Allg. Ausbildung hingeschmissen/bereut ?

Kugelblitz

GOLD - Mitglied
Hallo,

da es innerhalb des Forums schon zahlreiche Diskussionen hinsichtlich der Berufsaussichten, Kandidatenschwemmen, Niveauabsenkung etc. gab, würde mich interessieren, ob es tatsächlich Kandidaten oder Absolventen gibt, die die Ausbildung hingeschmissen oder bereut haben (und die sich hier outen möchten ;))?

In diesem Zusammenhang habe ich von einem älteren PA (Industrie) gehört, dass sich das spätere Berufsleben doch in relativ engen Grenzen bewegt, die eigentlich nicht allzu viel Spielraum für karrieremäßige Weiterentwicklungen bieten. Deshalb ferner die Frage, ob hier ggf. anwesende ehemalige Kandidaten - sei es Industrie oder Kanzlei - ähnliche Erfahrungen gemacht haben?

Grüße vom Kugelblitz
 

Blood für PMZ

*** KT-HERO ***
Es gibt viele, die in ihrem Leben mehr oder weniger kurzfristig im Patentwesen tätig gewesen sind und diese Episode dann aus sehr unterschiedlichen Gründen entweder ganz beendet oder jedenfalls nicht mit einer bestandenen Patentassessorenprüfung abgeschlossen haben.

Allerdings werden die meisten davon hier nicht mitlesen - warum sollten sie? Einige davon (vor allem, aber nicht nur, in der Industrie) haben festgestellt, dass man auch ohne Prüfung ganz gut als Patentingenieur Geld verdienen kann. Statt Kandidat zu werden oder statt nach 2 oder 3 oder 4 oder ... Jahren noch ans DPMA zu gehen bleibt man da, wo man ist. Warum sich den Stress einer Prüfung antun?

Einige sind Prüfer geworden, vor allem beim EPA.

Viele sind ganz draußen. Wegen Inkompatibilität mit der Schreibtischarbeit, mit dem Patentwesen oder mit dem Ausbilder. Oder auch wegen Inkompatibilität mit der eigenen Familienplanung, etwa weil die Freundin auf keinen Fall mit nach München will und auch keine Wochenendbeziehung toleriert oder weil der eigene Kinderwunsch oder der des Partners sich zeitlich nicht mehr sinnvoll mit der "schon wieder und muss das sein" Ausbildung koordinieren lässt. Angeblich sollen etwa zwei Drittel der Anfänger irgendwann aufgeben. Imho ist das zu hoch und dürfte eher bei der Hälfte liegen. Aber wer will das wirklich exakt auswerten?

Karrieremäßige Weiterentwicklungen? Nun ja. Immerhin sind Leute, die aus dem Patentwesen kommen, schon Nobelpreisträger für Physik und Bundesjustizministerin geworden, allerdings ohne es zuvor oder danach bis zum Patentanwaltskandidaten geschafft zu haben. Patentanwälte haben auch schon im Harmonisierungsamt Karriere gemacht, Hunderte von Büchern geschrieben und Bundesverdienstkreuze entgegengenommen. Aber klar: Spezialisten werden üblicherweise keine Vorstandsvorsitzenden eines Unternehmens im Dax. In keinem Dax.
 

pa-tent

*** KT-HERO ***
Mir sind gleich mehrere ehemalige Kandidaten bekannt, die ihre Ausbildung
abgebrochen haben.

Hier eine Art Charakterisierung:

a) Abbruch während der Ausbildung,
a.1) um in das Arbeitsleben der angewandten Forschung zurückzukehren
(Motivation: technisch etwas bewirken/machen; keine Lust auf Wortklaubereien)
a.2) um als Patentingenieur in ein Unternehmen zu wechseln
(Motivation: technisches Interesse an den Produkten des Unternehmens;
keine Lust auf "Hirnverbiegen" im Rahmen der Bearbeitung von Bescheidserwiderungen
für vermurkste Anmeldungen ausländischer Mandanten)
a.3) um zu einer Unternehmensberatung zu wechseln
(Motivation: am großen Rad drehen, keine Lust auf Wortstreitereien)
a.4) um in ein Startup-Unternehmen zu wechseln
(Motivation: keine Lust auf mühsames Hocharbeiten/Lernen)
a.5) um etwas mir Unbekanntes zu tun
(Ursache: Einsicht der eigenen Unfähigkeit für das Business)

b) Abbruch unmittelbar nach der Ausbildung,
um Prüfer zu werden
(Motivation: ruhigeres Arbeitsleben bei (anfangs) deutlich höherem Einkommen)


Von den mir bekannten jungen Patentanwälten bereuen viele die Ausbildung
angesichts der in den letzten Jahren deutlich geschrumpften Verdienst- und Aufstiegschancen.
Aber da sind sicherlich auch einige Klagen auf hohem Niveau dabei. Nicht ganz
unschuldig an den Klageliedern dürfte auch der Vergleich mit den Patentanwälten
sein, die ca. 5 bis 10 Jahre länger im Geschäft sind, und die daraus resultierende Einsicht,
dass deren "Aufstiegschancen" (Höhe und Geschwindigkeit) in einer Kanzlei doch deutlich
positiver waren als für die frischgebackenen Patentanwälte.
 

Kugelblitz

GOLD - Mitglied
Danke für die Antworten!

a.5) um etwas mir Unbekanntes zu tun
(Ursache: Einsicht der eigenen Unfähigkeit für das Business)

Mir ging es in etwa um die letztgenannte Gruppe, jedoch insofern, als dass man sich hinsichtlich seiner beruflichen Neigungen - ggf. auch der Unfähigkeit - einfach verspekuliert hat und eigentlich nicht mehr im Patentrecht, Markenrecht etc. tätig sein will. Aber wahrscheinlich wird sich von diesen hier keiner mehr tummeln ...

Blood für PMZ schrieb:
Karrieremäßige Weiterentwicklungen? Nun ja. Immerhin sind Leute, die aus dem Patentwesen kommen, schon Nobelpreisträger für Physik und Bundesjustizministerin geworden, allerdings ohne es zuvor oder danach bis zum Patentanwaltskandidaten geschafft zu haben. Patentanwälte haben auch schon im Harmonisierungsamt Karriere gemacht, Hunderte von Büchern geschrieben und Bundesverdienstkreuze entgegengenommen. Aber klar: Spezialisten werden üblicherweise keine Vorstandsvorsitzenden eines Unternehmens im Dax. In keinem Dax.

Nicht zu vergessen das japanische Staatsoberhaupt ;-)

Woher hast Du die Zahl, dass "zwei Drittel der Anfänger irgendwann aufgeben" ...

Kugelblitz
 

Blood für PMZ

*** KT-HERO ***
Woher hast Du die Zahl, dass "zwei Drittel der Anfänger irgendwann aufgeben" ...

Kugelblitz

Aussage des Leiters der Arbeitsgemeinschaft zu Beginn meiner Kandidatenzeit mit zustimmendem Nicken der älteren Kandidaten. Nachdem ich selbst "älterer" Kandidat in der Arbeitsgemeinschaft war und wie auch der Vorposter pa-tent den Berufswechsel von durchaus einer ganzen Reihe Mitkandidaten beobachten konnte einschließlich der Gerüchte über diverse Leute, die nie ihren ersten Auftritt in der Arbeitsgemeinschaft erlebt hatten, hätte ich auch genickt.
 

arcd007

*** KT-HERO ***
Hi allerseits,

kenne auch mehrere Leute, die die Ausbildung im ersten Jahr hingeschmissen haben. Bei einem war es sicherlich eine Kombination aus Ausbilder ("tieffliegende" Akten in seine Richtung und Angebrüllwerden) und fehlendem Spaß bei der Arbeit...ist jetzt in einem Fraunhofer-Institut mit Berührung zu Innovationen, Patenten, etc. tätig und muß ebenfalls viel Schreiben+Aktenarbeit verrichten...macht ihm jedoch deutlich mehr Spaß trotz geringeren Gehalts.

Beim anderen war es einfach die mangelnde Fähigkeit als Anwalt aufzutreten, sprich er war einfach zu ruhig, kombiniert mit mangelndem Abstraktionsvermögen für Erfindungen...was aus ihm geworden ist, weiß ich nicht....

Ciao,

arcd007
 
Oben