Allg. Erfolg beim Vorstellungsgespräch (PA-Kandidat Fachrichtung Chemie)

ZidaneTribal

Schreiber
Guten Tag, ich bin baldiger promovierter Chemiker und hatte bisher zwei Vorstellungsgespräche als Patentanwaltskandidat der Fachrichtung Chemie in verschiedenen Kanzleien. Jedoch wurde ich nicht in die nächste Runde eingeladen. In den meisten Bewerbungen wurde ich überhaupt nicht zu einem ersten Vorstellungsgespräch geladen. Die Gründe für die Absage waren, dass ein geeigneterer Kandidat gefunden wurde. Ich habe Auslandssemester und Industriepraktikum zusätzlich zu meiner Promotion, die ich mit vier Publikationen abschließen werde. Weiter verbessern kann ich mich kurzfristig nicht mehr.

Habt ihr ein paar Vorschläge, wie ich die Erfolgschancen beim Bewerbungsgespräch erhöhen könnte?
 
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locke

Schreiber
Lieber ZidaneTribal,
als Ingenieur des Maschinenbaus kann ich wenig erhellendes zu Chemie-spezifischen Dingen beitragen. Fachunabhängig habe ich zwei Anmerkungen, die Dir vielleicht behilflich sein können:

1. Wenn Du gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch eingeladen wirst, würde ich einen kritischen Blick auf meine Bewerbungsunterlagen werden. Geht aus dem Lebenslauf gut und übersichtlich hervor was Du gemacht hast und nimmt er (soweit als möglich) Bezug zur Stellenausschreibung? Ist das Anschreiben schlüssig, schön formuliert und fehlerfrei? Da der Patentanwalt mit dem Schreiben sein Geld verdient, hat das Anschreiben als erste Arbeitsprobe womöglich mehr Gewicht als in anderen Branchen.

2. Deine formale Qualifikation (Studium, Promotion, Praktika) scheinen wohl eher nicht das Problem zu sein - ich denke daher nicht, dass Du mit einem weiteren Unternehmenspraktikum Deine Chancen erhöhen kannst. Im Vorstellungsgespräch geht es primär darum die Gegenseite davon zu überzeugen, dass man a) eine Ahnung hat auf was man sich da einlässt, b) wirklich Patentanwalt werden möchte, c) geeignet ist Patentanwalt zu werden und d) ein Typ ist mit dem man gut und gerne zusammenarbeitet. Bezogen auf all diese Aspekte würde ich mir Gedanken machen, mit welchen Anekdoten bzw. Argumenten ich darauf hinwirken kann, mein Gegenüber zu einer Einschätzung in meinem Sinne zu bewegen.

Beste Grüße

Locke
 

Love Patent

Schreiber
Sie könnten versuchen einige Grundlage im Bereich des Patentrechts zu erwerben und dadurch Ihre Kandidatur verstärkern. Lesen Sie (ganz oberflächlich) ein Fachbuch durch und gehen Sie zum nächsten Gespräch mit dem Wissen, was Neuheit und erfinderische Tätigkeit unter EP Patentrecht heisst.
 

Randalara

Schreiber
Hallo ZidaneTribal,

Ich komme zwar aus einer anderen Fachrichtung, aber ich kann mich da locke anschließen. An deinem akademischen Weg ist absolut nichts auszusetzen und liest schon sehr gut.

Wenn du nicht zu Vorstellungsgesprächen eingeladen wirst, liegt es an den Bewerbungsunterlagen und wie du da rüber kommst. Rechtschreibung, Grammatik aber auch Rhetorik spielen da eine große Rolle. Gerade das Anschreiben ist dein Weg um herauszustechen und Werbung für dich zu machen. Da geht es nicht nur darum was du schon gemacht hast (steht im Lebenslauf) und wie geil die Kanzlei ist (das wissen die selber), sondern primär darum warum du die Ausbildung Patentanwalt machen willst und wie du dir die Arbeit vorstellst und inwiefern deine Persönlichkeit + Softskills + dein wissenschaftliches Wissen DIE Wombo-Combo für den Job sind.

Bei den Bewerbungsgespräche, die ich hatte, ging es weniger um meinen naturwissenschaftlichen/technischen Background sondern eher darum ob ich mich mit der Ausbildung und dem Beruf beschäftigt habe und dann kam der Fokus schnell auf meine Softskills. Diese darf man nicht unterschätzen da man schließlich in diesem Job auch mit Menschen zusammenarbeiten und kommunizieren muss und der Patentanwalt an und für sich ist ein Dienstleister seiner Klienten gegenüber.

Ich hoffe das kann dir ein bisschen weiterhelfen.

Randalara
 

Matthias75

SILBER - Mitglied
Ein "geeigneterer Kandidat" bedeutet nicht zwangsläufig, dass dieser die bessere akademische Laufbahn vorzuweisen hat, sondern, dass dieser - aus Sicht der Kanzlei - die besseren Voraussetzungen für die Ausbildung zum Patentanwalt mitbringt.

Neben den oben genannten Punkten kann das z.B. sein:
- Erfahrung im Patentwesen (Praktika in Kanzlei, Erfahrung mit eigenen Erfindungen/Anmeldungen,...),
- ein möglichst gutes allgemeines technisches Wissen und Verständnis (zumindest im technischen bzw. Maschinenbaubereich) oder
- die Fähigkeit technische Sachverhalte gut darstellen zu können.

Wenn ein potentieller Kandidat schon Praktika im Patentwesen vorzuweisen hat oder vielleicht schon eine eigene Anmeldung eingereicht hat, zeugt das natürlich davon, dass der Kandidat sich schon länger mit dem Gedanken der Patentanwaltsausbildung auseinandergesetzt hat und auch davon, dass er weiß, worauf er sich einlässt. Das kann das Risiko für die Kanzlei senken, dass der Kandidat abbricht, weil ihm das Patentwesen doch nicht liegt. Wenn man solche Erfahrungen nicht vorweisen kann, ist es vermutlich noch wichtiger, in den Bewerbungsunterlagen darzulegen, warum man Patentanwalt werden will und dass man weiß, worauf man sich einlässt.

Die beiden anderen Punkte lassen sich allerdings nur bedingt in den Bewerbungsunterlagen abbilden.

Ein breites technisches Wissen bzw. ein breites Wissen auf dem jeweiligen Tätigkeitsfeld lässt sich vielleicht noch durch entsprechende Zeugnisse oder Schulungsnachweise belegen. Bei mir wurde z.B. auch schon einmal ein ausführliches Zeugnis Unizeugnis nachgefordert. Nicht wegen der Noten, sondern, um zu sehen, welche Fächer/Fachkombinationen ich belegt habe.

Gerade aber das Verständnis bzw. die Auffassungsgabe für einen Sachverhalt sowie die Fähigkeit, diesen einfach und präzise darzustellen bzw. auf den Punkt zu bringen, wird auch gerne in Bewerbungsgesprächen abgefragt. Das kann z.B. durch entsprechende kurze Aufgaben erfolgen oder aber auch durch Fragen im Laufe des Gesprächs. Das könnte z.B. ein Punkt sein, auf den man sich vorbereiten kann.

M.
 
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