Arbeitszeiten (insbesondere während der Ausbildung)

macgyver01

SILBER - Mitglied
Hallo zusammen,

man hört ja da ganz verschiedenes. Nach der Ausbildung kann man die Arbeitszeiten selbst einigermaßen beeinflussen, aber wie sieht´s während der Ausbildung aus.
Die Arbeitszeit laut der meisten Verträge in der Ausbildung beträgt ja 40 h.

An die Leute, die gerade die Patentanwaltsausbildung in einer Kanzlei machen oder ihre Ausbildung bereits abgeschlossen haben:

Wie sehen Eure Arbeitszeiten aus ? Was steht im Vertrag und wie sieht es in der Praxis aus ?
Wieviele Stunden pro Tag arbeitet Ih in der Kanzlei (Mittagspause abgezogen) ?
Wieviele Stunden müßt Ihr noch zusätzlich z.B. für Hagen aufbrigen ?

Ich bin Mitte 2008 mit meiner Promotion fertig und überlege mir sehr stark danach die Patentanwaltsausbildung zu beginnen. Ich war zwischen Diplom und Promotion einige Monate Investmentbanker und hatte dort Arbeitszeiten von 10 h täglich (Mittagspause bereits abgezogen), streng durch die Börsenzeiten bestimmt, d.h. auch freitags erst 19 Uhr Feierabend. Eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von (fast) 50 h würde mich von der Ausbildung abschrecken...

Noch eine letzte Frage:
Gibt es eigentlich auch Firmen, in denen man die Patentanwaltsausbildung machen kann oder nehmen die nur fertige Patentanwälte ?

Danke für die Antworten.
 

PhD

SILBER - Mitglied
Wie immer - es kommt darauf an...minimum 40h/Woche in der Kanzlei, meist aber wohl 45 - 55, je nach Fristenlage. Bei US-mandanten auch teilweise Telefonkonferenzen spät abends. Dazu noch Hagen (ca. 4h/Woche) - wer auf einen geregelten nine-to-five Job aus ist, dem ist die PA-Ausbildung nicht anzuraten. Überstunden werden übrigens meist weder in Freizeit noch in Geld ausgeglichen.

Man kann auch eine Ausbildung in der Industrie machen, dort wird man aber in der Regel nicht als Kandidat gemeldet, sondern muss 8 Jahre in der Industrie arbeiten, bevor man mit dem Amtsjahr beginnen kann (da ich Kanzlei-Kandidat bin, kenne ich mich da aber nicht soo gut aus).
 

Horst

*** KT-HERO ***
Forhes neues Jahr an alle.

Kurz gesagt, zum Ausruhen eignet sich die Ausbildung nicht. Etwa 45h pro Woche plus Hagen, AGs und Lernen. Als Investmentbanker hat Deinen Ausführungen nach zumindest immer am Wochenende und an Feiertagen frei, das gilt auch als Kndidat nciht uneingeschränkt.

Meinen Beobachtungen nach wird es als fertiger Anwalt übrigens nicht besser.

Es gibt durchaus unternehmen, die direkt ausbilden. Ob die Arbeitszeiten da allerdings entspannter sind, kann ich nciht beurteilen. Ich vermute aber nein.

Letztlich gibt es noch einen Punkt, der einigen fast mehr Schwierigkeiten bereitet, als die Arbeitszeit. Man muss sich damit abfinden, wieder ganz unten anzufangen und der "Trottel" zu sein. Hinter Studium und ggf. Promotion kann man nämlich einen schönen großen Haken machen und es als simple Zugangsvorraussetzung in das Reich der Erinnerung verbannen.

Man kann immer nur zu einem Praktikum raten. Schau Dir mal eine Kanzlei und/oder eine Industrieabteilung an. Dann weißt Du, ob Du die Theamtik magst und welcher Zweig der uU der richtige für Dich ist. Schnuppern lohnt sich auf jeden Fall!
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
Edit wäre toll...

Meine Erfahrung aus den ersten drei Jahren als Kandidat: 45h/Wo (9-19 pro Tag minus 1h Mittag) plus Hagenaufgaben (~1d/Monat) plus Lesen oder Lernen (nach Geschmack, bei mir mindestens ein Abend in der Woche). Nach der deutschen Prüfung kann man dann alles zwischen 20 und 60 Stunden haben - die Bezahlung geht allerdings nicht linear mit der Arbeitszeit....

Ich kenne einige, die als Kandidat wesentlich mehr arbeiten mussten als 9-19h, und keinen, der als Kandidat in einer Kanzlei spürbar weniger gearbeitet hat.
 

macgyver01

SILBER - Mitglied
danke schonmal für die bisherigen Antworten.

Was das "gelbeU" so schreibt, klingt ja ganz annehmbar.

Versteht mich nicht falsch, ich will mir keinen faulen Lenz machen und weiß, daß die Ausbildung anstrengend ist, aber ich möchte, wie gesagt, nicht (viel) mehr als durchschnittlich 45 h pro Woche arbeiten. Lernen für Hagen rechne ich jetzt da nicht unbedingt mit.

Gibt es noch mehr Meinungen/Erfahrungen ? Auch was die Arbeitszeiten nach der Ausbildung betrifft, ob man da wirklich so frei selbst bestimmten kann.

Würde mich über noch mehr Posts sehr freuen.
 

grond

*** KT-HERO ***
macgyver01 schrieb:
Gibt es noch mehr Meinungen/Erfahrungen ? Auch was die Arbeitszeiten nach der Ausbildung betrifft, ob man da wirklich so frei selbst bestimmten kann.
Es kommt, wie immer, darauf an. In manchen Kanzleien erwartet man, dass der Kandidat oder Junganwalt die ätzenden, komplizierten und schlechtbezahlten Akten 60 Stunden die Woche runterreißt und auch noch "Vielen Dank" sagt, in anderen macht man halt, was anfällt. Was dann manchmal auch weniger sein kann, als einem lieb ist. Gerade wenn man in einer ingenieurlastigen Kanzlei Chemiker oder Biotechnologe ist ("wir wollen uns auf diesem Gebiet verstärken" = die Arbeit müssen Sie sich selbst suchen), kann das durchaus passieren, dass man nachmittags um zwei nach hause gehen kann. Oder eben die doppelte Mühe in jede Akte investiert, ohne diese natürlich entsprechend abzurechnen.
 

Joerch

SILBER - Mitglied
Gerade wenn man in einer ingenieurlastigen Kanzlei Chemiker oder Biotechnologe ist ("wir wollen uns auf diesem Gebiet verstärken" = die Arbeit müssen Sie sich selbst suchen), kann das durchaus passieren, dass man nachmittags um zwei nach hause gehen kann. Oder eben die doppelte Mühe in jede Akte investiert, ohne diese natürlich entsprechend abzurechnen.
Hallo,

hat jemand Erfahrungen damit? Bei mir steht nämlich ein ähnliches Problem an. Ich habe mich bei einer Kanzlei beworben und bin nun zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Dazu muss man sagen, dass die Kanzlei Ingenieur- bzw. Maschinenbaulastig ist und ich Biochemiker bin. Da fiel eben auch der Satz "Wir wollen neue Felder erschliessen und haben deshalb Bedarf in dieser Richtung...". Was kann ich als Fachfremder in so einer Kanzlei erwarten? Muss ich mir meine Mandanten alle selber beschaffen? Oder auf Maschinenenbau umlernen? ;)
 

grond

*** KT-HERO ***
Joerch schrieb:
Was kann ich als Fachfremder in so einer Kanzlei erwarten? Muss ich mir meine Mandanten alle selber beschaffen? Oder auf Maschinenenbau umlernen? ;)
Kannst ja mal vorfühlen, ob sie Dir eine Umsatzgarantie geben wollen. Allerdings verliert man im Gegenzug eine Menge Freiheiten des Selbständigen, da dann natürlich die Arbeit auch mehr auf Effizienz überwacht wird. Ich kenne solche Regelungen nicht, weiß aber, dass es sie gibt. Ich stelle mir das so vor, dass Du monatlich wenigstens eine bestimmte Summe abrechnen kannst, wenn Du mehr als diese Summe an Umsatzbeteiligung zusammenbekommst, dann eben entsprechend mehr. Im Gegenzug muss natürlich eine Rahmenarbeitszeit festgelegt werden. Denn einerseits sollte sich die Kanzlei nicht auf den Standpunkt stellen können, dass Du ja auch 80h/Woche in fachfremden Bereichen arbeiten könntest, um auf den Mindestumsatz zu kommen, andererseits will die Kanzlei ja auch keinen Faulenzer alimentieren.

Insgesamt sollte man sich die Frage stellen: gibt es andere schwerwiegende Gründe, in dieser Kanzlei arbeiten zu wollen? Dann möchte man vielleicht eine finanziell weniger attraktivere Anlaufphase mit eigener Akquise hinnehmen. Ansonsten gibt es sicherlich auch Kanzleien, bei denen man direkt loslegen kann.
 

Joerch

SILBER - Mitglied
Als PA-Kandidat ne Umsatzbeteiligung? :eek:
Ich glaube solche Forderungen sollte ich lieber lassen. Ich war schon bei einem anderen Patentanwalt zum Vorstellungsgespräch, welcher mir erklärte, dass ich mit Chemie in Dresden nicht um die Runden käme. Jetzt stellt sich mir natürlich die Frage, wie dieses Problem in der anderen Kanzlei gelöst werden soll. Insbesondere da diese auf diesem Gebiet bisher nicht aktiv sind. Wahrscheinlich werde ich wohl in dne sauren Apfel beissen müssen und Maschinenbau Patente mit bearbeiten.
Kann man als PA-Kandidat auch Kollegenarbeit für andere Kanzleien machen, wenn man in seiner Region wenig Mandate auf dem Fachgebiet hat?
 

RCH

Vielschreiber
Joerch

Bei welcher Kanzlei in Dresden haben Sie denn vorgesprochen?

Es ist richtig, allein mit Chemie ist es schwer, allerdings glaube ich, dass das nicht nur für Dresden gilt.

Verzichten muss man allerdings auch nicht ganz darauf. Bei Gesprächen auf regionalen Fachtagungen (in Sachsen z.B. in Freiberg) kommt man schon mal mit dem einen oder anderen Ingenieurpatentanwalt ins Gespräch, der seine Chemiepatente lieber auswärtig bearbeiten lassen will.

Andererseits, was heißt hier saurer Apfel, ich meinerseits freue mich immer, wenn ich in meinem Alter noch etwas über Textiltechnologie, Brückenbau und Fahrzeugtechnik lerne.

Mit besten Grüßen
RCH
 

grond

*** KT-HERO ***
Joerch schrieb:
Als PA-Kandidat ne Umsatzbeteiligung? :eek:
Da ging es mehr um die Zeit nach der Ausbildung. Vielleicht will man ja die Kandidatenzeit lieber nutzen, um in eine Kanzlei hineinzuschnuppern, die einem auch nach der Ausbildung eine Perspektive bietet. Schließlich hat man nie wieder soviel Zeit, eine Kanzlei von innen kennenzulernen. Als Kandidat hat man gewöhnlich eine Anstellung (es gibt aber auch Gegenbeispiele!), so dass man garantiert nicht um 14h nach hause geht, weil die Arbeit getan ist, wie in meinem ersten Beitrag beschrieben...
 

Joerch

SILBER - Mitglied
Das dachte ich mir schon...hätte mich auch sehr gewundert, wenn der Kandidat weit vor den PA´s nach Hause dackelt.
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
Ich rate dringend davon ab, vor Ende der Ausbildung in eine Kanzlei zu gehen, in der nicht ein "Fach-Verwandter" als PA tätig ist. Bio, Pharmazie, Chemie, Physik und Mechanik haben alle ihre eigenen, kleinen besonderen Gesetzmäßigkeiten und Kniffe - das kann man schlecht lernen, wenn man nicht jemanden hat, der in dem entsprechenden Wasser sicher schwimmen kann. Lieber die Ausbildung bei einer anderen Kanzlei machen - später kann man immer noch wechslen und versuchen ein neues Feld in einer Kanzlei richtig hochzuziehen.
 

rapunzel

Schreiber
Fachfremde Kanzlei

Hi,

zum Thema "Fachfremder in Maschinenbaukanzlei": vielleicht lohnt es sich zu bedenken, was Du eigentlich von der Kandidatenzeit willst. Viel Geld und übertrieben gute Behandlung solltest Du nach allen Erfahrungen, von denen ich gehört habe, nicht erwarten.

Als Kandidat ohne vorherige Erfahrung im IP-Bereich willst Du wahrscheinlich vor allem lernen. Deine Qualität als PA nach der Ausbildung wird wesentlich von den Erfahrungen abhängen, die Du während der Kandidatenzeit gemacht hast. Also würde ich Dir raten, irgendwo anzufangen, wo Du maximal viel lernen kannst.

Ich bin als Biochemiker Kandidat in einer Maschinenbau- und E-Technik-Kanzlei. Die mir fachfremden Mechanik- oder E-Technik-Probleme kann ich lange nicht so gut durchdringen wie meine Kollegen, und in meinem eigenen Bereich hat keiner echte Erfahrung. Sehr unbefriedigend. Ich rate Dir, eine Kanzlei zu wählen, wo mindestens zwei fertige, erfahrene PAs arbeiten, die in Deinem Technikgebiet Bescheid wissen.

Gruß
 
Oben