DerSucher

BRONZE - Mitglied
Hi,
ich bin gerade auf den (sehr negativ wirkenden) Thread "Risiko Patentanwalt?" von 2010 gestoßen.

Wie bewertet ihr denn heute, 13 Jahre später, die Lage und die künftige Entwicklung?

Zusammengefasst hieß es damals, dass der Kuchen immer kleiner werde und immer mehr Leute satt machen müsse.

Wie sehen die Gehaltsmöglichkeiten heute aus? Selbstständig, angestellt in einer Kanzlei, im Unternehmen? Jedenfalls Syndikus-Rechtsanwälte sollen ja deutlich über 100k verdienen können bei ähnlichen Arbeitszeiten wie ein Ingenieur
 

SwissPatEng

SILBER - Mitglied
"Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen"...

Der Thread ist mir bekannt und ich fand ihn schon früher (zumindest gewisse Beiträge darin) stark übertrieben bzw. zu fatalistisch. Jede Berufswahl ist immer mit einem Risiko behaftet. Ebenso dürfte sich jeder Beruf wandeln (bei Frisören bin ich mir zwar nicht ganz so sicher, will dem Berufsstand hier aber kein Unrecht tun).
Werden Tech-Unternehmen in 5-15 Jahren (praktisch) komplett auf Patente verzichten? Unwahrscheinlich.
Werden Patentanwälte in 5-15 Jahren noch (selber) Übersetzungen erstellen? Wohl kaum. (gibts ja derzeit tatsächlich noch...)
Werden Patentanwälte in 5-15 Jahren noch (selber) Patentrecherchen durchführen? Wohl kaum.
Werden Patentanwälte in 5-15 Jahren noch auf Band diktieren und dies von jemandem abtippen lassen? Wohl kaum.
Werden Schriftsätze (inkl. Anmeldungen) in 5-15 Jahren mit starker Unterstützung von KI erstellt? Definitiv.
Wird der Trend, dass Kanzleien ihr Geld vermehrt mit (patent)anwaltlicher Arbeit und nicht mit vergoldeten administrativen/koordinativen Tätigkeiten verdienen müssen, weiter gehen? Sicher.
Wird in 5-15 Jahren alle IP-Arbeit nach Indien/China verlagert? Kaum.

Fazit: Wer sich an aktuelle Entwicklungen anpasst und am Ball bleibt, für den ist sowohl die Lage als auch die zukünftige Entwicklung sehr gut.
 

Rundstück

Vielschreiber
Klingt nicht so, als würde KI vom Beruf noch viel übrig lassen

Das trifft mindestens im selben Maße doch alle anderen Knowledge-Worker. Bevor es eine KI gibt, die Richter/Prüfer XYZ von der Patentierbarkeit eines neuen/erfinderischen Gegenstandes überzeugt, ist mMn ein Großteil aller Softwareentwickler arbeitlos. Auch Forschung, Entwicklung und Lehre könnten davon betroffen sein. Bevor wir jetzt aber alle den Kopf in den Sand stecken und uns ärgern, dass wir keine Tischler geworden sind: improvise, adapt, overcome.

Dass das "nervige Drumherum" immer mehr von KI Tools verdrängt wird, kann mir eigentlich nicht schnell genug gehen. Alles, was SwissPatEng oben aufgezählt hat, wird auch heute schon längst bei uns gelebt. Verhungern tun wir trotzdem nicht.

Wer allerdings noch auf Papierakten beharrt (soll es tatsächlich 2023 noch geben), der wird es in Zukunft bestimmt schwer haben :)
 
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