Fragen zur Ausbildung zum Patentanwalt

Andreas

Schreiber
Hallo,

ich (33 Jahre, Dipl. Ing. E-Technik) ueberlege seit einiger Zeit, eine Ausbildung zum Patentanwalt zu beginnen und bin auch eifriger Leser dieses Forums. Das ich mit 33 Jahren zwar nicht mehr zu den jungsten Kandidaten gehoere, aber das Alter sicherlich noch im Rahmen liegt, wurde ja schon vielfach diskutiert.

Meine Fragen:
1. Ich wuerde gerne ein kurzes Hospitz (z.B. 1 Woche) in einer Patentanwaltskanzlei machen, um einen kurzen Einblick in das Berufsleben eines Anwaltes zu bekommen. Hat jemand so etwas schon einmal gemacht oder kann mir eine Kanzlei (am liebsten im Raum Muenchen oder Duesseldorf) nennen, wo diese Moeglichkeit besteht?
2. Wie hoch sind eigentlich die Durchfallsquoten bei den verschiedenen Pruefungen (Hagen, aber vor allem beim deutschen und europaeischen Patentamt)? Ich habe gehoert, das bei der Pruefung zum europaeischen Patentanwalt die Durchfallsquote bei deutlich ueber 50 % liegt. Stimmt das?

Ueber Anworten wuerde ich mich sehr freuen!

Andreas
(andreas.steinhorst[img]http://files.carookee.com/img/clear.gif[/img]@[img]http://files.carookee.com/img/clear.gif[/img]gmx[img]http://files.carookee.com/img/maildot.gif[/img]de)
 
F

Fred

Guest
Andreas schrieb:
Ich habe gehoert, das bei der Pruefung zum europaeischen Patentanwalt die Durchfallsquote bei deutlich ueber 50 % liegt. Stimmt das?
Oh ja, liegt klar über 50%. Aber man kann so oft antreten, wie man will und behält das, was man geschafft hat. Irgendwann schafft es fast jeder, der nicht resigniert.
 
R

Robby

Guest
Das Resignieren ist auch der Hauptgrund bei Abbrechern. Wirklich "Rausgeprüft" wird selten bis nie. Manche hören bereits während der Kandidatenzeit ganz auf, andere geben die EPA-Prüfung irgendwann auf und machen dann Kollegenarbeit oder schaffen es trotzdem Partner zu werden und und und. Das ist ein weites Feld.... Deine Idee mit dem Reinschauen ist nicht schlecht, ich denke aber, dass das Zuschauen nur begrenzt Einblick gibt. Ich empfehle die EPA-Online-Akteneinsicht, um zu sehen, wie die üblichen Schriftsätze, die man tausendfach abfassen muss, so aussehen.

http://ofi.epoline.org/view/GetDossier?dosnum=&lang=DE

Such Dir in der DPMA (www.dpma.de) - Suche ein junges EP-PAtent Deines Fachbereichs und schau Dir beim EPA die Schriftsätze (Ansprüche, Beschreibung, Bescheidserwiderung) an. Solche Texte sind nicht jedermanns Sache.
 
A

Andreas

Guest
@Robby:
Vielen Dank, ich habe schon versucht, an solche Beispiele heranzukommen, werde den Hinweis auf jeden Fall befolgen.

@Alle:
Noch zwei Fragen zum sog. Gemeinschaftspatent:
Ich habe auf der Seite www.gemeinschaftspatent.org gelesen, dass das EPA in Muenchen ab 2005 Gemeinschaftpatente erteilen kann, fuer Patentstreitigkeiten ist das europaeische Patentgericht in Luxemburg zustaendig. Meine Fragen:
1. Kann man schon absehen, ob und wenn ja, welche Auswirkungen das Gemeinschaftspatent auf das Berufsbild eines deutschen Patentanwaltes haben wird? Werden nicht mit der Zeit die Aufgaben eines deutschen Patentgerichtes voellig im europaeischen Patentwesen aufgehen?
2. Hat ein Patentanwalt eigentlich mit Patentstreitigkeiten z.B. am europaeischen Patentgericht noch etwas zu tun oder ist das dann eher Sache von 'normalen' Wirtschaftsanwaelten?

Schon einmal vielen Dank fuer Eure Antworten!

Andreas
 
J

Johnny

Guest
Andreas schrieb:
Noch zwei Fragen zum sog. Gemeinschaftspatent:
Ich habe auf der Seite www.gemeinschaftspatent.org gelesen, dass das EPA in Muenchen ab 2005 Gemeinschaftpatente erteilen kann, fuer Patentstreitigkeiten ist das europaeische Patentgericht in Luxemburg zustaendig. Meine Fragen:
1. Kann man schon absehen, ob und wenn ja, welche Auswirkungen das Gemeinschaftspatent auf das Berufsbild eines deutschen Patentanwaltes haben wird? Werden nicht mit der Zeit die Aufgaben eines deutschen Patentgerichtes voellig im europaeischen Patentwesen aufgehen?
2. Hat ein Patentanwalt eigentlich mit Patentstreitigkeiten z.B. am europaeischen Patentgericht noch etwas zu tun oder ist das dann eher Sache von 'normalen' Wirtschaftsanwaelten?
1) Vom Gemeinschaftspatent wird seit 25 Jahren geredet, aber ich glaube erst dann daran, wenn ich die erste veröffentlichte Anmeldung auf dem Schreibtisch liegen habe. Das Gemeinschaftspatent wird m.E. nicht das Europäische Patent verdrängen. Nicht jeder braucht ein Patent in Malta und Estland, und will die Übersetzung der Ansprüche in diese eher seltenen Sprachen bezahlen (so sieht es jedenfalls zur Zeit aus mit der Sprachenregelung, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das ändert, weil irgendein Bürger, der wegen Patentverletzung in Anspruch genommen wird, immer beim Europäischen Menschengerichtshof vorbringen kann, er habe das Patent nicht lesen können, weil die Ansprüche, die den Schutzbereich definieren, nicht in seiner Amtssprache abgefasst waren).
Über konkrete Auswirkungen auf den PA Beruf kannlan also noch nicht viel sagen. Im Übrigen ist die europäische Eignungsprüfung auch heute schon sehr sehr nützlich !
2) Das wird wohl gerade verhandelt und ist noch nicht klar. Wenn Rechtsanwälte Schaltpläne lesen können und verstehen, warum sich in der Gasphase die i-Butyl-Gruppe rechtsrum und nicht linksrum an einen bestimmten Heterozyklus ansubstituiert, dann brauchts in der Tat keine PAs mehr...... ich glaube, das ist wirklich nicht das Problem der Zukunft ! Mach dir deswegen keine Sorgen !
 
G

grunz

Guest
Hospitieren ist eine gute Sache, habe ich auch mal zwei Wochen meines Lebens gemacht. Der Einschnitt ist doch ziemlich hart, als Ingenieur sein Leben ganz dem Papier zu widmen.
Jeder der Kandidaten sucht, sollte auch einen Praktikanten brauchen können. Bezahlung solltes Du natürlich nicht erwarten. Bei mir war das agreement dergestalt, dass ich an allem beteiligt werde, was gegen den Mandanten abgerechnet werden kann. War aber natürlich nicht viel.
Wenn's gut läuft hast Du auch gleich ein verlängertes Vorstellungsgespräch und siehst ziemlich viele Interna. Da weist Du dann wenigstens, woran Du bist.

Durchfallquote: Hagen, erste Klausur 10%, nach der Widerhohlung dann nahe 0. Zweite Klausur: Ich kenne eine Kandidaten, die hat's dann auch in der Widerhohlung gepackt.
Deutsche PA-Prüfung ist ähnlich.
EPA: 60% der Erstteilnehmer fallen durch (CEIPI, 2002) und kommen im Schnitt noch 3 mal wieder bis sie bestanden haben. Es gibt in einer Münchner Kanzlei einen Partner, der hat den C-Teil dieses Jahr im 7. oder 8. Versuch geschafft....

In Industriepatentabteilungen kommt man i.d.R. auch mit einer Ausbildung aus, wenn man nicht Abteilungsleiter werden will. Möglichkeiten gibt es also auch dann genug, wenn man beim EPA mal resigniert. Aber ein scheitern sollte man an dieser Stelle schon einkalkulieren. Leben kann man von dem Beruf trotzdem, Millionär wird man eher nicht mehr.
 
G

GAST_DELETE

Guest
grunz schrieb:
In Industriepatentabteilungen kommt man i.d.R. auch mit einer Ausbildung aus, wenn man nicht Abteilungsleiter werden will.
Für deutsche Tochterfirmen ausländischer Mutterkonzerne ist es vorteilhaft, den deutschen PA zu haben, da man sonst nicht den Mutterkonzern vertreten kann, für den man in der Regel agiert.
 
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