Täglicher Ablauf Ausbildung

Patentwesen

Schreiber
Hallo Kollegen!

Ich bin in einer Industriepatentabteilung angestellt und befinde mich in der Ausbildung. Aufgrund einiger Umstrukturierungen haben im letzten Jahr mehrere ausgelernte, erfahrene Kollegen die Abteilung verlassen. Daher sind die verbleibenden Kollegen bis über beide Ohren mit Arbeit eingedeckt und mir steht zur Besprechung meiner Arbeit nur noch einen halben Tag pro Woche (manchmal etwas mehr) ein Kollege zur Verfügung.


Training on the job ist ja schön und gut, aber ich würde mir ja eher vorstellen, dass man in der Ausbildungszeit seine Arbeit ausgiebig diskutieren und mit seinen Problemen jederzeit einen Ansprechpartner kontaktieren können sollte - zumindest öfter als einmal wöchentlich einen halben Tag. Über vielen Problemen, bei denen ein kurzer Hinweis schon viel helfen würde, brüte ich oft lange, um dann erst Tage oder Wochen später eine Hilfestellung zu kriegen.
Nicht gerade aufbauend ...und besonders beim Schreiben von Anmeldungen zäh.

Meine Fragen: Ist das normal? Wie läuft die Ausbildung bei Euch ab? Könnt Ihr Euch jederzeit an einen bestimmten Kollegen wenden? Habt Ihr jeden Tag eine bestimmte Zeit für Besprechung Eurer Arbeit reserviert? Wie lange und wie oft bekommt Ihr Gelegenheit zur Diskussion mit erfahrenen Kollegen (ohne das Gefühl, eine unerwünschte Behinderung ihrer Arbeit zu sein)?
Läuft das in Industriepatentabteilungen generell eher so ab wie bei mir? Ist die Betreuung bei privaten Patentanwälten generell besser?
 
G

GAST_DELETE

Guest
Also ich bin jetzt 2 Jahre in einer Industrieabteilung, die für alle IP Belange zuständig ist (also auch Urheberrecht und Marken). Im ersten Jahr habe ich hauptsächlich IP Beratungen, Anmeldungen, Bescheidserwiderungen und Freigaben von Veröffentlichungen gemacht. Anmeldungen und Bescheide wurden reviewed und mit Kommentaren versehen und gelegentlich kurz besprochen. Seit diesem Jahr lasse ich nur noch bei sehr komplizierten Bescheidserwiderungen einen Review machen. Zudem bearbeite ich verstärkt Produkt- und Vertragsfreigaben und jetzt habe ich auch meinen ersten komplett eigenen IP Verkaufsvertrag zu betreuen (mit der entsprechenden Due Diligence).

Aufgrund der großen Arbeitsbelastung meiner Kollegen und meines Chefs arbeite ich hauptsächlich selbstständig. Das ist mir ehrlich gesagt auch am liebsten so. Man muss ein Gefühl für die Probleme und Risiken entwickeln, und das geht am besten so.
 
G

gast2000

Guest
Man kann nicht generalisieren, wie es in Kanzleien läuft. Ich selber habe ähnliche Erfahrungen gemacht, sprich: Arbeiten, die mich am Ende meiner Ausbildungszeit einen halben Tag gekoset haben, dauerten im ersten Jahr bis zu einer Woche. (Allerdings wurde das von den betreuenden Anwälten als normal angesehen und mir nicht negativ angerechnet.)

Es ist einfach so, dass man entweder sehr ausführlich betreut wird (was dann in der Praxis bedeutet, dass der betreuende Anwalt die Arbeit nochmal macht), oder dass man ins kalte Wasser geworfen wird. Solange man nicht hinterher für eventuell auftretende Fehler schräg angeschaut wird, ist auch das in Ordnung...
 
G

Gast2006

Guest
Patentwesen schrieb:
...und mir steht zur Besprechung meiner Arbeit nur noch einen halben Tag pro Woche (manchmal etwas mehr) ein Kollege zur Verfügung.

Training on the job ist ja schön und gut, aber ich würde mir ja eher vorstellen, dass man in der Ausbildungszeit seine Arbeit ausgiebig diskutieren und mit seinen Problemen jederzeit einen Ansprechpartner kontaktieren können sollte - zumindest öfter als einmal wöchentlich einen halben Tag.
Ich glaube, viele Kandidaten in Kanzleien würden sich sehr glücklich schätzen, wenn sie soviel Aufmerksamkeit geschenkt bekämen. 1/2 Tag pro Woche sind ja immerhin 10 % der Arbeitszeit des Ausbilders. Bei 300 €/h * 4h/Woche * 52 Wochen macht das rund 62.400 € Verdienstausfall pro Jahr. Dazu käme noch Dein Gehalt (ca. 30-40.000) - plus Miete, Sekretariat, Versicherungsbeiträge, etc. Du würdest also Deinen Ausbilder in einer Kanzlei in zwei Jahren rund 200-250.000 € kosten. Das entspricht einem Bearbeitungshonorargegenwert von ca. 100 Patentanmeldungen. Muss man erst einmal schaffen. Im ersten Jahr wirst Du wahrscheinlichl kaum 20 schaffen. Dann bleiben noch 80. Mit anderen Tätigkeiten, z.B. Bescheidserwiderungen ist das Geld noch zäher verdient.

Also ich glaube, Du hast es sehr gut getroffen, wenn Du 1/2 Tag pro Woche Betreuung bekommst.
 
D

d.v.o.

Guest
Ich stimme Gast 2006 fast zu. Allerdings gibt es auch bei den Ausbildern immer Phasen, in denen sie nicht abrechenbar arbeiten können/wollen. Nicht zu vergessen der Schlupf zwischen Aufwand und abrechenbarer Stunde. Außerdem ist der Kandidat wunderbar dazu geeignet, besonders zähe Dinge zu bearbeiten (eklige Anmeldungen/Prüfungsbescheide). Von daher relativiert sich das schon wieder.

4 h/Woche für den Kandidaten sind wirklich ganz gut.
 
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