Ausbildung jetzt anfangen?

PHOSITA

SILBER - Mitglied
Hallo,
ich habe als Student schon in zwei Kanzleien nebenher gearbeitet und hatte ursprünglich vor zu promovieren bevor ich mich als Kandidat bewerbe. Nun habe ich aber eine Kandidatenstelle in Aussicht, die ich vor einer Promotion antreten müsste. Was würdet Ihr tun?

Viele sagen, Berufserfahrung sei mehr Wert als eine Promotion. Grundsätzlich glaube ich das auch. Aber wie ist es tatsächlich. Denn was bringt mir der PA bzw. EPA, wenn meine Chancen danach aufgrund eines fehlenden Dr. hinterher schlecht aussehen. Ich bin übrigens Pharmazeut und 24.

MfG
 

Alex:jura

*** KT-HERO ***
Mein Tipp,

wenn die Kanzlei gut bzw. die Ausbildung gut organisiert ist, nimm die Stelle. Promovieren kannst Du immer noch, aber eine Kandidatenstelle ist oft schwer zu erhalten.
In meinem Fall war ich mit 35 und hatte eine Promotion, wobei ich in allem sehr schnell und gut war, zu alt, da die jüngsten Partner der Kanzlei jünger waren als ich.

Lass Dich nicht davon irritieren, dass einige meinen ein Dr. ist unabdingbar. Auch wenn das in der Chemie gern gesagt wird, bin ich mir sicher, dass ein 27 jähriger Patentanwalt ohne Probleme erfolgreich im Patentwesen sein wird.

Gruß

Alex
 
Z

zaphod

Guest
@ alex:iura

Das mit den zwei Buchstaben wird in der Chemie nicht nur gern gesagt, ich kenne aus meinem Semester faktisch niemanden, der nicht promoviert hat. Ein Chemiker ohne Dr. ist nach herrschender Auffassung eben kein echter Chemiker und ich denke nicht, daß sich das in den nächsten paar Jahren ändern wird.


Wie das bei Pharmazeuten aussieht, weiß ich nicht...

@ greenhorn

Ich bringe das ja nur ungern zur Sprache, aber...
wenn Du nicht promovierst, wie machst Du das dann mit dem Nachweis über ein Jahr praktische Tätigkeit (inVollzeit!)?

Ich denke mit 24 hast Du nicht gerade eine Lehre vorher gemacht.
Insofern solltest Du ggf. über eine "schnelle" Promotion nachdenken. Aber vielleicht kannst Du ja auch ein Jahr irgendwo arbeiten. Eine entsprechende Stelle als Dipl.-Chem. zu finden, stelle ich mir schwierig vor, als Pharmazeut in einer Apotheke oder so könnte das einfacher sein.

Da Du in einer Kanzlei gearbeitet hast, weist Du ja, was Dich erwartet, das ist viel Wert.

Eine Kandidatenstelle findest Du auch mit 26 und promoviert, bin ich mir ziemlich sicher :) (Ich war bei Beginn meiner Ausbildung dagegen schon ein "Alter Sack" nach einigen Jahren in der Industrie und es hat auch geklappt).

Aber ich wüßte auch nicht genau, was ich an Deiner Stelle machen würde, vielleicht finden sich ja noch einige hilfreichere Kommentare.

Viel Erfolg!
 

Horst

*** KT-HERO ***
Ich setze einfach mal voraus, dass Du alle Vorrausetzungene erfüllen kannst, um die Ausbildung sofort nach Abschluss des Studiums zu beginnen.

Auch Dein Ziel ist schon klar abgesteckt: Patentanwalt werden.

Die dafür nötige Kandidatenstelle hast Du auch schon, was alle Spekulationen, ob man denn als Pharamzeut einen Dr. braucht, um Anklang in der Patentwelt zu finden, erübrigt. Der potentielle anderweitige Nutzen einer Promotion für Dich liegt völlig im Nebel.

Also fang an.
 
M

mandant

Guest
Hallo,

ich habe im Laufe meiner 2jährigen Tätigkeit als "Patentmanager" in der Industrie mit 10 verschiedenen Patentanwälten zusammengearbeitet (kommt aus der Historie durch Firmenübernahmen). Mitterweile merke ich realtiv schnell, wo die Stärken / Schwächen des einzelnen Anwälts liegen. Wichtig für mich: Ist der Anwalt telefonisch gut erreichbar, hat er ein solides technisches Fachwissen in dem Bereich haben, in dem mein Arbeitgeber tätig ist, passt es "menschlich" gut zusammen, rechnet er jedes Telefonat ab.

Ich werde daran gemessen, welche Kosten beim Patentwesen entstehen und welche Erfolge nachweislich herausgekommen ist. Dies muß ich vor Vorständen (meinstens Nichttechnikern)rechtfertigen.

Ob da ein Dipl. oder Dipl (FH) oder Dr. steht ist mir völlig egal !

Gruß

Mandant
 
G

gast2000

Guest
Horst hat das schön auf den Punkt gebracht. Der einzige Grund für eine Promotion, der bei Dir wichtig werden könnte (wenn ich mal Dein Alter in Betracht ziehe und die Tatsache berücksichtige, dass Pharmazeuten normalerweise keine Praktika auf dem Bau absolvieren), ist wohl das praktische Jahr.

Also: Wenn praktisches Jahr kein Problem, jetzt anfangen. Wenn doch, ist eine Promotion oft ein relativ "bequemer" Weg dazu.
 
P

Patato

Guest
Horst schrieb:
Der potentielle anderweitige Nutzen einer Promotion für Dich liegt völlig im Nebel.

Also fang an.
... es sei denn, Dich reizt die Wissenschaft, völlig losgelöst von diesem furchtbaren Kosten-Nutzen-Denken in der persönlichen Lebensplanung. Ich habe die Freiheit der Wissenschaft jedenfalls ganz schön vermisst in der ersten Zeit beim Patentanwalt (allerdings nach der Promotion). Wenn Dir Wissenschaft Spass macht, hast Du doch allemal genügend Zeit, diesem Hobby zu frönen, bevor Du in einen Beruf wechselst, den Du aller Voraussicht nach 40+ Jahre ausüben wirst. Und Du wirst Dir nicht sagen müssen, ach, hätte ich mich doch mal noch ein wenig umgeschaut.

Viel Glück bei der Entscheidungsfindung!
 
C

corvinus

Guest
patato hat recht. Aber wer früher ins Erwerbsleben einsteigen will macht halt keine Diss, das ist eine rein persönliche Geschmackfrage.

Grundsätzlich ist unsere Erfahrung:

In der Pharmazie spielt ein Doc Titel fast keine Rolle, da laufen Pharmazeuten und auch viele Mediziner herum. Da ist ein Pharmazeutenabschluß das wesentliche, der Doc Titel Girlande.

In Chemie ist der Doc Titel schon sehr wichtig, da nahezu alle Erfinder und Patentmenschen ebenfalls einen haben und einen ohne Doc Titel nicht für voll nehmen.

NB: Wie das in Pharmazie ist kann ich nicht beurteilen, aber warum überhaupt Chemie studieren wenn man nicht promovieren will, dh das gelernte wenigstens einmal richtig anwenden dürfen?
 
G

gast2000

Guest
corvinus schrieb:
NB: Wie das in Pharmazie ist kann ich nicht beurteilen, aber warum überhaupt Chemie studieren wenn man nicht promovieren will, dh das gelernte wenigstens einmal richtig anwenden dürfen?
Ist zwar etwas off topic, aber dennoch: Das mit dem "einmal richtig anwenden dürfen" dürfte eine jüngere Entwicklung sein. Schau mal, was die Chemiker vor 20 Jahren unmittelbar nach Ihrem Studium gemacht haben - sie gingen in die chemische Industrie. Und da durften Sie das Gelernte richtig anwenden, zumindest ein paar Jahre lang. Dann kam auch für die Chemie die Zeit des großen Umbruchs, der vor allem darin bestand, dass eben nicht mehr automatisch >90% der Absolventen in der chemischen Industrie unterkamen. Und damit mussten sie sich nach Alternativen umsehen, auch nach solchen, die außerhalb der "klassischen" Chemie lagen. Da konnte man Deine Frage schon eher stellen...
 
G

goertz

Guest
"Und Du wirst Dir nicht sagen müssen, ach, hätte ich mich doch mal noch ein wenig umgeschaut."

.... das ist natürlich auch eine der Möglichkeiten, die eine Promotion (durch ihre freiere Zeiteinteilung als in der Kandidatenzeit) bieten kann: neben wissenschaftlicher (und wie bereits erwähnt der für die PA-Ausbildung erforderlichen praktischen Tätigkeit) auch noch die Möglichkeit, im humboldt'schen Sinne den Horizont etwas erweitern (ja ja, sollte natürlich (zeitlich) nicht allzusehr ausarten, sonst ist der "Altersbonus" wieder futsch).

Mit vielen Mandanten beginnt eine gute (und längerfristige) Geschäftsbeziehung zwar mit der guten Bearbeitung ihrer Erfindungen/ Verträge etc. - oftmals driften die Gespräche (nach Erledigung der eigentlichen PA-Thematik) auch in andere Gebiete. Und dies hat schon so manches Mal zu noch anderen Aufträgen bzw. auch neuen Mandanten geführt.
 
C

corvinus

Guest
@goertz

eigentlich fast alles relevante dazu gesagt, vielleicht noch zum ende:

Mein Doktorvater sagte immer: Plastiktüten (jaa, ich bin Chemiker) könne ich später noch genug herstellen und auch verkaufen, wenn ich Familie hätte und eine, ähm bürgerliche Existenz aufbauen will oder noch schlimmer: muß; aber die kreativste Lebensphase eines Wissenschaftlers mit so etwas (also nicht Forschung) zu verbringen sei schlichte verschwendung intellektueller Ressourcen. Das würden nur Volltrottel tun, wegen ein paar Kröten mehr ein intellektuelles Abenteuer ausschlagen. Ich hielt es damals für das typische Altvorderengeschwätz, aber wisst Ihr was: er hatte Recht (zumindest was Grundlagenwissenschaften angeht), außerdem bin ich langsam ja auch ein Altvorderer...

(NB: der Typ war KEIN Deutscher und es war auch keine deutsche Uni)
 
K

Kandidat2004

Guest
Ich würde die Promotion vorher durchziehen, zumal du erst 24 bist.

Mein Tip dazu - Ein Jahr davon im englischsprachigen Ausland bringt hinterher enorm viel und ist auch bei den Kanzleien gern gesehen.
 

PHOSITA

SILBER - Mitglied
Hallo und danke für die vielen Beiträge!

Offenbar sind die Meinungen geteilt.

Mein Jahr praktisch technischer Tätigkeit absolviere ich gerade, da die Ausbildung zum Apotheker ohnehin ein praktisches Jahr nach dem Studium vorschreibt.

Eine Promotion in der Pharmazie dauert in der Regel drei bis fünf Jahre und hat - wie wohl überall - meist ein eng eingegrenztes Thema. Ich glaube also kaum, dass ich meinen fachlichen Horizont mit einer Dissertation stark erweitern kann. Somit kommen als Motivation nur noch persönliche Gründe oder die Einstellung möglicher Mandanten und Arbeitgeber in Frage.

Ich habe mich also dafür entscheiden, die Ausbildung jetzt und ohne Dr. aufzunehmen - mal sehen, was passiert....

MfG greenhorn
 
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