Hallo,
um mal wieder zur Beantwortung der eigentlichen
Fragen zurückzukehren:
1) Eine Promotion ist für Ingenieure im Patentwesen
ohne Bedeutung (wie auch schon mehrmals hier im Forum
geschrieben). Eine Ingenieurspromotion dauert in der
Regel 3-6 Jahre. Wenn man eh später ins Patentbusiness will,
dann sollte man diesen Schritt so früh wie möglich tun.
Ich habe es zwar anders gemacht, und betrachte die
Promotionszeit als wertvolle Lebenserfahrung, auch wenn
es eher eine von der Industrie bezahlte und ausgelagerte Entwicklungsarbeit war, die viel länger gedauert hat als
ursprünglich versprochen und beabsichtigt.
Ich hätte zu Beginn der Promotion
aber auch niemals angedacht, PA werden zu wollen...
2) über Münchener Großkanzleien wird hier im Forum ja einiges
geschrieben, üblicherweise eher negatives...
Ich bin auch in einer solchen "Großkanzlei" tätig und kann vieles
nicht bestätigen, was im Forum so geschrieben steht. Da der
Begriff "Münchener Großkanzlei" nicht genormt oder geschützt ist,
habe ich bei meiner Auswahl damals auf folgende Dinge geachtet:
- Verhältnis Anzahl Anwälte zu Kandidaten
(zu viele Kandidaten deuten darauf hin, dass deutlich über
dem späteren Eigenbedarf an PAs ausgebildet wird, Ausbeutung steht dann deutlich im Vordergrund vor der Ausbildung)
- Übersetzungen (optimal: vertraglich extra vergütet)
- im Forum häufiger erwähnt: wird Hagen usw. bezahlt ? Ich
habe dazu nichts im Vertrag stehen, es wird aber trotzdem
bezahlt.
- Kanzleistruktur/hierarchie:
a)sind alle PAs der Kanzlei nach außen
sichtbar (z.B. auf der Internet-Seite), oder nur die obersten
Altpartner ? (im letzteren Fall: Finger weg!)
b) Werden Patentingenieure beschäftigt? Für mich war das
damals ein Ausschlußkriterium. Warum sollte man diese nicht
auch zum PA ausbilden wollen?(böse Zungen sprechen von
Ausbeutung und bester Möglichkeit zum Aufrechterhalten einer
starken Hierarchie; andererseits: wenn die PatIngs Defizite haben
sollten, dass sie nicht zum PA taugen, warum sollte ich mich als PA dann überhaupt auf deren Arbeit verlassen können und meine
Unterschrift unter deren Schriftstücke setzen wollen?)
c) ist ein Altpartner der Alleinherrscher über ein Themengebiet
oder wird die "Macht" aufgeteilt?
d) wie viele PAs waren in dieser Großkanzlei auch schon als
Kandidaten tätig? (besonders wichtiger Punkt!) Oder anders rum:
wo sind die Kandidaten nach der Ausbildung abgeblieben?
e) besonders wichtig für das Leben nach der Ausbildung:
machen sich die Altpartner auch mit Alltagsarbeit (Kommentierungen) die Finger schmutzig oder fassen sie
außer hochwertigen Verletzungsklagen nichts mehr an?
- Zeit bis zur Meldung. 2 Jahre sind eher eine Unverschämtheit
(das Maximum von dem ich gehört habe),
meine 6 Monate fand ich damals in Ordung, ich würde das Thema aber auch nicht überbewerten, da man später eh eine gewisse
Praxiserfahrung braucht, um auf ausreichenden Aktendurchsatz
zu kommen (um davon leben zu können).
- Wie schaut die "Leistungserfassung" während der Probezeit aus? Wurden Kandidaten während der Probezeit gekündigt? Wird man
vermutlich nur von Kandidaten in der Kanzlei erfahren können...
(laut Forum soll es einige Großkanzleien (aber auch kleinere)
geben, die rigoros aussieben)
- Ist ein Gespräch mit mehreren Kandidaten ohne PA-Überwachung
möglich?
- abschließend: wie sympathisch kamen die Partner beim
Bewerbungsgespräch rüber? Immerhin hat man mit diesen
die nächsten 3 Jahre zu tun, evtl. sogar "lebenslang" !
Was die Arbeitslast angeht: die scheint für E-Techniker generell
hoch zu sein. Ich kenne mehrere E-Technik-Kandidaten
aus Kanzleien unterschiedlicher Größen. Alle klagen über die
Arbeitslast!
Ein Aspekt noch: meiner Erfahrung nach sind die
Kandidatenverträge bei Großkanzleien nicht (nach)verhandelbar. Also unterschreiben oder es sein lassen!
Viel Erfolg bei der Entscheidung über das weitere Leben
mit oder ohne Dr.-Ing. und bei der Auswahl der Kanzlei!