leistungsbezogene Vergütung als Kandidat

PHOSITA

SILBER - Mitglied
Hallo Forum,
wie kann eine leistungsabhängige Komponente in der Vergütung eines Kandidaten aussehen? Was sind faire Regelungen, was für Vereinbarungen sind Euch bekannt? Worauf sollte man sich nicht einlassen?

In diesem Zusammenhang: Wenn sich die leistungsbezogene Vergütung auf die Anzahl "abrechenbarer Stunden" stützt, stellt sich die Frage, wie viele solcher Stunden ein Kandidat schafft, und wieviel (%) des abgerechneten Betrages ihm zukommen sollte. Wie sind Eure Erfahrungen?

Danke für alle Antworten.
 

Horst

*** KT-HERO ***
Das ist eine extrem komplexe Fragestellung, ich werde versuchen, mal meine subjektive Ansicht knapp abzufassen.

Der Anteil der leistungsbezogenen Vergütung sollte als Kandidat überschaubar gehalten werden. Man schafft mangels Erfahrung und Kenntnissen einfach nicht das Pensum eines Anwalts und hat nebenher Zeit für Hagen, AG, Parktikum am LG/OLG usw. aufzuwenden. Daher sollte eine ausreichende leistungsUNabhängige Vergütung vereinbart sein.

Einen leistungsabhängigen Anteil könnte man sich in Form von Übersetzungen vorstellen. Man könnte etwa nach der Probezeit Übersetzungen auf eigene Kappe mit ~11-15 Cent/Wort abrechnen. Da man bei Übersetzungen schnell das akzeptable Niveau erreicht, stellt das für beide Seiten eine gute Lösung dar, da man billiger als ein professioneller Übersetzer ist und abends und am Wochende sein Gehalt aufbessert. Außerdem kannst Du so die Übersetzungen aus dem Tagesgeschäft heraushalten, wo sie häufig eher stören.

Solche Regelungen sind nach meinem Kenntnisstand auch recht üblich, so dass man keine verwunderten Blicke im Vorstellungsgespräch ernten sollte.
 

EK

*** KT-HERO ***
Die Zahl der dem Mandanten gegenüber kommunizierten ("abrechenbaren") Stunden schwankt von Kanzlei zu Kanzlei erheblich. Aber unabhängig davon, ob die Kanzlei grundsätzlich nur "3-Stunden-", "5-Stunden-" und "7-Stunden-Patentanmeldungen" bei einem Stundensatz von 500 EUR verkauft; oder ob dem Mandanten gegenüber aus "politischen Gründen" 10, 17 oder 23 Stunden á 150 EUR abgerechnet werden; die Zahl der tatsächlich vom Bearbeiter benötigten Stunden ist zumeist eine völlig andere, und zwar unabhängig davon, ob ein Kandidat oder ein Anwalt die Arbeit gemacht hat. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß das Verhältnis von tatsächlichem Zeitaufwand zu "abrechenbaren Stunden" als Anfänger über viele Monaten hinweg katastrophal war. Da ist ein Festgehalt wirklich eine gute Lösung ... Ich empfehle für Kandidaten folgende Vereinbarung: (vergleichsweise hohes) Festgehalt plus Umsatzbeteiligung bei Überschreiten eines Zielumsatzes. Denn Ziel und Zweck der Kandidatenzeit soll es nicht sein, möglichst viel Umsatz zu machen, sondern etwas zu lernen, und das gründlich! Für besonders fleißige (oder gute und daher schnelle) Kandidaten gibt es dann als Schmankerl die zusätzliche Umsatzbeteiligung. Von einer Umsatzbeteiligung "vom ersten Euro an" halte ich nichts.

Grüße!
EK
 
G

Goldfinger

Guest
Meinem Vorredner kann ich nur beistimmen.

Es empfiehlt sich jedoch zu beachten, dass bei einer leistungsbezogenen Vergütung das nicht-leistungsbezogene Grundgehalt über 45 k€ p.a. , bevorzugt jedoch pro Monat und besonders bevorzugt pro Anmeldung und/oder Übersetzung liegen sollte. Sonst rückt der RR Phantom III in weite Ferne.
 
R

Rätselnder

Guest
Komisch, dass in diesem Teil des Forums immer so viel über Geld diskutiert wird. Ich für meinen Teil habe in der Kandidatenzeit festgestellt, dass der Beruf des Patentanwalts für mich - wie vorher nur grob vermutet - tatsächlich genau richtig ist und mich auch täglich auf's neue herausfordert. Wer nur auf viel Geld scharf ist, dem macht der Beruf des Patentanwalts vielleicht gar keinen Spaß, so dass die Motivation fehlt, der Arbeitswille und irgendwann auch der erzielte Umsatz. Wem es aber Spaß macht, der ist motiviert und kann je nach Arbeitswillen mehr oder weniger arbeiten, sein Einkommen in realistischen Bereichen selbst bestimmen und braucht keine Magengeschwüre oder dergleichen in Kauf zu nehmen. Die Durststrecke in der Kandidatenzeit geht auch vorüber, die meisten Kandidaten haben vor ihrer Ausbildung mehr verdient als während der Ausbildung (ich auch...).

Ist natürlich nur meine Meinung und soll allgemein für alle Geld-Diskussionen stehen und nicht nur speziell als Antwort auf die ironische Aussage meines Vorredners gelten.
 
P

PatundPatachon

Guest
Rätselnder schrieb:
Ich für meinen Teil habe in der Kandidatenzeit festgestellt, dass der Beruf des Patentanwalts für mich - wie vorher nur grob vermutet - tatsächlich genau richtig ist und mich auch täglich auf's neue herausfordert. Wer nur auf viel Geld scharf ist, dem macht der Beruf des Patentanwalts vielleicht gar keinen Spaß, so dass die Motivation fehlt, der Arbeitswille und irgendwann auch der erzielte Umsatz. Wem es aber Spaß macht, der ist motiviert und kann je nach Arbeitswillen mehr oder weniger arbeiten, sein Einkommen in realistischen Bereichen selbst bestimmen und braucht keine Magengeschwüre oder dergleichen in Kauf zu nehmen.
Mir geht es genau wie Dir, nämlich dass ich im nachhinein festgestellt habe, dass dieser Beruf für mich ziemlich perfekt ist und mir eine Menge Spass macht. Das muss aber doch nichts damit zu tun haben, ob man sich hier zu Vertragsmodalitäten erkundigt. Für einen Anfänger (und auch für manchen Fortgeschrittenen) kann es eben ziemlich schwierig sein, den von Dir genannten "realistischen Bereich" einzugrenzen, und da helfen dann Erfahrungswerte von anderen weiter. Klar gibt es über so etwas, was handfest genannt und gefragt werden kann, mehr Diskussionen als über den Spass an der Arbeit - wie will ich den messen und mit jemand anderem vergleichen, und wieso? Mir macht die Arbeit Spass, ich bin zufrieden, was soll ich da mehr sagen. Und zu den übrigen Rahmenbedingungen für dieses Vergnügen hat mir dieses Forum schon oft weitergeholfen.

Dem OP kann ich allerdings auch nicht weiterhelfen, weil ich keine Umsatzbeteiligung habe. Klingt aber sehr interessant, solange das Grundgehalt gesichert ist.
 
G

GAST_DELETE

Guest
Rätselnder schrieb:
Komisch, dass in diesem Teil des Forums immer so viel über Geld diskutiert wird. Ich für meinen Teil habe in der Kandidatenzeit festgestellt, dass der Beruf des Patentanwalts für mich - wie vorher nur grob vermutet - tatsächlich genau richtig ist und mich auch täglich auf's neue herausfordert. Wer nur auf viel Geld scharf ist, dem macht der Beruf des Patentanwalts vielleicht gar keinen Spaß, so dass die Motivation fehlt, der Arbeitswille und irgendwann auch der erzielte Umsatz. Wem es aber Spaß macht, der ist motiviert und kann je nach Arbeitswillen mehr oder weniger arbeiten, sein Einkommen in realistischen Bereichen selbst bestimmen und braucht keine Magengeschwüre oder dergleichen in Kauf zu nehmen. Die Durststrecke in der Kandidatenzeit geht auch vorüber, die meisten Kandidaten haben vor ihrer Ausbildung mehr verdient als während der Ausbildung (ich auch...).

Ist natürlich nur meine Meinung und soll allgemein für alle Geld-Diskussionen stehen und nicht nur speziell als Antwort auf die ironische Aussage meines Vorredners gelten.
Naja, es ist schon nicht ganz falsch, sich über die wirtschaftlichen Möglichkeiten eines Berufs kundig zu machen bevor man ihn denn ergreift.
Tatsächlich kann auch ein wirtschaftlicher Anreiz einen Teil der Motivation ausmachen. Warum werden sonst in Unternehmen oft erfolgsabhängige Provisionen gezahlt?
Insbesondere in einem Beruf, für den nach einem Universitätsstudium erst nochmal drei Jahre Ausbildung absolviert werden müssen, sollte man sich meiner Meinung nach sehr wohl über die wirtschaftliche Realität im Klaren sein. Die tollste Motivation nutzt bei leerer Kasse schliesslich auch nichts.

Ausserdem glaube ich nicht, dass man automatisch keinen Spass an der Sache hat, nur weil man sich auch für die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen interessiert.

Zur Frage oben:
Umsatzbeteiligung kann zwar interessant sein, allerdings würde ich dazu raten, so etwas erst nach dem zweiten Jahr zuzulassen da sonst die Gefahr gross ist, dass aufgrund von ökonomischen Zwängen die Ausbildung zu kurz kommt. Die Erfahrung zeigt, dass es im Berufsleben später immer schwieriger wird, Zeit mit Ausbildung zu verbringen. Daher sollte man meiner Ansicht nach mit einer Umsatzbeteiligung für Kandidaten eher vorsichtig sein.
 
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