Patentanwaltsausbildung trotz kleiner Familie...

Liebe (ehemalige) Kandidaten,

Momentan arbeite ich als promovierter Physiker in der Industrie und spiele schon seit längerem mit dem Gedanken einer Patentanwaltsausbildung. Da wir im nächsten Februar Nachwuchs erwarten, stellt sich mir nun die Frage, wie gut sich das vereinbaren läßt (Ausbildung zum PA und "Ernährung" einer kleinen Familie).
Ich würde mich sehr freuen, wenn es Kandidaten oder PA's gibt, die sich in einer ähnlichen Situation befanden und sich für die Ausbildung entschieden haben und ein wenig über Ihre Erfahrungen schreiben könnten.
 

Reptil

GOLD - Mitglied
Hallo Kand_mit_Kind,

willkommen in der wunderbaren Welt des Patentwesens und siehe den von Philomena initiierten Thread.

Du weiß bereits, daß die Ausbildung acht unvergütete Monate bei Amt und Gericht umfaßt?

Grussss vom Reptil
 

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Ja, aber beim Durchlesen diverser Beiträge im Forum hatte ich schon den Eindruck bekommen, dass man während des Amtsjahres durchaus sein Kandidatengehalt mit Kollegenarbeit aufrechterhalten kann?!
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
Das ist aber schwieriger mit Kind... Aber sicher, es geht auch, wenn man genügsam ist. Am besten hat man es diesbezüglich in der Industrie: da bekommt man häufig das Gehalt weiterbezahlt, wenn man sich beispielsweise verpflichtet eine bestimmte Zeit beim Unternehmen zu bleiben. In den Kanzleien ist das Leben als Kandidat bisweilen etwas rauher.
 

Patent24

Vielschreiber
So ein Blödsinn. Natürlich kann man eine kleine Familie als Kandidat ernähren. Im Amtsjahr kann man auch noch jede Menge als Kollegenarbeiter dazuverdienen (meist mehr als in der Angestelltenzeit).
 

mini

Schreiber
Hallo,

schon mal überlegt in der Industrie die ausbildung zu machen? da gibt es Modelle, bei denen man während des Amtsjahres freigestellt wird und trotzdem gehalt erhält, oder zumindest noch einen Teil.....
 

PA2005

BRONZE - Mitglied
Patent24 schrieb:
So ein Blödsinn. Natürlich kann man eine kleine Familie als Kandidat ernähren. Im Amtsjahr kann man auch noch jede Menge als Kollegenarbeiter dazuverdienen (meist mehr als in der Angestelltenzeit).
Na ja, wie groß die Menge ist, die man dazu verdienen kann, hängt auch davon ab, wie viel Zeit man selbst zum Lernen des nicht gerade sehr übersichtlichen Prüfungsstoffes braucht. Wenn es auf die Prüfung zugeht, würde ich Kollegenarbeit nicht mehr empfehlen. Aber das hängt sehr vom individuellen Stil ab.

Auf jeden Fall bin ich der Meinung, dass man eine Familie als Kandidat ernähren kann. Übliche Kandidatengehälter wurden schon in anderen Threads diskutiert. Wenn man natürlich vorher viel mehr verdient haben sollte, muß man den Rückschritt auch erst mal verdauen.

Eigentlich möchte ich aber auf folgendes hinweisen, was mir noch wichtiger erscheint als die finanzielle Seite:
Die Kandidatenausbildung ist von dem Hagen Fernstudium begleitet, welches zwar machbar ist, aber dennoch Zeit und manchmal auch einen Tag des Wochenendes für die Einsendearbeiten kostet. Zudem fallen Klausuren an, die vorbereitet sein wollen.
Im Amtsjahr bist Du, sofern nicht Münchner, von Deiner jungen Familie viel getrennt und am Pendeln. Manche Kollegen mit Familie haben die letzten zwei Monate des Amtsjahres, wenn die Pflichtveranstaltungen durch sind, wieder zuhause gewohnt. Aber dort mußt Du dann auch zum Lernen kommen neben dem Windelwechseln.

Wenn die deutsche Prüfung geschafft ist, dann kommt noch die Europäische dran, auch nochmal ein ordentlicher Brocken.

Was ich damit sagen will. Das Ganze ist kein Spaziergang und deine Frau wird so einiges allein schultern und Dir den Rücken freihalten müssen. Das war vielleicht früher mal selbstverständlich, ist es aber heut nicht mehr.

Du wirst weniger Zeit für Deine junge Familie haben als Du Dir das vielleicht manchmal wünscht.

Mein Rat: Wenn Du es angehst, dann such Dir eine faire Kanzlei, bei der Du (von gelegentlichen Arbeitsspitzen abgesehen) nach einem 8 Stunden - Tag nach Hause gehen kannst (Ja, das gibt es) und nicht in Arbeit ersäuft wirst, weil sich das angeblich für einen Patentanwalt so gehört (auch das gibt es). Sprich Deine familiäre Situation offen an und schau, wieviel Verständnis zurück kommt.
 

Kask

GOLD - Mitglied
Hallo PA_Kand_mit_Kind,

ich befinde ich mich genau in der von Dir geschilderten Situation als Kandidat nunmehr im zweiten Jahr mit Frau und zwei Kindern.

PA 2005 hat meines Erachtens die wesentlichen bei einer Entscheidung zu erörternden Variablen genannt und damit den Entscheidungsrahmen abgesteckt. Für meinen Teil kann ich sagen, daß ich als Kandidat nicht weniger Zeit außerhalb meiner Arbeit habe, als ich z. B. als Postdoc gehabt hätte, wäre ich in der Forschung geblieben, oder auch als Entwickler in der Industrie, und mir bleibt viel mehr Zeit als während meiner Tätigkeit in der Unternehmensberatung.

Ich bin der Meinung, die heilige Kuh, als Kandidat und als Anwalt später wäre das Privatleben zwangsläufig schlagartig zu Ende, sollte ein für alle mal geschlachtet werden; jeder kann im Rahmen der üblichen gelegentlichen Phasen, in denen es sehr viel zu tun gibt, für sich selbst entscheiden, wieviel Zeit er in seine Arbeit investieren möchte. Diese Phasen gibt es in allen Berufen, z. B. die anstehende Veröffentlichung oder Konferenz als Wiss. MA oder das zu beendende Projekt in der Entwicklung.

Sofern Du durch längere Berufstätigkeit ein eher erhöhtes Einkommen gewohnt bist, schmerzt Dich das Salär eines Kandidaten womöglich, das in München wegfallende insbesondere. Entscheidend ist, ob Du diese Einbuße aufgrund der Tätigkeit an sich in Kauf zu nehmen bereit bist.

Was das Amtsjahr angeht, werden wir nicht nach München übersiedeln, weil wir ohnehin in unserer jetzigen Region beheimatet bleiben wollen und ein zwischenzeitlicher Umzug finanziell und vom Aufwand her wenig sinnvoll ist. Das bedeutet, daß ich pendeln werde. Wie PA 2005 bereits gesagt hat, brauchst Du jemanden, der Dir zumindest in dieser Zeit zuhause den Rücken freihält, sei es Frau oder Großeltern oder Au-Pair etc.

Sprich Deine persönliche Situation bei einem Bewerbungsgespräch an. Ist der Bewerbungskanzlei längerfristig an Dir gelegen, dann wird sicher eine Lösung im Sinne aller gefunden werden. Wirst Du ein austauschbarer Arbeitsknecht (eher große Kanzlei, eher München), würde ich lieber davon Abstand nehmen.

Gruß
Kask
 

Reptil

GOLD - Mitglied
"Es gibt solche und solche, aber nebbich mehr solche als solche."

Ich habe selber erlebt, daß es Kanzleien gibt, in denen am Samstagabend um zehn Uhr noch High-life im Büro herrscht -- gut laufende Geschäfte führen nun einmal zu einem Mangel an Arbeitskräften; oder umgekehrt, wenn nicht alle überlastet sind, dann laufen die Geschäfte nicht gut genug. Demgemäß vermute ich, daß es auch Dolce-far-niente-Kanzleien geben muß, aber würde niemandem empfehlen, sich in einer solchen ausbilden zu lassen ;-) .

Leider kann man es sich nicht einfach heraussuchen nach dem Prinzip "Ich arbeite genau so viel, wie ich eben Geld will", dazu hat man zu wenig Kontrolle über das Auftragsvolumen. Und wenn irgendjemand herausfindet, wie man das Thema beim Vorstellungsgespräch zur Rede bringt, ohne sich selber sofort in den Ruch chronischer Faulheit zu bringen, soll er / sie das bitte für alle darstellen! :)

Ansonsten kann ich Kasks Worte nur bestätigen. Ohne bedingungslosen Rückhalt der Familie läuft da jarnischt.

Äh... bedingungsloser Rückhalt bedeutet auch: keine überzogenen Erwartungen an zukünftige Kompensationen für aktuelle Entbehrungen. Schon manche Ärzteehe ist daran zerbrochen, daß es nach all den Nachtschichten dann doch nichts mit dem Chefarztposten wurde... (Der Wirt der Griechenkaschemme in meiner Unistadt sagte mal zu mir: "Gypsos, du bist ein misogynos". Stimmt nicht. Habe bloß das eine oder andere erlebt, nicht immer ganz ohne Schadenfreude.)
 
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