständlich wechseln, da gibt es keine Limitierungen. Die Kollegen aus der Industrie machen erstmal nach drei Jahren die Europäische Eignungsprüfung, das steht im Vordergrund. Wenn sie nach einiger Zeit noch die Deutsche Zulassung machen wollen, machen sie noch das Rechtsstudium in Hagen und dann die Prüfung.

Alternativ kannst du natürlich als Kandidat in Kanzlei oder Industrie laufen (dann mit Ausbilder) und dann nach drei Jahren die Deutsche Prüfung machen (mit Amtsjahr) und parallel die Europäische Eigungsprüfung ablegen. Jeder muss da seinen eigenen Weg finden.
 

hyperandy

*** KT-HERO ***
Nachtrag: als Angestellter musst du eigentlich gar keine Prüfung machen, da du gemäss Art. 133(3) EPÜ und §4(6) PatV das Unternehmen vertreten darfst. So kanns dir gehen, wenn du z.B. die Europäische Eignungsprüfung nicht beim ersten Mal bestehst. Voraussetzung ist natürlich, dass dein Arbeitgeber dir eine Angestelltenvollmacht gibt und das du entsprechende Sachkenntnisse über die Verfahrensabläufe, Bescheidserwiederungen, etc. hast. Letzten Endes möchte man aber natürlich seine persönlichen Möglichkeiten und sein Gehalt durch Bestehen der Prüfung(en) erhöhen.
 

kronion

GOLD - Mitglied
Aus persönlichen Gründen würde ich gerne in NRW arbeiten und suche daher nach Möglichkeiten mich in dieser Region weiterzuentwickeln. Nun habe ich die meisten offenen Stellen in Süddeutschland gefunden. Daher kenne ich nicht viele Unternehmen mit Patentabteilungen aus NRW. Ich würde mich daher sehr freuen wenn ich hier weitere Kontakte (evtl. über PN) bekommen könnte.

Ich bin selber noch nicht lange dabei, daher liegen meine Bewerbungen noch nicht lange zurück. Ich habe fast nur Initiativbewerbungen geschrieben und habe einige Einladungen zum Gespräch bekommen. Natürlich muss man so auch mit einigen Absagen rechnen, aber der Aufwand pro Bewerbung hält sich in Grenzen. Es lohnt sich also, die Homepages zu durchkämmen und einfach mal eine Bewerbung an diejenigen zu schicken, die Dir sympathisch erscheinen. (Wobei, bei den unsympathischen kann man u.U. wertvolle Bewerbungserfahrung sammeln und lernen, was man _nicht_ will ;))
 
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