nach Dänemark?

S

sunnic

Guest
Hallo,

ich bin promovierte Molekularbiologin und Anfang 30. Neben meiner Promotion habe ich in einem Fernstudium zum ersten Mal in das Patenrecht "reingeschnuppert" und möchte sehr gerne auf diesem Gebiet arbeiten.

Jetzt habe ich die Möglichkeit für ein Jahr in einer dänischen Kanzlei zu arbeiten, um dort erste praktische Erfahrungen zu sammeln. Wenn alles gut klappt, hat man mir eine anschließende Übernahme mit Ausbildung zur Europäischen Patentanwältin in Aussicht gestellt. Das Gehalt läge umgerechnet etwa bei 3.500€.


Jetzt würde ich gerne wissen, ob jemand vielleicht schon Erfahrungen mit dänischen Patentanwaltskanzleien gemacht hat. Ist so ein Auslandsaufenthalt wohl empfehlenswert und ist die Bezahlung im Vergleich zu Deutschland o.k.?


Ich würde mich sehr über eure Meinung freuen.
 
R

Robby

Guest
1. Es gibt keine Ausbildung zum europäischen Patentanwalt. Die Prüfung darf jeder machen, der 3 (bzw. 6) Jahre lang Akten bearbeitet hat. Mehr dazu:
http://eqe.european-patent-office.org/site/index.de.php

2. Eine Probezeit von einem Jahr finde ich maßlos übertrieben, in D sind maximal 6 Monate erlaubt.

3. Wozu Dänemark?

In meinen Augen Quatsch, außer es gibt in Dänemark eine mit der deutschen PA-Ausbildung vergleichbare Ausbildung mit vergleichbarem Abschluss.
 
S

sunnic

Guest
zur Klarstellung:

es handelt sich hier nicht um eine Probezeit, sondern um eine befristete Stelle und die 3.500 € sind das Grundgehalt (37h Woche). Für alles, was darüber hinaus geht, gibt es einen Bonus. Nach einem Jahr wäre dann eine Festanstellung möglich, wenn beide Seiten das wollen. Das es keine Ausbildung im eigentlichen Sinne gibt, ist mir auch bekannt. Gemeint sind hier zusätzliche Schulungen im Patentrecht, ansonsten zu 90% learning by doing.

Zu warum Dänemark:

  • Die Kanzlei ist auf Bioltechnologie und Biomedizin spezialisiert
  • Die Arbeitsatmosphäre in Dänemark ist i.d. Regel deutlich lockerer und angenehmer als in Deutschland
  • Dänisch ist meine zweite Muttersprache, von daher bietet sich das an
 
P

PatentAnw

Guest
Zu eigentlichen Frage:

Auslandserfahrung ist eigentlich immer gut.

Aber: Dänemark liegt patentrechtlich meist nicht im Fokus des Interesses, da könnte ein Nebengleis drohen, von dem man nach einigen Jahren nicht wieder runter kommt (von DE wenig Ahnung, was hilft das das Wissen aus Dänemark)

Kaum eine deutsche Kanzlei braucht dringend einen dänischen Anwalt im eigenen Haus. Wenn Sie also etwas älter sind und wieder zurück wollen, könnten Sie das Schicksal von "Spätberufener" teilen.

Die Ausbildung zum EPA-Anwalt kann man natürlich machen und es ist sicherlich nicht schlecht diese Zulassung zu haben, hier können auch alle Zeiten angerechnet werden, sofern ein Zugelassener die ausbildung bestätigt. In DE zählt aber meiner Meinung aber immer noch vordringlich die DE-Zulassung.

Das GEhalt scheint ok zu sein, obwohl ich da keine Erfahrung habe. Mein Rat: Wenn Sie auf jeden Fall zurück möchten, lassen Sie es und suchen Sie sich lieber was in DE oder GB. Wenn Sie Dänemark so toll finden, daß Sie da bleiben können/wollen, nichts wie hin. Dann aber auch die dänische nationale Zulassung anstreben.

Viel Glück!
 
U

u. n. own

Guest
Vielleicht nach den eher skeptischen Reaktionen meiner Vorredner ein paar Gründe, die dafür sprechen:

  • Das Gehalt ist sehr anständig für einen Anfänger (obwohl ich keine Ahnung von den Lebenshaltungskosten in Dänemark habe).
  • Im Biotech-Bereich spielt sich der Hauptteil der interessanten Fälle sowieso vor dem EPA ab. Dementsprechend muss es nicht unbedingt ein Nachteil sein, die nationale deutsche Zulassung nicht zu haben oder erst in einem zweiten Schritt anzustreben. Es ist ein wenig ungewöhnlich, zugegeben, aber: Für eine spätere Beschäftigung in er Industrie ist die deutsche Zulassung wohl nicht unbedingt erforderlich (wenn man sich so die Anforderungsprofile in den Stellenanzeigen durchliest). Kritisch könnte es eigentlich nur werden, wenn man in Deutschland in eine Kanzlei eintreten will und "nur" europäischer Patentanwalt ist.
 
L

Lisa

Guest
Zum Gehalt:

für einen deutschen Patentanwaltskandidaten ist das ein hohes Einstiegsgehalt.
Es gibt aber auch Kanzleien, insbesondere Großkanzleien, die zu ähnlichen Konditionen einstellen, d.h. nur die Möglichkeit bieten (und dabei unterstützen) die EPA-Prüfung abzulegen. In diesem Fall wird dann meines Wissens deutlich mehr gezahlt (> 4000€ für einen nicht promovierten Uni-Absolventen ohne Berufserfahrung).
Insofernf halte ich das dänische Angebot nicht unbedingt für überaus finanziell attraktiv.

Ansonsten denke ich, für eine Kanzlei-Karriere in Deutschland wäre in der Tat der deutsche Abschluss anzustreben, und wenn Du den machen willst, solltest Du sofort damit anfangen. Falls Du in die Industrie möchtest, hast Du auch mit der EP-Zulassung allein gute Chancen. Kenntnisse im dänischen Patentrecht sind aber m.E. kein nennenswertes Plus, und die Sprache beherrschst Du ja bereits.
 
R

Robby

Guest
Für eine deutsche Kanzlei brauchst Du den deutschen Abschluss, alles andere sind absolute Ausnahmen. Für die Industrie brauchst Du den Umweg über eine dann verglichsweise schlecht bezahlte Ausbildung bei einer Kanzlei nicht (die Industrie zahlt deutlich mehr als 3,5, wenn kein deutscher PA angestrebt wird, ich bekomme auch 3,5 als deutscher Kandidat in einer Kanzlei...). Und ein auf ein Jahr befristeter Arbeitsvertrag ist für mich nicht grundsätzlich anders zu bewerten als eine überlange Probezeit. Attraktiv ist das Angebot also nicht. Wenn Du aber gern dort arbeitest, dann mach es einfach.
 
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