Patentanwalt als Agrarwissenschaftler?

Tom

Schreiber
Hallo Forum!

Ich studiere zur Zeit Agrarwissenschaften als Masterstudiengang. Überlege im Anschluss an das Studium mich als Patentanwalt ausbilden zu lassen. Dazu habe ich aber noch einige (grundlegende) Fragen:

1.) Ist der Studiengang Agrarwissenschaft überhaupt anerkannt, um zur Ausbildung zugelassen zu werden, bzw. ist eine Spezialisierung auf das Fach Agrartechnik im Hauptstudium nötig / wünschenswert?

2.) Kennt jemand Agrarwissenschaftler/ Agraringenieure die als Patentanwälte tätig sind und wie hoch/(gering) ist der Bedarf an solchen Leuten?

Hoffentlich kann jemand die Fragen beantworten...Vielen Dank.
 

Horst

*** KT-HERO ***
Mir persönlcih sind Agrar-Kandidaten noch nicht untergekommen. Aber es gibt Forstwirte. Letztendlich hängt es nur davon ab, ob der Präsident Deinen Studiengang als technisch für gut befindet. Da sehe ich aber durchaus Chancen.

Das eigentliche Problem könnte eher der Master-Abschluss darstellen, ohne hier erneut einen Streit darüber vom Zaun brechen zu wollen. Aber es ist fraglich, ob er einem Dipl.-Ing gleichgesetzt wird. Sicher, irgendwann muss es anerkannt werden - spätestens wenn es keine Dipl-Ing.s mehr gibt - aber momentan ist das schwierig.
 
G

gast2000

Guest
Ich konnte die Literatur jetzt auf die Schnlle nicht identifizieren; aber ich meine mich zu erinnern, dass in einem Kommentar zur PatAnwO ausdrücklich auf Agrarwissenschaften als naturwissenschaftlich-technisches Studium Bezug genommen wurde. Mit anderen Worten: Agrarwissenschaftler wären prinzipiell zugelassen... Ich schau mal, ob ich das noch finde.
 
G

gast II

Guest
Horst schrieb:
Das eigentliche Problem könnte eher der Master-Abschluss darstellen, ohne hier erneut einen Streit darüber vom Zaun brechen zu wollen. Aber es ist fraglich, ob er einem Dipl.-Ing gleichgesetzt wird. Sicher, irgendwann muss es anerkannt werden - spätestens wenn es keine Dipl-Ing.s mehr gibt - aber momentan ist das schwierig.
Warum muss denn der Abschluss einem Dipl.-Ing. gleichgesetzt werden können? Naturwissenschaftliche Abschlüsse werden doch auch anerkannt. Agrarwissenschaften ist ein naturwissenschaftliches Studium, für dessen Abschluss entweder ein Master oder Diplom vergeben wird. Forstwissenschaften enden auch nicht mit Dipl.-Ing.
 
G

GAST_DELETE

Guest
Doch, zum Teil sind die Forstwissenschaftler Dipl. Ing.

Dennoch sollte es möglich sein, mit einem Studium der Agrarwissenschaften zur Kandidatenausbildeung zugelassen zu werden.
 
G

GAST_DELETE

Guest
Welche technischen Gebiete soll ein PA (oder auch nur PA-Kandidat) der Agrarwissenschaften bearbeiten (können) (außer Agrarwissenschaften natürlich) ?
E-Technik? - Dürfte sehr schwierig werden.
Maschinenbau? - Kennt ein Agrarwirt den Unterschied zwischen Kraft, Moment, Druck, Spannung etc?
Chemie etwa?

Wo willst Du später arbeiten? In einer Kanzlei? Die müßte dann schon einen (weiteren) Agrarwirt voll auslasten können. Ich kenne keine einzige.

Neben allen formellen Voraussetzungen würde ich erstmal die eigene technische Qualifikation kritisch beleuchten, sonst landest Du im falschen Beruf.
 
G

Gast_neu

Guest
Das Studium der Agrarwissenschaften umfasst unter anderem:

Chemie
Biologie der Pflanzen (Allgemeine Botanik mit mikroskopisch-anatomischen Übungen; Systematik und Genetik mit mikroskopisch-morphologischen Übungen)
Biologie der Tiere
Grundlagen der Ökonomie mit Übungen
Physik mit Übungen
Angewandte Mathematik und Statistik
Grundlagen der Pflanzenproduktion
Pflanzenernährung
Phytomedizin

sowie Bereiche der Landtechnik (also Physik)

Damit sollte ein Agrarwissenschaftler, wie ein Forstwirt auch, doch über Kenntnisse im Bereich Biologie, Chemie und Physik verfügen. Also wenn das nicht ausreicht für den Beruf des Patentanwalts....

Und da wird es auch genügend Bereiche geben, in denen man hinterher tätig sein kann.
 
G

GAST_DELETE

Guest
Gegenrede:
Das Studium der Chemie umfasst unter anderem (nicht selten auch als Vordiplomsfach) Physik einschliesslich Mechanik, Optik und Elektronik. Deshalb fühle ich als Chemiker mich aber noch lange nicht angemessen dafür qualifiziert, eine Anmeldung im Bereich Maschbau, Energietechnik o.ä. zu betreuen. Da ist doch deutlich mehr Vertiefung erforderlich.

Was die Biologie betrifft: Tieranatomie ist doch eher selten gefragt. Was gebraucht wird, sind vor allem biotechnologische und molekularbiologische Kenntnisse.

Was die Chemie betrifft: selbst Mediziner müssen an einigen Unis Chemie belegen. Die würde ich nach eigener Anschauung als Praktikumsbetreuer noch nicht einmal ohne Aufsicht einen Rundkolben befüllen lassen. Ein Patentanwalt muss aber beurteilen könne, ob die ihm vorgelegten Daten schlüssig sind. Dazu gehört das Lesen von NMR-Daten, die Aufbereitung von Versuchsprotokollen für den Beispielteil, die Erstellung von sinnvollen Markush-Gruppen etc. Kann das auch ein Generalist, der nur mal in die Chemie "geschnuppert" hat. Ich habe da so meine Zweifel.

Nichts für ungut - ich lasse mich gern vom Gegenteil und davon überzeugen, dass die Qualifikation von Agrarwirten tiefgehend genug ist, um als PAtentanwalt arbeiten zu können.

_____________
Wer tippfeheler findet, darf sie behalten.
 
G

Gast-mal-wieder

Guest
Ist ja schön, wenn jemand nur in seinem Fachgebiet arbeitet, aber beispielsweise ist es bei uns in der Kanzlei so, dass auch ein Biologe mal eine Anmeldung aus dem Maschbaubereich schreibt.
Ist es nicht Sinnvoll, für den Beruf des Patentanwalts eine breite Ausbildung in verschiedenen Bereichen zu haben? Meist sind die Anmeldungen doch aus so speziellen Gebieten, die hat fast niemand studiert. Klar, dass ein Physiker wohl keine Anmeldung aus dem Bereich der Chemie schreiben kann. Also ich bin der Ansicht, dass man Grundkenntnisse in den einzelnen BEreichen haben sollte, den Rest kann man sich dann erarbeiten.
 
G

Gast999

Guest
den Rest kann man sich dann erarbeiten.
Da kommen dann bestimmt so tolle Anmeldungen raus, bei denen der im Herzschrittmacher verwendete Transistor auf 20 Seiten bis zur Vergasung beschrieben wird, obwohl er ganz stinknormal ohne jeden erfinderischen Effekt als Poppel-Schalter (oder was weiß ich) verwendet wird. Aber der kluge Ersteller der Anmeldung muss ja auch noch rausposaunen, dass er erst mal nachschlagen musste, wie so ein 08/15-Ding funktioniert. Toll!!!!
 
G

GAST_DELETE

Guest
Deartige Anmeldungen habe ich aber auch bei Leuten erlebt, die eine Anmeldung auf ihrem Fachgebiet geschrieben haben. Ich denke, dass hat eher was mit der Abrechnung zu tun.
 
G

gast2000

Guest
Leute, Leute... ihr habt Probleme!

Das ist doch wohl eher Toms Problem, ob er als Agrarwissenschaftler und Patentanwalt glücklich wird... In Anbetracht der nicht zu leugnenden Tatsache, dass Forstwirte, Geologen und andere eher "exotische" Naturwissenschaftler (denen ich - der Vollständigkeit halber - ausdrücklich meinen Respekt bekunden möchte) als Patentanwälte tätig sind, reduziert sich die Frage meines Erachtens darauf, ob er problemlos eine Kanzlei findet, die ihn ausbildet. Und wenn die bisherigen "Exoten" das geschafft haben - warum nicht noch einer?
 
K

Kein Agrarwissenschaftler

Guest
Es wird auf den Erwartungshorizont der möglichen Ausbildungskanzlei (oder Patentabteilung der Industrie)ankommen.

Eine Kanzlei, die überwiegend für Elektronik- oder Kfz-unternehmen arbeitet, wird wenig mit Tom anfangen können und lieber einen anderen Bewerber nehmen. Ist der Hauptmandant aber ein Saatzucht- oder Landtechnikunternehmen, mag Tom als Bewerber durchaus eine interessante Überlegung sein.
 
G

goetz

Guest
Lieber Tom,
ich finde, am besten ist Deine Frage 1 zu beantworten, indem Du beim Prüfungsamt / DPMA mal anrufst, nachfragst sowie Dir die entsprechenden Unterlagen schicken lässt etc. Die können dann auch sagen ob der Master reicht oder nicht.
Alles andere franst in die üblichen Spekulationen aus (wie so oft bei diesen Fragen "ich studiere x und kann ich damit PA werden..." - einmal dieses Forum gründlicher durchforsten - und siehe da, mit schöner Regelmäßigkeit kommen diese Fragen)

2) Wenn Du Agrar studierst, wirst Du sicher auch Exkursionen machen - zu Züchtungsfirmen (Tier/Pflanze), zu Forschungseinrichtungen, zu Maschinenherstellern (Trecker, Mähdrescher, Melkmaschinen), zu Chemiefirmen (Spritzmittel / Veterinärmedikamente) etc etc - wie wäre es denn, dann mal vor Ort nachzufragen, ob dort auch "Entwicklung" betrieben wird und wieviel und wie das geschützt wird. Und siehe da, schon ist man möglicherweise bei Kanzleien, mit denen die besuchte Firma/Einrichtung zusammenarbeitet bzw. dabei, daß diese Firma eine eigene Patentabteilung hat. Und dann kann man sich bewerben!

Viel Spaß und Glück bei der Eigeninitiative!
 
G

GAST_DELETE

Guest
Es gibt wenigstens 2 Agraringenieure im Verzeichnis der Patentanwälte. Agraringenieure sind als Generalisten prinzipiell gut für den Beruf des Patentanwaltes geeignet, wenn auf Grund der Mandantenstruktur keine sehr speziellen Fachkenntnisse nötig sind.

Es hängt nicht an der Qualifikation, sondern allein daran, ob man seine Qualifikation einer Ausbildungslanzlei entsprechend schmackhaft machen kann.

Viel wichtiger ist die Frage, ob man diesen Beruf ausüben will, denn mit Landwirtschaft hat er kaum etwas zu tun, sondern eigentlich nur etwas mit am Schreibtisch zu begreifender Technik
 
Oben