wirtschaftlich arbeiten??

julia

Schreiber
hallo,

also ich muss jetzt echt mal meinem ärger Luft machen!
ich arbeite nun schon seit einigen Jahren als fremdsprachensekretärin in einer mittelgroßen pa-kanzlei in München, und mir ist aufgefallen, dass anscheinend auf "wirtschaftliches arbeiten" wenig wert gelegt wird.

stattdessen ist es ja in diesem Forum ständig thema, wie viel abrechenbare stunden durchschnittlich geschafft werden, um sich möglichst schnell zum partner zu werden und immer noch mehr und noch mehr geld zu machen.
versteht mich bitte nicht falsch, ich möchte niemandem zu nahe treten, aber ich würde gerne eure meinung dazu wissen

zumindest bei mir ist es so, dass die partner sind ja nur damit beschäftigt sind, mit ihrer "eigentlichen" arbeit nachzukommen, (also anmeldungen ausarbeiten, bescheidserledigungen usw.), um mitarbeiterschulung, werbung (soweit möglich), kosteneinsparung, mandanten individuell nach ihren wünschen betreuen, organisation des büroablaufs, usw. scheint sich niemand zu kümmern...

wäre es nicht sinnvoller, sich auch mit kanzleiorganisation zu befassen?? oder sich von einer externen unternehmensberatung beraten zu lassen?

warum ist das so? oder ist das in euren büros anders? ich lasse mich gerne eines besseren belehren ;-)
 

pak

*** KT-HERO ***
Hallo Julia,

lass mich raten. Du bist in einer Großkanzlei tätig. In kleinen und mittleren Kanzleien ist dies anders. Einfach wechseln ...

Gruß

pak
 

Lisa

BRONZE - Mitglied
Hallo Julia,

was Du berichtest, deckt sich nicht mit meiner Erfahrung aus meiner (mittelgrossen) Ausbildungskanzlei.
Manche der Partner hatten dort eher kaum noch Zeit für die eigentliche Sacharbeit, sondern investierten viel Zeit in die Kanzleiorganisation, Personalauswahl usw., in die Betreuung von Mandanten weit über die Aktenarbeit hinaus, Aquise neuer Mandate, Ausbildung von Kandidaten etc.
Für einen Anwalt, der nicht Partner ist, ist das natürlich nicht sinnvoll, denn diese Arbeit schlägt sich nicht in abrechenbaren Stunden nieder. Wie sehr die Partner einer Kanzlei motiviert sind, sich mit solchen Dingen zu befassen, hängt natürlich dann auch damit zusammen, wie der Gewinn unter den Partnern verteilt wird. Wenn das nur vom persönlich erzielten Umsatz abhängt, gibt es kaum einen Anreiz, Zeit in Dinge zu investieren, die "nur" den Gewinn (und vielleicht auch den Umsatz) der Kanzlei steigern, aber nicht den eigenen Umsatz...
M. E. ist das aber in einer guten Kanzlei nicht so geregelt, und gerade in Grosskanzleien gibt es doch auch of (Alt)sozien, die sich mehr mit Repräsentation (=Werbung) und Aquise, Arbeit für die Kammer u.ä. befassen als mit Aktenarbeit! Ausserdem existieren dort Angestellte (IT, Buchhaltung, Personal, Büroleitung..), die sich um gewisse Aspekte der Organisation kümmern, und dabei normalerweise auch von einigen der Partner angeleitet werden.
Ich glaube also nicht, dass die von Dir beschriebenen Missstände nur bei Kanzleien einer bestimmten Grösse auftreten, sondern denke, es handelt sich um Problem, das sowohl bei kleinen als auch bei grossen Kanzleien auftreten kann. Sicher ist aber, dass es für die Kanzlei langfristig nicht gut ist, wenn immer nur auf den kurzfristigen Umsatz geschielt wird. Die von meinem Vorredner ausgesprochene Empfehlung zu wechseln ist also vielleicht nicht ganz falsch.
 
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